New York. Haas wurde mit Sprechchören gefeiert und kämpfte bis zum Letzten, musste sich am Ende aber gegen den Spanier Verdasco geschlagen geben.

Tommy Haas kämpfte, brillierte - und wurde von den Fans mit Sprechchören gefeiert. Für ein Happy End auf der größten Tennis-Bühne der Welt reichte es trotzdem nicht. Der 37-jährige Haas scheiterte in der ersten Runde der US Open mit 6:3, 1:6, 7:6 (7:3), 3:6, 1:6 an Fernando Verdasco (Spanien).

Es war die siebte Niederlage von Haas im zehnten Match seit seinem Comeback nach 378-tägiger Verletzungspause wegen der vierten Schulter-OP. Die Leistung des ältesten Spielers im Einzel-Hauptfeld gab allerdings Anlass zur Hoffnung, dass Haas noch einmal an seine alte Form anknüpfen kann.

Die Fans auf Außencourt 5 jedenfalls feierten den ewigen Tommy, der bislang dreimal im Viertelfinale von Flushing Meadows gestanden hatte, immer wieder mit Sprechchören. Zum Beispiel, als ihm im zweiten Satz ein Passierschlag aus der Bedrängnis heraus zur 3:1-Führung gelang. Die Vorentscheidung fiel, als Haas im fünften Satz seinen Aufschlag zum 1:3 verlor.

Haas gehört noch längst nicht zum alten Eisen

Der Routinier wollte bei seiner 17. Teilnahme am schillerndsten aller Grand Slams beweisen, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Und das gelang dem Weltranglisten-506. in vielen Phasen des Matches gegen den Weltranglisten-42.

Zuletzt waren immer wieder Gerüchte aufgekommen, der Wahl-Amerikaner Haas könnte das gleißenden Rampenlicht im Big Apple nutzen, um das Racket nach 20 Jahren in der Knochenmühle Profitour endgültig an den Nagel zu hängen.

Doch der große Kämpfer mit der feinen Technik denkt offenbar noch nicht an die Rente. „2016 möchte ich auf jeden Fall nochmal für Deutschland antreten“, sagte Haas, der zum vorläufigen und erweiterten „Tennis Team Rio“ des DTB gehört.

Bestätigung für eine etwaige Verlängerung seiner Abschiedstour erhielt der „ewige Tommy“ in den vergangenen Tagen zu Hauf. Seine Trainingseinheiten im Corona Park verfolgten meist viele Fans, die besonders die Punkte von Haas lautstark bejubelten.

Gut möglich allerdings ebenso, dass sich am Montag ein Kreis geschlossen hat. Auch bei seiner ersten US-Open-Teilnahme 1996 war Haas in der ersten Runde gescheitert.

Nur wenige glauben wirklich, dass er noch einmal als Profi an die Stätte zurückkehrt, an der er insgesamt dreimal (2004, 2006, 2007) im Viertelfinale stand.

„Ich traue ihm noch einiges zu“

Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann indes rechnet nicht damit, dass Haas nach dieser Saison seine Karriere beendet. „Ich glaube, dass er weitermacht. Ich traue ihm auch noch einiges zu“, sagte Kohlmann dem SID und fügte an: „Mit seinem Willen wird es Tommy schaffen, auf seine Art zurückzukommen.“

Auch sein Trainer Alexander Waske sieht die ehemalige Nummer zwei der Weltrangliste gerüstet für mehr: „Man muss lange suchen, um jemanden in Tommys Alter zu finden, der so athletisch ist“, meinte Waske.

Doch das große Problem ist nicht die konditionelle Verfassung von Haas, sondern seine mittlerweile viermal operierte rechte Schulter. Im Rennen gegen die Uhr läuft die Zeit gegen den gebürtigen Hamburger mit den Wohnsitzen Florida und Kalifornien. „Ich brauche einfach Geduld. Jedes Match, jeder Sieg hilft mir enorm“, sagt Haas, dessen einst so zielführender Aufschlag zuletzt nur noch selten die 180-Stundenkilometer-Marke erreichte.

Am Dienstag greifen die deutschen Hoffnungsträgerinnen Angelique Kerber (Kiel/Nr. 11), Andrea Petkovic (Darmstadt/Nr. 18) und Sabine Lisicki (Berlin/Nr. 24) ins Geschehen ein. Bei den Männern kommt es zum Duell zwischen dem Augsburger Philipp Kohlschreiber (Nr. 29) und dem 18 Jahre alten Qualifikanten Alexander Zverev (Hamburg).