Kasan. Paul Biedermann sichert sich mit einer Aufholjagd die erste Medaille für die deutschen Beckenschwimmer – Weltrekord von Ledecky.

Als Paul Biedermann nach seinem Bronze-Rennen und den vielen Fragen den ersten kleinen Moment für sich hatte, lächelte er auf einem Plastikstuhl vor dem Ausschwimmbecken still in sich hinein. Ein Helfer nutzte den ruhigen Augenblick im Seitenbereich der tosenden Fußball-Arena von Kasan (Russland), bat um ein Autogramm und brachte dann zum Dank die vergessene Chlorbrille hinterher. Biedermann war glücklich, aber auch ausgepumpt. „Ich habe alles gegeben. Ich konnte nicht mehr, ich bin mit Bronze belohnt worden“, sagte Biedermann, der auf einen Start über die 100 Meter Freistil verzichten wird.

Diese 1:45,38 Minuten bei der Schwimm-WM waren für den 28-Jährigen aus Halle/Saale nicht nur persönliche Jahresbestzeit, sondern ein Sieg für sich selbst. Es ist Biedermanns dritte WM-Medaille über seine Lieblingsstrecke nach Gold im Hightech-Anzug 2009 und Bronze 2011. „Die wiegt noch etwas mehr, weil ich auch älter geworden bin“, sagte er. Krankheitsbedingt hatte der Staffel-Europameister die WM 2013 ausgelassen.

Biedermann brauchte nach dem Anschlag ein paar Momente, um seine Medaille zu realisieren. Sekundenlang blickte er ohne äußerliche Gefühlsregung auf die Anzeigentafel: „Ich habe es nicht direkt gesehen, mir fehlte etwas Sauerstoff in dem Moment.“

Eine Aufholjagd aufs Treppchen

Später bekam Biedermann das Lächeln kaum aus dem Gesicht; selbst als er die Aktion schilderte, in der er wohl die entscheidenden Hundertstel auf den Sieger James Guy und den Zweitplatzierten Chinesen Sun Yang verlor: „Ich habe die letzte Wende leider nicht ganz getroffen. Das ist ein bisschen schade. Aber es hat Spaß gemacht hier.“ Der langsamste Start und die starke letzte Bahn charakterisierten Biedermann zum wiederholten Mal. Auf jeder 50-Meter-Bahn pirschte er sich voran: Achter bei der ersten Wende, Sechster, Fünfter, im Ziel dann Dritter.

Gegen manchen Zweifler konnte Biedermann feststellen: „Ich denke, ich habe mich in der Weltspitze wieder etablieren können. Das gibt mir Auftrieb und Mut für das nächste Jahr.“ Eine Olympia-Medaille fehlt dem Freund von Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen noch.

Einen Weltrekord bestaunen konnten die Zuschauer über 1500 Meter Freistil. Die 18-jährige Amerikanerin Katie Ledecky schlug nach 15:25,48 Minuten an. Im Vorlauf hatte sie 15:27,71 Minuten benötigt, ebenfalls Weltrekord. Insgesamt war die Endlauf-Bestmarke von Ledecky der siebte Weltrekord der Titelkämpfe.