Baku. Kanuten Brendel und Hoff triumphieren ebenso wie die deutschen Tischtennisdamen. Die Männer verpassen wegen Bolls Magen eine Medaille.

Die deutschen Tischtennis-Frauen haben den Mannschaftswettbewerb bei den Europaspielen in Baku/Aserbaidschan gewonnen und dem deutschen Team am dritten Wettkampftag die dritte Goldmedaille nach dem Doppelsieg der Kanuten Max Hoff und Sebastian Brendel vom frühen Morgen beschert. Im Finale gegen die Niederlande setzte sich die Besetzung Han Ying, Shan Xiaona und Petrissa Solja mit 3:2 durch.

Die deutschen Männer, die erneut ohne Rekordeuropameister Timo Boll (Magen-Darm-Probleme) antreten mussten und aufgrund des Modus der Europaspiele keinen Ersatzmann benennen durften, verloren das Spiel um Bronze gegen Österreich mit 0:3.

Für die Frauen holte die Weltranglistenzehnte Han (Tarnobrzeg/Polen) holte den umjubelten dritten Punkt durch einen Dreisatzsieg über Britt Eerland. Ihr erstes Match gegen Li Jiao hatte sie noch 0:3 abgegeben.

Boll-Spiele als Niederlagen gewertet

Patrick Baum verlor gleich das erste Einzel gegen Daniel Habesohn. Aufgrund der als zwei Niederlagen gewerteten Spiele, in denen Boll fehlte, verpasste die als Top-Favorit gestartete deutsche Mannschaft die geringe Chance auf Platz drei. Für Bronze hätten Baum und Europameister Dimitrij Ovtcharov drei Einzel gewinnen müssen.

Ob Boll am Mittwoch in den Einzelwettbewerb einsteigen kann, ist offen. Der Einzel-Sieger in Baku qualifiziert sich direkt für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro.

Hoff und Brendel brechen den Bann

Für das erste deutsche Gold hatten am Montag die Kanu-Asse Brendel (Potsdam) und Hoff (Essen) gesorgt. Canadier-Olympiasieger Brendel (27) siegte auf seiner Paradestrecke 1000 m. Über die gleiche Distanz war wenige Minuten zuvor Ex-Weltmeister Hoff (32) im Einer-Kajak erfolgreich.

"Im Ziel war ich zu müde, um mich zu freuen", sagte Hoff nach seinem Kraftakt im Finale: "Es war ein hartes Stück Arbeit, mein härtestes Rennen der bisherigen Saison." Der Bronze-Gewinner der olympischen Spiele in London, der bereits im Halbfinale geglänzt hatte, hatte im Endlauf lange etwas zurückgelegen. Mit einem starken Finish setzte sich Hoff dann aber doch noch an die Spitze und gewann vor dem Portugiesen Fernando Pimenta und Rene Holten Poulsen aus Dänemark.

Für den deutschen Vorzeige-Kanuten Brendel lief dagegen alles nach Plan. "Das Finale lief genau so, wie ich es mir vorgenommen hatte. Das gibt mir Sicherheit für die WM-Vorbereitung", sagte der Doppel-Weltmeister von 2014 nach seinem überlegenen Sieg vor Martin Fuksa (Tschechien) und Attila Vajda (Ungarn).

Enttäuschung für Rendschmidt/Groß

Eine kleine Enttäuschung erlebte derweil das Duo Max Rendschmidt/Marcus Groß (Essen/Berlin), das im Kajak-Zweier auf der olympischen 1000-m-Distanz hinter Ungarn die Silbermedaille gewann. Nicht ganz zum Sieg reichte es auch für den Kajak-Vierer der Frauen. Franziska Weber, Conny Wassmuth (beide Potsdam), Verena Hantl (Karlsruhe) und Tina Dietze (Leipzig) mussten sich über 500 m nur Olympiasieger Ungarn geschlagen geben.

Für eine weitere deutsche Medaille sorgten Peter Kretschmer und Michael Müller im Canadier-Zweier über 1000 m. Das Duo aus Leipzig und Magdeburg lag nach einem packenden Finale im Schlussspurt nur knapp hinter Russland sowie Sieger Weißrussland und holte damit Bronze.

Die Europaspiele sind für die deutschen Rennsport-Kanuten ein wichtiger Formtest in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften im August in Mailand. Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der WM in Moskau im vergangenen Jahr mit dem schlechtesten Ergebnis seit der Wiedervereinigung will sich die erfolgsverwöhnte DKV-Flotte in Italien rehabilitieren und zahlreiche Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2016 in Rio sichern.

Deutschland klettert im Medaillenspiegel

Im Medaillenspiegel klettert Deutschland damit weiter nach oben und rangiert Stand Montagmittag auf Rang vier. Am Wochenende hatten die Ringer Ramsin Azizsir, 24, und Frank Stäbler, 25, die ersten beiden Bronzemedaillen gewonnen. Karateka Jonathan Horne, 26, holte Silber. Der Kaiserslauterner unterlag im Finale des Gewichtslimits über 84 Kilogramm dem Türken Enes Erkan mit 1:2. Die Volleyballerinnen besiegten Bulgarien nach Abwehr von drei Matchbällen mit 3:2-Sätzen. (sid/HA)