Für die deutschen Radprofis war auf der achten Etappe nichts zu holen. Simon Geschke zeigte sich aber immerhin im Finale.

Mûr-de-Bretagne. Einen Kilometer vor dem Ziel witterte Simon Geschke kurz die Sensation, doch dem Angriff des Franzosen Alexis Vuillermoz hatte der Berliner nichts mehr entgegenzusetzen. In einem packenden Finale der achten Tour-de-France-Etappe an der Mûr-de-Bretagne hatte Geschke nur für einen Moment den größten Erfolg seiner Karriere vor Augen.

„Wenn man ganz vorn durch den roten Lappen fährt, denkt man immer daran. Aber nach den anderen Attacken haben meine Beine gesagt: vielleicht ein anderes Mal“, sagte der 29-Jährige in der ARD. Stattdessen bejubelte die Grande Nation durch Vuillermoz ihren ersten Tagessieg der 102. Frankreich-Rundfahrt, und Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Astana) musste einen empfindlichen moralischen Rückschlag hinnehmen.

Vuillermoz aus der Equipe AG2R La Mondiale überraschte die versammelte Elite mit einem gut getimten Angriff in einem kräftezehrenden Bergauf-Sprint und rettete fünf Sekunden Vorsprung auf den Iren Daniel Martin (Cannondale-Garmin). Nach 181,5 km zwischen Rennes und der Mûr-de-Bretagne war es für den 27-Jährigen der erste Tour-Etappenerfolg seiner Laufbahn.

Dahinter führte der Spanier Alejandro Valverde (Movistar) die Gruppe der Tour-Favoriten ins Ziel, in der nur Nibali fehlte. Zehn Sekunden Zeitverlust musste der Italiener hinnehmen. Christopher Froome (Sky) machte dagegen im bis zu zehn Prozent steilen Anstieg einen starken Eindruck und behauptete sein Gelbes Trikot souverän. „Es ist schwer zu sagen, ob ich besser oder schlechter bin als 2013“, sagte der Brite, der damals die Tour gewonnen hatte. Ab Dienstag in den Pyrenäen wird es eine Antwort darauf geben.

Geschke zeigt sich im Finale

Von den deutschen Fahrer spielte nur Geschke, der letztlich 40. wurde, im Finale einen kleine Rolle. John Degenkolb fiel bereits gut sieben Kilometer vor dem Ende zurück. „John hat im Rennen schon gesagt, dass es für ihn im Finale zu schwer sein wird“, berichtete Geschke, bei Giant-Alpecin Teamkollege des Paris-Roubaix-Siegers.

Auch für André Greipel, der das Grüne Trikot an den Slowaken Peter Sagan verlor, war die Ankunft nichts. Dem dreimaligen Gewinner des Maillot vert reichte Rang vier, um Greipel zu verdrängen. Der Rostocker hatte sich darauf konzentriert, beim Zwischensprint Punkte zu holen - hinter einer vierköpfigen Spitzengruppe mit dem Polen Bartosz Huzarski aus der deutschen Equipe Bora-Argon 18 waren das elf Zähler - nicht genug gegen Sagan, der nun drei Punkte voraus ist.

Martin macht weiter Fortschritte

Der verletzt ausgeschiedene Tony Martin berichtete unterdessen von weiteren Genesungsfortschritten und präsentierte auf einem Foto seine Operationsnarbe. Der Arzt sei „zufrieden“, schrieb der 30-Jährige eineinhalb Tage nach dem Eingriff an der linken Schulter. „Es geht mir besser, aber die Nacht war unangenehm“, sagte er im Gespräch mit dem ARD-Hörfunk.

Bereits Anfang kommender Woche könnte Martin aus dem Krankenhaus entlassen werden, und er denkt jetzt schon darüber nach, seine Teamkollegen noch während der Tour zu besuchen. „Ich möchte die Mannschaft gern sehen, wenn es geht. Aber das entscheiden die Ärzte“, sagte Martin bei bild.de.

Mit Martin hätte die belgische Equipe Etixx-Quick Step am Sonntag im 28 km langen Mannschaftszeitfahren zwischen Vannes und Plumelec eine weitere Siegchance gehabt. Aber nach dem Aus des Zeitfahr-Spezialisten zählt das Team nicht mehr zu den großen Favoriten.

Die Prüfung wird aber ein weiterer echter Gradmesser für die Klassementfahrer - die Ausgangsposition für die erste große Bergetappe am Dienstag in den Pyrenäen wird festgelegt. Sowohl bei Titelverteidiger Nibali als auch bei seinen Herausforderern wird sich zeigen, wieviel Energie deren Helfer in der turbulenten erste Woche gelassen haben.

(sid)