Berlin. Einem Schweizer Fernseh-Bericht zufolge soll der Noch-Präsident der Fifa TV-Übertragungsrechten unter dem Marktwert verkauft haben.

Joseph Blatter könnte neuer Ärger drohen. Der 79 Jahre alte Noch-Präsident des Fußball-Weltverbandes soll einem Schweizer Fernseh-Bericht zufolge vor zehn Jahren TV-Übertragungsrechte unter dem Marktwert verkauft haben. Der im Februar 2016 aus dem Amt scheidende Blatter hat den Vertrag mit dem damaligen Chef der karibischen Fußball-Union (CFU), Jack Warner, abgeschlossen und laut dem Bericht des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) auch unterzeichnet.

Demzufolge verkaufte Blatter die Übertragungsrechte für die WM in Südafrika für 250.000 Dollar, die für die WM in Brasilien für 350 000 Dollar. Warner soll die TV-Übertragungsrechte zwei Jahre später nach Schätzungen in Medien für 15 bis 20 Millionen Dollar wieder weiterverkauft haben.

Der Deal werfe die Frage auf, ob das ein Freundschaftspreis gewesen sei oder ein kaufmännisch korrekt berechneter Preis, sagte die Rechtsprofessorin und Korruptions-Expertin Monika Roth in dem Bericht. Sie meinte, die Bundesanwaltschaft müsse nun ermitteln. Laut dem TV-Beitrag wollte die Bundesanwaltschaft aber keine Stellung nehmen.

Informationen am Montag

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Der Fußball-Weltverband rechtfertigte sein Vorgehen in einer Stellungnahme. „Fifa hat mit dem karibischen Fussballverband (CFU) am 12. September 2005 einen Vertrag betreffend Fernsehübertragungsrechte abgeschlossen. Gestützt auf diesen Vertrag sollte die Fifa nicht nur eine fixe Lizenzzahlung, sondern auch eine Gewinnbeteiligung in der Höhe von 50% aller Unterlizenzeinnahmen erhalten. Der Vertragspartner CFU hat dann aber die Zahlungspflichten nicht erfüllt sowie diverse weitere Vertragsverletzungen begangen“, teilte die Fifa am Sonnabend mit. Zu Warner wollte sich der Weltverband nicht äußern, weil dieser in den Vereinigten Staaten unter Anklage stehe.“

Der 72-Jährige steht unter Korruptionsverdacht. Die USA hatte Trinidad und Tobago offiziell um die Auslieferung von Warner ersucht. Er gehörte von 1983 bis 2011 der Exekutive des Weltverbandes an und war auch Präsident des Verbandes von Nord- und Mittelamerika (Concacaf). Warner hat alle Anschuldigungen gegen sich zurückgewiesen.

An diesem Montag werden in Zürich die höchsten Staatsanwälte der USA und der Schweiz Auskunft zum Stand ihrer Ermittlungen gegen die ehemaligen hochrangigen Fußball-Funktionäre geben. Die amerikanische Generalbundesanwältin Loretta Lynch und der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber werden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Fragen beantworten.

„Ich weiß, was ich getan habe, was ich nicht getan habe“

Blatter hatte nach dem schwersten Korruptionsskandal in der Fifa-Geschichte seinen Rückzug angekündigt. Er war vorher für eine fünfte Amtszeit wiedergewählt worden. Immer wieder beteuerte Blatter seine persönliche Unschuld in dem Skandal.

„Ich weiß, was ich getan habe, was ich nicht getan habe. Ich habe mein Gewissen, und ich weiß, dass ich ein ehrenwerter Mann bin. Ich bin sauber“, hatte er in einem Ende August veröffentlichten Interview des britischen Senders BBC gesagt. Es gebe keine Korruption im Fußball, es gebe Korruption bei Einzelpersonen.

Blatters Nachfolger wird am 26. Februar 2016 gewählt. Favorit auf den Fifa-Chefposten ist bislang der Franzose Michel Platini, derzeit Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa).