Hamburg. Spaniens Sandplatzkönig und der deutsche Altmeister sollen Ende Juli beim Tennisturnier am Rothenbaum aufschlagen.

Sein Name fiel während der gesamten Pressekonferenz, zu der Turnierdirektor Michael Stich am Dienstagvormittag ins Elysée-Hotel am Dammtor geladen hatte, kein einziges Mal. Und doch dürfte er in den kommenden Wochen die Schlagzeilen rund um das Herrentennisturnier am Hamburger Rothenbaum, das vom 25. Juli bis 2. August ausgetragen wird, beherrschen. Denn die Hoffnung, dass Rafael Nadal zum ersten Mal seit 2008 wieder auf dem roten Sand an der Hallerstraße aufschlagen wird, ist begründet.

Stichs etwas kryptische Formulierung, man arbeite an „etwas Großem, worüber wir aber noch nichts Konkretes sagen können“, bezog sich auf den 29 Jahre alten Mallorquiner. Schon im vergangenen Jahr war der Kontakt zwischen Stich und Detlef Hammer, Geschäftsführer der veranstaltenden Agentur HSE, auf der einen und Nadals Management auf der anderen Seite intensiviert worden. Eine Teilnahme des ehemaligen Weltranglistenersten war allerdings nicht zustande gekommen, weil er nach dem Achtelfinalaus in Wimbledon gegen den Australier Nick Kyrgios lieber pausieren und den maladen Körper schonen wollte.

Auch in diesem Jahr spielt das Abschneiden des spanischen Sandplatzkönigs beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres, das am nächsten Montag in London beginnt, eine wichtige Rolle. Allerdings muss der auf Position zehn der Weltrangliste abgerutschte Nadal dringend Punkte sammeln, will er noch einmal in die für ihn gewohnten Regionen des Rankings vorrücken. Die 500 Zähler, die in Hamburg verteilt werden, könnte er gut gebrauchen. Eine Rückkehr auf die Sandplätze, die die meisten Topspieler in der Vorbereitung auf die US Open Ende August in New York scheuen und sich stattdessen auf der amerikanischen Hartplatztour einspielen, scheint deshalb keinesfalls abwegig.

Wasserstandsmeldungen wollen Stich und Hammer keine abgeben, man werde abwarten, wie Nadal sich nach Wimbledon positioniert. Fakt ist aber, dass eine der vier für das 32 Spieler starke Teilnehmerfeld verfügbaren Wildcards für Nadal frei gehalten wird. Dass ein Spieler dieser Kategorie ein Turnier immens aufwertet, wissen die Macher nicht nur aus eigener Erfahrung, als der Schweizer Topstar Roger Federer vor zwei Jahren Tausende zusätzliche Fans auf die Anlage lockte. Nadal hatte Mitte Juni als Zugpferd das neu geschaffene Rasenturnier in Stuttgart, das er gewann, extrem belebt. Um den 14-fachen Grand-Slam-Champion, dessen Stern am Rothenbaum 2003 mit dem Zweit-rundensieg über seinen Mentor Carlos Moya aufging, zum vierten Mal nach 2003, 2007 und 2008 nach Hamburg zu locken, dürfte eine Antrittsprämie in Höhe der rund 500.000 Euro fällig werden. Allerdings könnte auch das um rund 100.000 auf 1,3 Millionen Euro angehobene Preisgeld eine Überzeugungshilfe darstellen.

Käme Nadal tatsächlich, dann dürfte Hamburg von einem Finale der Sandplatzkönige träumen, denn sein Landsmann David Ferrer (Weltranglistensiebter) hat als einziger Top-Ten-Spieler seine feste Startzusage gegeben. Dazu sind mit dem Franzosen Gilles Simon (13./2011), dem Spanier Tommy Robredo (19./2006), dem Italiener Fabio Fognini (28./2013) und dem Argentinier Juan Monaco (35./2012) vier ehemalige Rothenbaum-Sieger dabei. Titelverteidiger Leonardo Mayer (Argentinien) kann wegen einer Verletzung nicht antreten.

Etwas dünn besetzt ist bislang das deutsche Lager. Der Augsburger Philipp Kohlschreiber und der lange verletzte Bayreuther Florian Mayer stehen dank ihrer Ranglistenpositionen im Hauptfeld. Hamburgs Toptalent Alexander Zverev, 18, der im vergangenen Jahr sensationell ins Halbfinale vorgestoßen war, hat eine Wildcard bekommen. Ein weiteres Freiticket hält Stich für Tommy Haas zurück. Der 37-Jährige würde gern in seiner Geburtsstadt antreten, war aber nach seinen Comebackversuchen in Stuttgart und Halle (Westfalen) mit dem Zustand seiner chronisch maladen Schulter nicht zufrieden. „Wir hätten ihn gern hier und werden alles dafür tun“, sagte Stich.

Welchen Hamburger Lokalhelden er per Wildcard immerhin den Zugang zum Qualifikationsturnier ermöglichen wird, das am Wochenende vor Turnierstart ausgetragen wird, ließ der Wim­bledonsieger von 1991 offen. Derzeit dränge sich allenfalls Alexander Zverevs wiedererstarkter Bruder Mischa, 27, auf, die beiden sollen auch im Doppel gemeinsam starten. Dagegen sind der auf Ranglistenposition 161 abgerutschte Tobias Kamke, 2014 immerhin Viertelfinalist, und der lange verletzte Julian Reister wohl eher kein Thema.