Berlin/Zürich. Deutschlands Fußball-Kaiser verrät nicht, ob er für Russland und Katar gestimmt hat. Fifa nennt Bedingungen für WM-Aus in Russland.

Die Schlinge um den zurückgetretenen Fifa-Chef Sepp Blatter zieht sich immer weiter zu. Ist es nur noch eine Frage von Tagen, ehe die US-Behörden auch ihn festnehmen lassen? Denn der Korruptionssumpf im Fußball-Weltverband wird immer tiefer. Vor der Vergabe der WM 2010 soll der von den US-Behörden angeklagte ehemalige Vizepräsident Jack Warner auch von Ägypten Millionensummen verlangt haben – als Bezahlung für seine Stimme bei der Abstimmung im Jahr 2004. „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass die Fifa so korrupt ist“, zitiert der britische „Guardian“ den früheren ägyptischen Sportminister Aley Eddine Helal. Das nordafrikanische Land habe abgelehnt.

„Jack Warner verlangte sieben Millionen US-Dollar vor der Wahl“, sagte Hela, der das WM-Organisationskomitee geleitet hatte. Warner sei mit seiner Forderung an den damaligen Verbandsboss, El-Dahshori Harb, bei einem Treffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten herangetreten. Ägypten erhielt bei der Abstimmung des Fifa-Exekutivkomitees keine Stimme, die WM fand schließlich in Südafrika statt.

Der Vorsitzende der Fifa-Compliance-Kommission, Domenico Scala, hat nochmals die Bedingungen für eine von vielen Seiten geforderte Neuvergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 erläutert. „Sollten Beweise dafür vorliegen, dass die Vergabe nach Katar und Russland nur dank gekaufter Stimmen zustande kam, dann könnte die Vergabe nichtig sein. Dieser Beweis wurde bisher nicht erbracht“, sagte Scala der Schweizer „Sonntags-Zeitung“.

Whistleblower Chuck Blazer belastet Jack Warner

Warner, ehemaliger Präsident des Kontinentalverbandes für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (Concacaf), ist eine der Schlüsselfiguren in dem Skandal. Aus den US-Protokollen der Vernehmung des früheren Fifa-Funktionärs und „Whistleblowers“ Chuck Blazer, einst Concacaf-Generalsekretär, geht hervor, dass Warner sich vor den Vergaben der Endrunden 1998 und 2010 offenbar bestechen ließ. Der Geschäftsmann aus Trinidad und Tobago ist derzeit nach einer Nacht im Gefängnis in seinem Heimatland gegen Kaution auf freiem Fuß

Unterdessen war die Frage aufgekommen, ob Franz Beckenbauer inzwischen verhört worden sei. Im Zuge der Untersuchung der WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) sei er nicht von der Schweizer Bundesanwaltschaft befragt worden, sagte er. „Nein, natürlich nicht“, sagte Beckenbauer, der bei der Wahl im Jahr 2010 stimmberechtigt im Fifa-Exekutivkomitee saß. Er hat bislang nicht verraten, für welche Länder er damals gestimmt hat. Blatter hatte zuletzt behaupten lassen, er habe nicht für Katar gestimmt.

Franz Beckenbauer: Was in der Fifa passiert, belastet uns alle

Die Schweizer Behörde ermittelt wegen einer von der Fifa gestellten Strafanzeige gegen Unbekannt wegen „Unregelmäßigkeiten“ bei der doppelten Vergabe. Sieben Mitglieder des damaligen Exko sind bereits in der Schweiz befragt worden. Seit Jahren wird die Vorbereitung auf die Endrunden durch schwere Korruptionsvorwürfe belastet. „Was in der Fifa passiert, betrifft uns alle. Wir sind alle Fußballer“, sagte der Kaiser: „Es ist furchtbar für den Fußball, dass es solche Entwicklungen gegeben hat.“

„Die Fifa hat 209 Mitgliedsverbände, das sind bestimmt 1000 Funktionäre“, sagte Beckenbauer: „Die alle zu kontrollieren kann nicht funktionieren. Es muss ein Schlüssel gefunden werden, um so etwas in Zukunft zu verhindern.“ Mehr könne er nicht sagen. „Ich weiß nur, was in den Medien steht. An Spekulationen möchte ich mich nicht beteiligen“, sagte Beckenbauer.

Derweil erhält Michel Platini Unterstützung für eine Fifa-Präsidentschaftsdkandidatur. „Ist er der richtige Mann? Für mich ist er das“, sagte der ehemalige Weltklasse-Fußballer Robert Pires in Berlin: „Ich sage das nicht, weil ich Franzose bin, sondern weil er den Fußball sehr gut kennt und sehr gut repräsentiert.“

Ob Platini im Zuge der tiefen Krise des Weltverbands bei der Wahl des Nachfolgers von Joseph S. Blatter kandidiert, „weiß nur er“, sagte Pires: „Er hat das Charisma und die Stärke, den Druck auszuhalten.“ Pires’ Weltmeister-Kollege Christian Karembeu sagte: „Platini ist der Einzige, der weiß, wie eine solche Organisation zu führen ist.“ (HA/sid/dpa)