Wer lediglich die offiziellen Verlautbarungen zur Kenntnis nahm, der musste glauben, dass die ersten Europaspiele der Sportgeschichte, die am Sonntag in Baku zu Ende gingen, ein rundum großartiges Ereignis waren. Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, sah „die Erwartungen übertroffen“. Patrick Hickey, Präsident des Europäischen Olympischen Komitees, bescheinigte Aserbaidschans Hauptstadt „eine absolut gelungene Premiere“, und Aserbaidschans Sportminister Azad Rahimow unterstrich, dass man in der Lage sei, „Events auf höchstem Level zu veranstalten“.

All das mag sogar stimmen, zwei Fragen jedoch konnten die 16 Tage von Baku nicht stimmig beantworten: Braucht es wirklich Europaspiele? Und wenn ja, welche Zukunft haben sie? Fakt sind zwei Dinge: Wenn die Kosten, geschätzt zwischen sechs und neun Milliarden Euro, nicht immens reduziert werden, kann sich auch 2019 nur ein Land die Spiele leisten, das totalitär regiert wird und sich mit der Ausrichtung von Sportspektakeln ein positives Image zu erkaufen versucht.

Und: Einen (die hohen Kosten rechtfertigenden) Sinn hat der Kontinentalvergleich nur, wenn es gelingt, ihn sportlich so aufzuwerten, dass in allen Disziplinen die Besten antreten, weil es um die Qualifikation für die Olympischen Spiele geht oder wenigstens um EM-Titel. Nur aus Prestigegründen die schon übervollen Wettkampfkalender weiter zu überfrachten, wäre schlicht das viele Geld nicht wert.