Hamburg. Laura Ludwig und Kira Walkenhorst vom HSV starten in die Olympia-Qualifikation. Walkenhorst ist nach langer Krankheit wieder fit.

Als sie Ende November wieder ins Training einstieg, war sie „total schlapp. Ich bin fast über jeden Sandhügel gestolpert. Das war schon ein komisches Gefühl“. Wenn Kira Walkenhorst, 24, von ihren ersten Übungseinheiten nach ihrer langen Krankheit erzählt, kann sie längst wieder lachen. Es geht ihr gut, in Hamburg scheint bei der Präsentation der deutschen Beachvolleyballserie die Sonne, und die Gedanken an ein Karriereende gehören der Vergangenheit an. „Meine Blutwerte werden ständig kontrolliert. Die Ärzte sagen, ich bin gesund. Auch starke Belastungen habe ich zuletzt ohne Probleme weggesteckt. Ich freue mich riesig auf die neue Saison.“

Die alte hatte sie im Juni 2014 abgebrochen. Nach der Diagnose Pfeiffersches Drüsenfieber musste sie alle Aktivitäten einstellen, damit ihr Immunsystem das Virus bekämpfen konnte. „Nichts zu tun ist für einen Leistungssportler mit das Schlimmste, was es gibt, echter Horror“, sagt sie. Dabei war sie gerade bestens in Form. Mit Laura Ludwig, 29, hatte sie als erstes deutschen Frauenteam in Shanghai ein Grand-Slam-Turnier der Weltserie gewonnen. Kurz danach grüßte das HSV-Duo von der Spitze der Weltrangliste. In den folgenden Monaten fielen sie untätig auf Platz 32 zurück.

„Im November mussten wir bei null beginnen“, sagt Walkenhorst, „aber danach ging es viel schneller voran, als ich dachte.“ Ludwig war in der Zwischenzeit mit anderen Partnerinnen erfolgreich am Beachvolleyball geblieben, und wer den beiden in diesen Wochen beim Training zusieht, der stellt wie Bernd Schlesinger fest, „dass sie fast wieder ihr altes Niveau erreicht haben, nur die Konstanz fehlt noch“. Schlesinger, 55, ist Trainingswissenschaftler am Hamburger Olympiastützpunkt in Dulsberg. Ähnlich denkt auch Ludwig: „Kira und ich funktionieren im Training schon wieder verdammt gut – diese Leistungen müssen wir aber jetzt auch bei den Turnieren zeigen.“

Am 8. Mai starten sie beim europäischen Kontinentalcup in Thessaloniki (Griechenland) in die neue Strandzeit. Das erste Event der Weltserie, zu dem am 21. April in Fuzhou (China) aufgeschlagen wird, lassen sie aus. Stattdessen beziehen sie von Freitag an im türkischen Side für zehn Tage ihr viertes Trainingslager in diesem Jahr.

Die neue Saison will gut vorbereitet sein, schließlich beginnt mit ihr die Olympiaqualifikation für die Sommerspiele im August 2016 in Rio de Janeiro. Bis Mitte Juni nächsten Jahres gehen zwölf Turniere in die Wertung. Für Brasilien qualifizieren sich bei Frauen und Männern maximal zwei Teams pro Land, wenn diese am Stichtag zu den besten 16 der „bereinigten“ Weltrangliste gehören, in der für Olympia jede Nation nur mit höchstens zwei Paaren vertreten ist. Die internationale Konkurrenz wird für Ludwig/Walkenhorst dabei die eine Herausforderung, die nationale die andere. Mit Katrin Holtwick/Ilka Semmler (Essen) und den Vizeweltmeisterinnen Karla Borger/Britta Büthe aus Stuttgart nehmen auch die aktuellen Sechsten und Siebten der Weltrangliste den Kampf um Rio auf. Deutschland ist Beachvolleyball-Land.

„Wir haben im vergangenen Jahr bewiesen, dass wir jedes Team auf der Welt schlagen können. Aber nach elf Monaten ohne gemeinsames Pflichtspiel können wir im Moment nur schwer abschätzen, wozu wir fähig sind“, sagt Ludwig. Deshalb gelte es, den Turnierkalender sorgfältig zu planen, den Reisestress in Grenzen zu halten. Ob sie vom 15. bis 17. Mai am deutschen Supercup auf der Hamburger Moorweide am Dammtorbahnhof teilnehmen, wollen Ludwig/Walkenhorst deshalb erst Ende des Monats entscheiden. „Das wird eine knackige Saison, dazu kommt noch die Weltmeisterschaft vom 26. Juni bis 5. Juli in den Niederlanden“, sagt Walkenhorst. „Natürlich würden wir am liebsten auch bei unserem Heimturnier starten, die Olympiaqualifikation hat in den nächsten 14 Monaten jedoch Vorrang.“

Rio ist das große Ziel, aber nicht das letzte. „Es wäre ein Träumchen, dort auf dem Podest zu stehen“, sagt Ludwig. 2012 wurde sie in London mit Sara Goller Olympiafünfte. „Mit Kira Walkenhorst ist in Brasilien eine Medaille möglich“, glaubt Schlesinger.