Hamburg . Das Gelände in Klein Flottbek macht sich fit für weitere Großveranstaltungen. Bei Olympia könnten 20.000 Zuschauer Platz finden.

Hamburgs Olympiabewerbung sorgt auch in Klein Flottbek für Belebung. In einem Zweistufenplan sollen neue Tribünen errichtet und der Derbypark zukunftstauglich gemacht werden – auch wenn die Hansestadt im Sommer 2017 letztlich nicht den Olympiazuschlag erhalten sollte. Mit dem erklärten Ziel, in jedem Fall 2019 die Europameisterschaft der Springreiter auszurichten, sollen unmittelbar nach dem Derby am Sonntag die juristischen und finanziellen Voraussetzungen für Neubauten geschaffen werden. Parallel laufen Pläne, die olympischen Dressurwettbewerbe im benachbarten Jenischpark zu veranstalten.

Eine neue Haupttribüne direkt am Parcours der Springreiter, die sich im rechten Winkel über die heutige Grünfläche mit dem Ehrengastzelt erstreckt, würde 6000 Zuschauer fassen, also etwa 50 Prozent mehr als im Moment. Kostenvolumen nach aktuellen Schätzungen: zwischen zehn und zwölf Millionen Euro.

Die besten Bilder vom Derby in Klein Flottbek 2015

Carsten-Otto Nagel auf Holdiay by Solltour
Carsten-Otto Nagel auf Holdiay by Solltour © Witters
Mario Stevens auf El Bandiata B
Mario Stevens auf El Bandiata B © Witters
Janne-Friederike Meyer auf Charlotta
Janne-Friederike Meyer auf Charlotta © Witters
David Will auf Mic Mac du Tillard
David Will auf Mic Mac du Tillard © Witters
Marcus Ehning auf Plot Blue
Marcus Ehning auf Plot Blue © Witters
Andre Thieme auf Contanga
Andre Thieme auf Contanga © Witters
Hans-Dieter Dreher auf Colore
Hans-Dieter Dreher auf Colore © Witters
Felix Hassmann auf Cayenne WZ
Felix Hassmann auf Cayenne WZ © Witters
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Option bis 2039 schafft Planungssicherheit

Im Falle olympischer Sommerspiele könnte die Tribüne – nur für diesen Anlass – aufgestockt und um 6000 auf dann 12.000 Sitze erweitert werden. Zusätzliche temporäre Tribünen an den Seiten, gläsern überdacht, könnten die Kapazität auf 20.000 Plätz steigern. Die Gesamtinvestition ist noch nicht berechnet, würde zusätzlich aber wohl über zehn Millionen Euro betragen.

„Wir müssen die Weichen jetzt stellen und Voraussetzungen für Championate schaffen“, sagte Klaus Meyer, Präsident des Norddeutschen und Flottbeker Reitervereins (NFR), dem Hausherrn im Derbypark. Meyer ist seit 1987 im Amt und ritt dreimal selbst im Derby.

Der 1920 gegründete Traditionsverein hat das drei Hektar große, eingezäunte Areal bis 2024 von der Familie des Barons Martin von Jenisch gepachtet. Eine Option für 15 Jahre bis 2039 schafft langfristige Planungssicherheit. Der NFR wiederum hat die Rechte am Deutschen Spring- und Dressurderby bis 2024 an den Vermarkter En Garde und dessen Chef Volker Wulff vergeben. Dafür zahlt die Agentur dem Verein 65.000 Euro jährlich sowie die gesamten Kosten des Turniers.

„Wir müssen jetzt die Initiative ergreifen, um konkurrenzfähig zu bleiben“, ergänzte NFR-Vorstandskollege Dietmar Dude. Auch er ist ein erfahrener Reitersmann mit wirtschaftlichem Hintergrund. „Ohne eine neue Tribüne können wir auf Dauer keinen Weltklassesport in Klein Flottbek garantieren“, sagt Dude. „Für die Stadt ist das die preiswerteste Lösung.“ Bei einem Olympia-Zuschlag müsse „aufgesattelt werden“.

Der NFR könnte zehn Prozent der Investition von zehn Millionen Euro aus eigenen Mitteln stemmen. Denkbar wäre zudem ein Engagement der Agentur En Garde: zum Beispiel durch Einsparung der Kosten für das zweistöckige VIP-Zelt gut 150.000 Euro pro Derby. Ehrengäste könnten an Tischen auf einer neuen Tribüne mit modernem Pagodendach Platz nehmen.

Zwar gibt es noch keine konkreten Architektenzeichnungen für einen Neubau, doch sind die Eckdaten klar (siehe Grafik). Somit wird eine Präsentation aus dem Jahr 2006 überraschend aktuell. Im NFR-Auftrag wurde sie von der Bürogemeinschaft Tilke in Aachen erstellt, die auch Formel 1-Anlagen in Bahrain und Shanghai entwarf.

Diese Skizzen, angereichert mit den neuen Ideen, wurden vor Ort im Flottbeker Derbypark zuerst Vertretern der Stadt und am 27. Februar dieses Jahres auch einer hochkarätigen Delegation des Deutschen Olympischen Sportbundes vorgestellt.

Geradezu begeistert habe die Delegation auf die Anregung reagiert, ein olympisches Dressurderby im Jenischpark nebenan zu organisieren. Auf der großen Wiese südlich des Jenischhauses, mit Elbblick also, könnte ein Dressureck errichtet werden – mit Tribünen für zweimal 5000 Zuschauer an den Seiten. Nach den Spielen würde alles komplett abgebaut, sodass der Park keinerlei Schaden nähme.

Arbeiten sollen nach Derby 2017 beginnen

Klar ist, dass nicht nur das Publikum, sondern auch die 400 Mitglieder des Reitervereins von einem Zweistufenplan profitieren würden. Auf den Clubanlagen in Rissen und am Hemmingstedter Weg sind zusammen 125 Pferde untergebracht. 250 Kinder und Jugendliche steigen dort in den Sattel.

Die Vorstandsmacher Meyer und Dude haben einen präzisen Fahrplan parat. Nach der Sommerpause soll beim Bauamt ein Vorbescheidsantrag für eine neue Tribüne eingereicht werden. Dieser klärt die rechtlichen Bedingungen für einen offiziellen Bauantrag. Das Ziel: unmittelbar nach dem Derby 2017 mit den Arbeiten zu beginnen, um zur Springreiter-EM zwei Jahre später eine hochmoderne Anlage bieten zu können. Die Bewerbung für das Großereignis muss im Herbst dieses Jahres bei der Internationalen Reiterlichen Vereinigung abgegeben werden.

Je nach Ausgang der Vergabe der Olympischen Spiele im Sommer 2017 könnte dann eine Nummer größer geplant werden.