Hamburg. Die HSV-Handballer versuchen, aus dem verlorenen Finale Mut zu schöpfen. Ihr Toptorjäger unterzieht sich am Dienstag einer Operation.

Am frühen Montagmorgen, der Tross der HSV-Handballer hatte sich in einem Berliner Restaurant eingefunden, kam schließlich auch Davor Dominikovic hinzu, den Arm mit einer Manschette vor dem Rumpf fixiert. Gegen halb ein Uhr nachts hatte der Abwehrchef die Charité verlassen, unter Schmerzen immer noch, aber im Wissen, dass sich zumindest die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. Dominikovic hatte sich beim verlorenen EHF-Pokal-Finale gegen die Füchse Berlin am Sonntagnachmittag die rechte Schulter ausgekugelt. Knochen und Bänder aber waren bei dem Unfall offenbar nicht beschädigt worden. Letzte Zweifel soll am Dienstag eine Magnetresonanztomografie ausräumen.

Die Teilnahme an der offiziellen Feier in einem Berliner Nachtclub hatte der HSV abgesagt. Der Mannschaft sei nach den beiden schweren Verletzungen – im Halbfinale am Sonnabend hatte sich der reaktivierte Johan Petersson die Achillessehne gerissen – nicht zum Feiern zumute.

In die Trauer allerdings hatte sich früh Trotz gemischt. Trotz der Personalnot; trotz der frühen Roten Karte von Alexandru Simicu; trotz einer Hallenmoderation, die erst gar nicht den Versuch machte, den Hamburgern das gleiche Recht auf Anfeuerung angedeihen zu lassen; trotz all dieser widrigen Umstände also hatte die Mannschaft bis zuletzt den Mut nicht verloren. „Ich bin extrem stolz auf die Jungs, sie haben alles gegeben und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr“, sagte Geschäftsführer Christian Fitzek. Und Präsident Karl Gladeck befand, „dass die Mannschaft gestärkt aus diesem Wochenende hervorgehen müsste“.

Für die Moral mag das gelten, sicher nicht aber für das Personal. Weitere Nachverpflichtungen schließt Fitzek aus. Damit stehen Trainer Jens Häusler für die verbleibenden vier Bundesligaspiele und den Kampf um einen Europapokalplatz nur zwei Linkshänder zur Verfügung. Dramatisch ist die Situation auf Rechtsaußen: Petersson ist der dritte Ausfall nach Hans Lindberg (Nierenverletzung) und Stefan Schröder (Fußsehnenriss). Einzig Kevin Herbst, 21, ist noch einsetzbar. Er immerhin ließ in Berlin sein Talent spielen und warf bei der Endrunde insgesamt sieben Tore – eins mehr als in der gesamten Bundesligasaison.

In der hat es der Nachwuchsmann nur auf sechs Einsätze gebracht. Selbst im Oberligateam war er zuletzt nicht berücksichtigt worden. Für die nächste Saison muss sich Herbst einen anderen Verein suchen. „Diese Entscheidung ist auch in Kevins Sinn. Er muss den nächsten Schritt gehen. Ein weiteres Jahr Oberliga hat für ihn keinen Sinn. Und im Profiteam planen wir mit Lindberg und Schröder“, sagte Fitzek.

Lindberg unterzieht sich an diesem Dienstag im UKE einer geplanten Operation an der Niere. Dabei sollen winzige Vernarbungen entlang des Nierenrisses entfernt werden, den er sich am 1. April beim Bundesligaspiel in Berlin zugezogen hatte. Die Ärzte erhoffen sich davon eine deutlich schnellere Genesung des dänischen Toptorjägers. Lindberg könnte demnach bereits in der Vorbereitung auf die nächste Saison wieder einsteigen.

Bahnstreik betrifft auch Auswärtsspiel am Mittwoch beim Bergischen HC

An diesem Dienstag trifft sich die Mannschaft um 16 Uhr wieder zum Training, das zugleich die Abschlusseinheit vor dem Spiel beim Bergischen HC am Mittwoch (20.15 Uhr) ist. Möglicherweise geht es noch am Abend mit dem Bus nach Wuppertal – wenn nämlich die für Mittwochvormittag gebuchte Zugfahrt dem Bahnstreik zum Opfer fällt.