Zum Auftakt der alpinen Ski-WM ruhen die deutschen Hoffnungen auf Abfahrerin Viktoria Rebensburg. Bei den Herren ist Ex-Weltmeister Frank Wörndl ganz heiß auf Felix Neureuther.

Berlin. Der ehemalige Slalom-Weltmeister Frank Wörndl traut den deutschen Hoffnungsträgern Viktoria Rebensburg und Felix Neureuther bei der alpinen Ski-WM in Vail und Beaver Creek viel zu. „Sie kann in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom überall eine Medaille machen“, sagte der Titelträger von 1987 dem Digital-Magazin Sport Bild Plus zu Regensburg.

Vor dem Super-G zum WM-Auftakt an diesem Dienstag (19.00 Uhr MEZ/ZDF, Eurosport) bemerkte der Eurosport-Experte über die Riesenslalom-Olympiasiegerin von 2010: „Sie muss ihre kleinen Leichtsinnsfehler, die sie vom Sieg abhalten, sein lassen. Mal fährt sie an einem Tor vorbei oder unterschätzt einen Sprung. Sie ist ein schlampiges Genie.“

Felix Neureuther ist für Wörndl reif für seinen ersten WM-Titel: „Neureuther ist saustark und für mich der Favorit auf Gold.“ Allerdings dürfe der Führende im Slalom-Weltcup „aber nicht mit Gewalt den Titel erzwingen wollen, dann wird es nicht klappen. In dem Falle fährt er wie in Adelboden hinterher.“ Der WM-Zweite von 2013 profitiere „wie kaum ein anderer“ von Zuschauermassen an der Piste. „Er liebt die Show. In Vail wird es aber eher eine tote Sache vor 5000 Zuschauern. Daraus kann er seine Energie nicht ziehen“, warnte Wörndl.

Höfl-Riesch sieht Rebensburg auf dem Treppchen

Bei Rebensburgs Chancen lehnt sich Maria Höfl-Riesch indes richtig weit aus dem Fenster. „Im Super-G könnte Vicky Rebensburg den Thron besteigen, sie ist in den Speeddisziplinen super drauf“, erklärte die dreimalige Olympiasiegerin. Eine einigermaßen kühne Prognose.

Der Sieg im Super-G wird über Höfl-Rieschs Freundin Lindsey Vonn führen, die 30 Jahre alte Amerikanerin kann sich im Grunde genommen nur selbst schlagen. Das sieht auch Rebensburg nicht viel anders. „Sie hat die nötige Routine, auch eine gewisse Coolness und Gelassenheit und das Selbstvertrauen zu sagen: 'Hey, wenn ich hier einigermaßen runterfahre, bin ich supergut dabei'. Und das macht sie gerade einfach so extrem stark“, sagte die 25-Jährige voller Respekt über die große Favoritin.

Viktoria Rebensburg of the German Ski Team (DSV) reacts during a press conference at the Alpine Ski World Championships in Vail, Colorado, USA 01 February 2015. Photo: Stephan Jansen/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Viktoria Rebensburg of the German Ski Team (DSV) reacts during a press conference at the Alpine Ski World Championships in Vail, Colorado, USA 01 February 2015. Photo: Stephan Jansen/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © dpa

Rebensburg liebäugelt aber zumindest mit einer Medaille. Die Olympiasiegerin 2010 und Olympiadritte 2014 im Riesenslalom hat in ihrer Spezialdisziplin seit Saisonbeginn große Probleme mit ihrem Material, dafür läuft es im Super-G und in der Abfahrt in diesem Winter ausgesprochen gut. „Wenn ich so Ski fahre, wie ich das in den letzten Wochen gemacht habe“, sagt sie voller Zuversicht und guter Laune, „ist es sicher realistisch, eine Medaille zu gewinnen.“ An Gold denkt sie dabei wohl nicht.

Schließlich ist Rebensburg „ehrlich gesagt schon ein bisschen“, sind sie auch im Deutschen Skiverband (DSV) überrascht, dass sie gleich in der ersten Woche eine ganz gute Chance auf eine Medaille haben. Alpindirektor Wolfgang Maier etwa gibt zu: „Es ist für alle überraschend gekommen. Aber wenn man da zuschaut, denkt man sich: 'Hey, da ist eine richtig gute Abfahrerin am Werk'.“ Das ist umso erstaunlicher, weil Rebensburg vor allem mit der Königsdisziplin bislang eher fremdelte.

Studium mit Vonn-Videos

Damit es bei der fünften WM-Teilnahme klappt mit der ersten WM-Medaille, nimmt sich Rebensburg nun die große Favoritin zum Vorbild. Mit Speed-Trainer Andreas Fürbeck hat sie intensiv ein Video von den letzten Rennen vor der WM angesehen. Diese fanden im Schweizer St. Moritz statt. Lindsey Vonn gewann die Abfahrt überlegen, sie war auch im Super-G auf Siegkurs. Rebensburg hat ein „ein bisschen genauer“ analysiert, „was sie ausmacht. Und ich hoffe, dass ich da hinkomme, wo sie schon ist.“

Rebensburg ist nicht nur die einzige deutsche Läuferin, die bei der WM Medaillenchancen hat: Sie hat auch als die einzige die deutsche WM-Norm erfüllt. Dennoch sind drei Teamkolleginnen in Vail mit dabei, in Super-G, Abfahrt, Teamwettbewerb und danach Riesenslalom ist auch Veronique Hronek (Unterwössen) am Start. Ihre Ambitionen in der ersten Saison nach einem Kreuzbandriss sind bescheidener: Es wäre für sie schon ein Erfolg, sagt sie, „im Super-G in die Top Ten reinzufahren.“