Hamburg. Integration von Dirk Nowitzki ins deutsche Basketball-Nationalteam braucht noch Zeit. Mittwoch trainiert Team erstmals in Wilhelmsburg.

Mit der Vorfreude auf zwei freie Tage verabschiedete sich Dirk Nowitzki, 37, aus Bremen in den Kurzurlaub. Nach der ersten harten Trainingswoche mit den deutschen Basketballern und zwei Niederlagen bei seinem Comeback gegen Kroatien startet für den NBA-Superstar am Mittwochabend in Hamburg der Endspurt in der EM-Vorbereitung. „Wir müssen die Trainingseinheiten und die fünf Testspiele, die wir noch haben, maximieren und alles rausholen“, fordert der Würzburger, der heute wieder individuell mit Mentor und Entdecker Holger Geschwindner, 69, in seiner Heimatstadt an seinem Wurf feilen will.

Nach dem 63:80 gegen Kroatien am Sonntag in Bremen hat das gesamte Team von Bundestrainer Chris Fleming noch einiges zu tun, bevor von Freitag bis zum Sonntag in der Wilhelmsburger Inselparkhalle der Supercup gegen Lettland, Polen und die Türkei ansteht. Mit Blick auf die EM (5. bis 20. September) kommt Nowitzki zu einer realistischen Selbsteinschätzung: „Ich glaube, einige Mannschaften haben mehr Talent als wir. Aber wir müssen Kampfkraft zeigen, hinten gut stehen, und das heimische Publikum muss uns tragen.“

Bis zum EM-Start am 5. September in Berlin gegen Außenseiter Island gibt es vor allem vier Baustellen:
Nowitzki:
Als positives Fazit der beiden Niederlagen gegen Kroatien fiel auf, dass das deutsche Spiel nicht mehr von ihm abhängt. Schauten früher die vier Spielkameraden, was Nowitzki macht, initiiert nun NBA-Toptalent Dennis Schröder die deutsche Offensive. Noch ist Nowitzki verständlicherweise von seiner physischen und spielerischen Topform entfernt, häufig fehlt auch die Abstimmung. „Ich glaube, wir haben ihn als Team ganz schlecht ins Spiel gesetzt“, analysierte Fleming. So standen am Sonntag gegen Kroatien für Nowitzki nur sieben Punkte zu Buche, so wenige wie seit 2003 nicht mehr.
Spielsysteme:
Auch die Integration weiterer wichtiger Säulen hakt. Aufgrund der NBA-Regularien trainieren Schröder (Atlanta Hawks) und Tibor Pleiß (Utah Jazz) erst seit Anfang August mit dem Team, nach der erteilten Spielerlaubnis stand der gebürtige Slowake Anton Gavel erst in Kroatien erstmals bei einem Spiel auf dem Parkett. Fleming: „Da haben wir noch reichlich Arbeit vor uns. Der Supercup in Hamburg wird daher unglaublich wichtig.“
Offensive:
64, 59, 69, 68, 72 (nach Verlängerung), 63 – die Punktausbeute genügt bisher nicht internationalen Ansprüchen. Gerade für eine dicht gestaffelte Defensive wie von Kroatien muss das deutsche Team einen Plan B entwickeln. „Gegen die Zonenverteidigung hatten wir Probleme“, sagt Nowitzki. „Immer wenn das Spiel langsam ist, wird es sehr schwer für uns.“
Rebound:
Im Gegensatz zum Spiel in Zagreb wurden die deutschen Korbjäger in Bremen auch beim Rebound dominiert, ermöglichten dem Gegner dadurch zahlreiche zweite Wurfchancen. „Wir müssen erst mal reinkommen als Team, aber ich denke, da werden wir bei der EM keine Probleme haben“, glaubt Schröder, „wir werden in Hamburg einen guten Supercup spielen und versuchen, das Turnier zu gewinnen.“

Der Vorverkauf verläuft indes schleppend. Für das Spiel am Freitag (17 Uhr) gegen Lettland sind bisher erst 1500 Karten verkauft, gegen Polen (Sa., 15.45 Uhr) 2900, gegen die Türkei (So., 15 Uhr) 2800. Die Halle hat 3401 Plätze.