Halstenbek überrollt Meiendorf 5:0 dank Doppelpack des neuen Juwels, Piel jubelt nicht, Utz trifft vielfältig, Hamm streitet mit Bezirksamt.

Erleichterung und Angriffslust. Victorias Manager Sven Piel sank fünf Minuten vor Ende des Spiels gegen den USC Paloma tief in seinen Sitz, starrte auf das Feld und schüttelte lange den Kopf. Zweite Niederlage im zweiten Spiel? Fehlstart perfekt? Mitnichten! Der frühere St.-Pauli-Profi Marius Ebbers hatte gerade das 1:0 erzielt, um Piel herum toste der Jubel. Der Manager blieb wie erstarrt sitzen. „Ich war so unglaublich erleichtert und habe nur gedacht: Endlich ist der Ball drin“, erklärte Piel seine ungewöhnliche Reaktion.

Die Partie hatte Victoria eine Stunde lang im Griff, betrieb Chancenwucher, hatte Glück, gegen spät in der Offensive aufwachende Palomaten nicht in Rückstand zu geraten – und siegte letztlich verdient. Im Gegensatz zu Piel beflügelte das verbal Trainer Lutz Göttling. Hatte dieser vor dem Saisonstart die Verletztenmisere angeführt, um seine Aussage „Wir sind zu null Prozent Favorit“ zu rechtfertigen, gab Göttling nun forschere Töne von sich: „Wir wollen oben dabei sein. Wenn bald alle Mann wieder da sind, werden wir eine sehr gute Saison spielen.“

Utz knallt und tunnelt. Mit totaler Effektivität vor dem gegnerischen Kasten fuhr der spielerisch bessere Niendorfer TSV drei Punkte im Oberligaspiel bei Aufsteiger FC Türkiye an der Landesgrenze ein. Ebenezer Utz zeigte sein Repertoire mit einem satten Knaller aus 20 Metern in den Winkel (80.) und einem kühlen Beinschuss gegen Türkiyes Keeper Yalcin Ceylani (84.). Seine zwei Treffer aus den einzigen beiden Niendorfer Chancen kommentierte der in Halbzeit zwei auf der Zehnerposition stärkere Utz selbstbewusst: „Beim ersten Treffer wollte ich mal einen raushauen. Beim zweiten Tor war ich mir absolut sicher, dass der reingeht.“ Utz hätte beim 0:2 nur auf einen Mitspieler querlegen müssen, der frei vor dem leeren Tor stand. „Hätte Ebbi das 0:2 nicht gemacht, hätte er von mir keinen Ärger gekriegt. Er muss seine Entscheidungen selber treffen“, sagte Niendorfs Trainer Ali Farhadi – und übergab das Wort an Fabio Morena. Der Ex-St.-Pauli-Profi feierte ein erfolgreiches Auswärtsdebüt an der Seitenlinie der Niendorfer. „Ich versuche, meine Erfahrungen weiterzugeben und zu helfen, so gut ich kann. Ali Farhadi und ich sind gleichberechtigte Trainer der Mannschaft“, sagte Morena.

Erste Pleite für Zinnbauer. Seine erste Schlappe als Trainer des HSV II erlebte Joe Zinnbauer beim 0:4 im Duell bei Wolfsburg II. Bastian Schulz per Hattrick (28./FE, 35., 55./FE) sowie Albion Avdijaj (68.) erledigten den HSV II in 40 Minuten. „Wir haben nur 28 Minuten lang guten Fußball gespielt. Wenn wir solche naiven Fehler in der Defensive begehen, können wir nicht gewinnen“, sagte Zinnbauer.

Eintracht Norderstedt hat derweil ein neues Lieblingsergebnis. Dem 5:0 in Schilksee und 0:5 gegen Wolfsburg II folgte nun ein 5:0 in Clopenburg.
Unfassbares Hamm. Eine Bank für merkwürdige Pleiten und überraschend hohe Siege ist in dieser Saison bisher Hansa-Landesligist Hamm United. Einem 7:1 bei Ost-Bezirksligist TuS Hamburg ließen die „Geächteten“ ein desaströses 0:6 zum Saisonauftakt gegen Altengamme und ein 0:1 in der zweiten Pokalrunde bei Hansa-Landesliga-Aufsteiger FC Elazig Spor folgen. Kraft der ureigenen Hammer Logik folgte nun ein eiskalt herausgespieltes 5:0 bei der Startruppe des SC Poppenbüttel. „Momentan haben unsere Spiele eine merkwürdige Eigendynamik“ rätselt Hamms Präsident Jörn Heinemann, der noch an anderer Front kämpft. „Wir möchten unser nächstes Heimspiel am kommenden Freitag gegen Bramfeld im Stadion Hammer Park austragen. Aber die Footballer der Hamburg Huskies spielen dort am Sonnabend mit einer Ausnahmegenehmigung und beanspruchen das Stadion schon am Freitag zum Aufbau. Was das Bezirksamt Mitte mit uns macht, nimmt jetzt groteske Züge an. Wir werden dort am Dienstag vorsprechen“, so Heinemann. Ebenfalls deutliche Worte finden will Poppenbüttels Trainer Olaf Ohrt, der das 0:5 gegen Hamm nicht so recht verdauen konnte. „Diese Leistung war beschämend. So machen sich die Spieler ihren Namen kaputt. Das werden wir uns nicht bieten lassen“, schimpfte Ohrt.

Ist noch nie passiert. Einen perfekten Einstand feierte Halstenbeks Neuverpflichtung Braima Balde im Oberligaduell gegen Meiendorf. Der Portugiese traf beim 5:0 zweimal, bereitete ein Tor vor und holte einen Elfmeter heraus. Das gab nicht nur Szenenapplaus von den Zuschauern bei der Auswechslung, sondern auch von den Mitspielern in der Ansprache nach dem Spiel. „Ich fühle mich hier total wohl und verstehe mich mit allen“, übersetzte Mannschaftskollege Joao Nunes Correia für seinen nicht Deutsch sprechenden Mitspieler. Vergangene Woche aus Niendorf verpflichtet, galt Balde als unzuverlässig, fehlte sogar mehrere Wochen unentschuldigt. Diese Phase hat er hinter sich gelassen, sagt er: „Am Ende habe ich mich in Niendorf nicht mehr so wohlgefühlt, und bei HR habe ich das Vertrauen des Trainers sofort gespürt.“ Auch Bliemeister hat keine Angst, dass das neue Juwel abtrünnig wird: „Alles eine Frage der Führung. Ist bei mir schon mal ein Spieler durchgedreht? Da kannste in 30 Jahren Trainertätigkeit aber lange suchen!“