Hamburg. Folge fünf der Abendblatt-Serie über ungewöhnliche olympische Sportarten. Mountainbike-Reviere sind im flachen Norden begrenzt.

Hamburg würde als Gastgeber der Olympischen und Paralympischen Spiele einige Sportarten erleben, die in der Stadt nur von wenigen betrieben werden. Das Abendblatt stellt sie in einer Serie vor.

Wild durch den Wald zu heizen, istgefährlich für Mensch und Natur

Der Fahrradfahrer auf der steilen Holztreppe, das passt einfach nicht. Denkt man. In der Kieskuhle in Rissen aber ist das Alltag, die zahlreichen Spaziergänger in dem bewaldeten Erholungspark nehmen die tollkühnen Radler kaum zur Kenntnis, deren Wagemut ist hier Alltag. Für Mountainbiker ist eine Treppe keine Herausforderung. Anstiege, Abfahrten und Hindernisse, sind Teil des Cross-Country, der olympischen Disziplin, und Mountainbiker gibt es einige in Rissen.

Die Auswahlmöglichkeiten der Mountainbike-Reviere sind im flachen Norden deutlich begrenzter als anderswo in Deutschland. Die Harburger Berge oder eben die Kieskuhle in Rissen kommen als Reviere infrage. „Extreme Abfahrten fehlen, ansonsten kann man hier sehr gut trainieren“, sagt Ronald Prinzlau, Präsident und Gründungsmitglied des Mountainbike Clubs Pirate. „Richtige Berge“, würden aber auch ihm vor der eigenen Haustür gefallen. Der 57-Jährige tritt selbst noch regelmäßig in die Pedale. Sein Verein, die Pirates, ist derzeit der einzige Hamburger Club, der Fahrer in der olympischen Disziplin an den Start schickt. In Hamburg betreiben Cross Country gerade einmal 15 Sportler auf Wettkampfniveau. Ältere zumeist, Nachwuchssportler gibt es in seinem Verein kaum. Jugendliche fahren lieber unorganisiert über Stock und Stein.

Doch genau das sieht Prinzlau nicht so gerne: „Nur durch den Wald heizen funktioniert nicht“, erklärt er kategorisch. Das sei auch viel zu gefährlich für Mensch und Natur. Die Gefahr zu stürzen besteht beim Mountainbiken zwar, doch sei sie mit der richtigen Technik zu minimieren.

Zur Rissener Trainingsgruppe gehören auch Stephan Lüdke, 42, und Antje Thode, 44, die erst vor einigen Jahren zum Mountainbikesport gefunden hat. Während für Lüdke das Fahrrad seit seiner Kindheit das ist, was für andere der Fußball ist, kam Antje Thode durch einen Trainer in ihrem Fitnessstudio auf die Idee, die Sportart zu testen. Heute trainiert die Hausfrau und Mutter von drei Kindern nahezu jeden Tag.

„Bei mir ist der Sprint von Ampel zu Ampel auf dem Weg zur Arbeit das Training. Am Wochenende geht es dann ins Gelände“, erklärt Lüdke seinen Trainingsalltag. Denis Hartlage, ein weiterer „Pirate“, ist im vergangenen Jahr sein erstes Mountainbike­rennen gefahren. „Danach habe ich Blut geleckt. Es war ein Riesenspaß! Dieses Jahr werde ich wieder Rennen fahren“, berichtet der 38-Jährige.

Volker Simonsen, 45, ist schon länger auf den Geschmack gekommen. 1999 wurde er Deutscher Meister der Senioren. Seitdem hat sich im Mountainbikesport viel geändert. Ein Fahrradrahmen aus Carbon lässt das Gewicht der modernen Bikes auf knapp acht Kilogramm fallen. Simonsen lässt sich davon nicht beeindrucken und zeigt auf sein zehn Jahre altes Rad, das deutlich mehr auf die Waage bringt. „Die Mode ändert sich, aber in erster Linie muss man immer noch in die Pedale treten“, sagt er lachend.