Glasgow. Wieder ein Doppelpack des Münchners – nach dem Sieg gegen Schottland steht die deutsche Nationalmannschaft vor der EM-Qualifikation.

Wenn man es nicht besser wissen würde, müsste man sagen: Der liebe Gott meint es dieser Tage nicht besonders gut mit den Schotten. Erst die Odyssee nach der Niederlage in Georgien (0:1). Vier Stunden Verspätung des Fliegers und dann sieben durch die Nacht nach Hause mussten die armen Teufel über sich ergehen lassen, dass der schottische Nationaltrainer Gordon Strachan danach von „ausgelaugten Körpern“ seiner Spieler sprach. Und nun, vor der EM-Qualifikationspartie gegen den Weltmeister Deutschland am Montag in Glasgow, stand die Elf auch noch ewig im Stau. Manchmal läuft’s halt nicht.

Bei den Deutschen lief es zuletzt ja eigentlich wieder ziemlich gut, und dennoch sahen die 52.063 Zuschauer im ausverkauften Hampden Park ein paar seltsame Launen des Fußballgottes. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw siegte zwar knapp mit 3:2 (2:2) gegen Schottland dank Thomas Müller, der mit seinem Doppelpack (18., 33. Minute) und seiner Vorlage zum Treffer von Ilkay Gündogan (53.) das DFB-Team auf die Gewinnerstraße brachte. Aber laufen, wie noch beim 3:1 gegen Polen, wollte es überhaupt nicht. Die bestenfalls drittklassigen aber aufopferungsvoll kämpfenden Schotten kamen zu zwei Treffern durch ein Eigentor von Mats Hummels (28.) und James McArthur (43.), und hielten die Partie bis zum Ende spannend.

+++ Das DFB-Team in der Einzelkritik +++

Die Qualifikation für die EM-Endrunde in Frankreich ist dennoch so gut wie sicher für Löws Elf. Deutschland steht mit nun 19 Punkten auf Platz eins in Gruppe D und hat bei noch zwei zu spielenden Partien vier Punkte Vorsprung auf die drittplatzierten Iren. Platz drei würde eine mögliche Play-off-Runde bedeuten. Irland gewann zeitgleich gegen Georgien. Nur bei einer irischen Niederlage wäre das deutsche Ticket sicher gewesen.

Gündogan stand in der Startelf, Bellarabi musste auf die Bank

Im Vergleich zum Polen-Spiel gab Löw dem Dortmunder Spielgestalter Gündogan den Vorzug von Karim Bellarabi. Auch Neuling Emre Can bekam nach seinem schwachen Debüt gegen Polen noch eine Chance als Rechtsverteidiger, sollte aber erneut keine gute Figur abgeben. Von ausgelaugten Körpern bei den Schotten war auf dem Rasen zunächst nicht viel zu sehen. Sie machten es Löws Team mit einer Fünfer- sowie einer Viererabwehrkette davor schwer. Da brauchte es schon etwas Ungewöhnliches. Und das Ungewöhnliche ist nun einmal Müllers Job. Der Münchner, der bereits beim 2:1 gegen die Schotten in Dortmund doppelt getroffen hatte, dribbelte sich unorthodox durch, zog aus 16 Metern ab und stolperte dabei fast. Doch weil sein Schuss von Russell Martin unhaltbar abgefälscht wurde, stand es 1:0 (18.).

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Vielleicht hatte der Fußballgott spätestens dann ein schlechtes Gewissen, als er Strachans Team einen möglichen Elfmeter verweigerte. Can hatte Charlie Mulgrew festgehalten und stand dabei auf der deutschen Strafraumgrenze. Aber es gab nur Freistoß. Den schoss Shaun Maloney mittig auf DFB-Keeper Manuel Neuer. Eigentlich ja kein Problem für den Welttorhüter. Aber wie verhext boxte Neuer den Ball ans Knie von Hummels, und von da sprang er ins Tor. 1:1 (28.). Auf der Ehrentribüne sprang Rod Stewart vor Freude in die Luft, der extra aus L.A. angereist war und sogar einen eigenen Parkplatz in der Arena besitzt.

Auf dem Rasen durfte Can seinen Fehler wieder gutmachen. Einen Schuss vom 21-Jährigen parierte Schottlands Keeper David Marshall direkt auf Müllers Kopf. Von da flog der Ball gegen den Innenpfosten und ins Netz zum 2:1 (33.). Ende von Fußballgottes Güte? Nicht ganz. Nach einem Stellungsfehler von Can gab es Ecke für Schottland. Die flog herein, James McArthur köpfte, und Neuer wirkte immer noch wie verhext. Halten konnte er den mittig platzierten Ball jedenfalls nicht. Wieder Ausgleich, 2:2 (43.). Neuer beschwerte sich, weil James Morrison ihm die Sicht versperrt hatte und nach seiner Auffassung im Abseits stand. Das aber hob Gündogan auf.

So ein Spielverlauf befeuerte die sensationelle Stimmung natürlich noch einmal. Da traf es sich gut, dass Gündogan kurz nach der Pause für einen Moment Stille im Rund sorgte. Ein Doppelpass mit Müller sezierte die schottische Abwehr, und der 24-Jährige schob zum 3:2 ein (53.). Wieder sprang der Ball vom Innenpfosten ins Tor und nicht heraus. Ein Schuss von Alan Hutton (66.) flog dann knapp vorbei. Am Ende meinte es der Fußballgott eben doch etwas besser mit Deutschland.

Schottland – Deutschland 2:3 (2:2)

+++ Der Spielverlauf zum Nachlesen im Liveticker +++

Schottland: Marshall – Hutton, R. Martin, Hanley, Mulgrew – McArthur, Brown (81. C. Martin) – Morrison, Maloney (60. Anya), Forrest (81. Ritchie) – Fletcher

Deutschland: Neuer – Can, Boateng, Hummels, Hector – Schweinsteiger, Kroos – Müller, Gündogan, Özil (90.+2 Kramer) – Götze (86. Schürrle)

Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)

Zuschauer: 52.000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Müller (18.), 1:1 Hummels (28./Eigentor), 1:2 Müller(34.), 2:2 McArthur (43.), 2:3 Gündogan (54.)

Gelbe Karten: Maloney, Morrison / –