Bremen trifft zweimal in der Nachspielzeit und gewinnt in Sinsheim. Huntelaar verschießt vierten Elfmeter in Folge und siegt dennoch.

Zuzenhausen. Rückkehrer Claudio Pizarro hat Werder Bremen bei seinem Kurz-Comeback direkt zum Sieg verholfen. 20 Tage vor seinem 37. Geburtstag kam der peruanische Stürmer und Ex-Bayern-Profi beim 3:1 (1:0) bei 1899 Hoffenheim zu einem Neun-Minuten-Einsatz - und bereitete den entscheidenden Treffer von Anthony Ujah (90.+2 Minute) vor. Wenig später setzte Zlatko Junuzovic (90.+3) den Schlusspunkt.

Der österreichische Nationalspieler hatte die Gäste am Sonntag in der 44. Minute in Führung gebracht. Hoffenheims chilenischer Neuzugang Eduardo Vargas glich zunächst aus (49.). Damit legte die TSG im achten Jahr in der Fußball-Bundesliga ihren schwächsten Saisonstart hin und ist nach vier Spielen weiter sieglos.

„Wir müssen ruhig bleiben und das trotzdem knallhart analysieren. Uns muss bewusst sein, dass so eine Leistung nicht reicht“, sagte 1899-Torwart Oliver Baumann. Werder bleibt damit ein Angstgegner für Hoffenheim: Nur eines der vergangenen 14 Duelle gegen Bremen konnten die Kraichgauer für sich entscheiden; das letzte Erfolgserlebnis datiert vom 21. August 2010 (4:1).

Eichin und Skripnik begeistert von Pizarro

„Was Claudio wert sein kann, hat man eindrucksvoll gesehen“, sagte Werder-Manager Thomas Eichin im TV-Sender Sky. Trainer Viktor Skripnik konstatierte: „So einen Typen zu haben, kann helfen.“

Pizarro - mit 176 Treffern erfolgreichster ausländischer Torschütze im Oberhaus - musste erstmal wie erwartet auf der Bank Platz nehmen. Er war erst am Dienstag ins Training eingestiegen. „Wir müssen so weiter kämpfen wie heute, dann können wir noch viel ereichen“, sagte Pizarro und verriet: „Ich habe gedacht, ich spiele ein bisschen länger.“ Die Gäste mischten vor 28 312 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena von Anfang an flott mit, zeigten sich zunächst einen Tick wacher und lauffreudiger.

Vor allem Junuzovic belebte das Spiel seiner Mannschaft und schuf mit einem Freistoß aus dem Halbfeld auch die erste Chance: Aron Johansson köpfte allerdings am linken Pfosten vorbei (8.). Nach einer knappen halben Stunde fehlten Junuzovic selbst einige Zentimeter bei einem Aufsetzer.

1899-Neuzugang Vargas kommt und trifft

Bei den Hoffenheimern saß Nationalspieler Sebastian Rudy wieder einmal draußen: Eugen Polanski und Kapitän Pirmin Schwegler bildeten die Absicherung hinter der Offensive. Diese Abteilung fiel allerdings lange nicht groß auf: Kevin Volland fehlt weiterhin einfach ein kongenialer Mitspieler wie der zum FC Liverpool abgewanderte 41-Millionen-Euro-Mann Roberto Firmino. Ex-Nationalstürmer Kevin Kuranyi, weiter ohne Treffer für seinen neuen Arbeitgeber, konnte sich selten in Szene setzen.

So hatten die Bremer die Partie weitgehend im Griff - und nutzten dann ihre Chance: Hoffenheims Innenverteidiger Fabian Schär versuchte mit der Hacke zu klären, von Ujah sprang der Ball zu Junuzovic und der zog entschlossen ins rechte untere Toreck ab - das 1:0.

TSG-Coach Markus Gisdol brachte nach der Pause Vargas und den Ex-Freiburger Johanthan Schmid für die enttäuschenden Kuranyi und Steven Zuber. Damit kam plötzlich Schwung in die Hoffenheimer Aktionen. Nach einem Zuspiel von Mark Uth stand Vargas frei vor Werder-Keeper Felix Wiedwald und schoss ganz souverän ein. Schär und Volland vergaben kurz danach Einschussmöglichkeiten zur Führung - Hoffenheim war erwacht. In der zunehmend hektischen, aber nicht unbedingt hochklassigen Begegnung feierten die Werder-Fans in der 82. Minute dann mit Sprechchören Pizarro, der erstmals seit 2012 wieder das grüne Trikot trug. Ein Kopfballtreffer des Peruaners wurde zunächst nicht gegeben, weil er sich aufgestützt hatte. Wenig später legte er für Ujah auf - und ließ Bremen jubeln.

Huntelaar verschießt Elfmeter und trifft zum Sieg

In der zweiten Sonntagspartie stellte Klaas-Jan Huntelaar erst einen unrühmlichen Bundesliga-Rekord ein, dann führte er seine Mannschaft doch noch zurück in die Erfolgsspur. Der Niederländer verschoss zunächst seinen vierten Elfmeter in Folge (4.), dann ebnete er den Königsblauen mit seinem 70. Bundesligator (61.) den Weg zum 2:1 (1:1) gegen den 1. FSV Mainz 05.

Im ersten Spiel nach dem Verkauf des Weltmeisters Julian Draxler für 35 Millionen Euro plus Zuschläge an den VfL Wolfsburg meldeten sich die Gelsenkirchener mit einer starken Leistung und viel Angriffsschwung zurück, ließen bis auf Joel Matips Führungstreffer (37.) aber lange Zeit allerbeste Torchancen aus. Erst Huntelaars 2:1 aus spitzem Winkel entschied das Spiel und sorgte vier Tage vor dem Auftakt in der Europa League auf Zypern gegen Apoel Nikosia für Beruhigung am Schalker Markt. Für die Mainzer hatte Yunus Malli (42.) den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.

"Das fühlt sich bitter an. Wir hätten mindestens einen Punkt mitnehmen können. Wir haben die Anfangsphase verpennt und viele Zweikämpfe verloren, bei Standards waren wir anfällig", sagte Malli bei Sky.

Meyer ersetzt Draxler

Für Draxler, der am Sonnabend sein Debüt für Wolfsburg gegeben hatte, kam Max Meyer erstmals in dieser Saison von Beginn an zum Einsatz. Pierre-Emile Höjbjerg, die Leihgabe von Bayern München, saß auf der Bank. Weltmeister Benedikt Höwedes fehlte nach langer Verletzungspause und seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining noch im Kader. Mainz-Trainer Martin Schmitt konnte Abwehrspieler Leon Balogun, der verletzt von seiner Länderspielreise mit Nigeria zurückgekommen war, wieder einsetzen.

Die Chance zur frühen Schalker Führung ließ Huntelaar aus. Nach einem Foul von Daniel Brosinski an Dennis Aogo scheiterte der Niederländer mit seinem Elfmeter an Torhüter Loris Karius. Die Königsblauen waren nur kurz schockiert und machten mit viel Druck, Tempo und Torchancen fast im Minutentakt weiter. Erneut Huntelaar (12.), Leon Goretzka (19.) und Joel Matip (20. und 22.) ließen ihre Möglichkeiten ungenutzt.

Die Gäste waren sichtlich beeindruckt vom starken Schalker Start und brauchten eine halbe Stunde, um sich erstmals gefährlich dem gegnerischen Tor zu nähern. Yunus Malli verfehlte knapp das Ziel (32.). Die längst überfällige Führung der Königsblauen war das Ergebnis einer Standardsituation: Nach der vierten Ecke von Johannes Geis traf Matip per Kopf.

Malli trifft zum achten Mal in diesem Jahr

Im Gegenzug scheiterte der Ex-Schalker Christian Clemens am stark reagierenden Schlussmann Ralf Fährmann (38.). Beim Ausgleich war der Keeper machtlos, als Malli nach einem Pfostenschuss von Clemens abstaubte. Es war bereits das achte Tor des Mainzers in diesem Jahr.

Nach der Pause spielten die Gastgeber nicht mehr ganz so druckvoll, hatten das Spiel aber weiter im Griff. Nachdem Eric Maxim Choupo-Moting am starken Karius gescheitert war, nutzte Huntelaar seine dritte hochkarätige Chance zu seinem 108. Pflichtspieltor für Schalke.

Beste Spieler der Gastgeber waren Matip und Goretzka. Für Mainz überzeugten Karius und Malli.