Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Als der Kieler Handballtrainer Alfred Gislason am Anfang der damals noch jungen Bundesligasaison 2014/15 seinen inzwischen entlassenen Hamburger Kollegen Christian Gaudin fragte, „weißt du, warum ihr so einen schlechten Saisonstart hattet?“, antwortete der Franzose: „Weil unsere Saisonvorbereitung viel zu kurz war.“ Das kann sein, erwiderte Gislason, „die wahre Ursache scheint mir aber eine andere zu sein, nämlich dass ihr euch ständig über die Schiedsrichter-Leistungen echauffiert habt.“

In keiner Sportart wird derart oft über die Pfiffe der Unparteiischen, die meistens sogar welche sind, gestritten wie im Handball, dessen Regelwerk zu viel Interpretationsspielraum lässt. Das verlorene WM-Viertelfinale der Deutschen gegen Katar heizt diese Debatte aufs Neue an. Und ja, die beiden mazedonischen Schiedsrichter haben die Aufholjagd der deutschen Mannschaft in der zweiten Halbzeit erschwert. Dennoch hatte das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson genug freie Würfe, um dem Spiel eine Wende zu geben. Ob die Mazedonier die auch zugelassen hätten, darüber verbietet es sich zu spekulieren.

Nach den zahlreichen Schiedsrichter-Skandalen der vergangenen Jahrzehnte schien der Handball zuletzt wieder auf einem glaubwürdigen Weg. Es wäre schade, wenn jetzt der Eindruck entstünde, der würde wegen ein paar Petro-Dollars aufgegeben. Bisher gibt es dafür keine Beweise. Und dass die Deutschen gegen die Katarer verloren haben, hatte auch ein bisschen damit zu tun, dass diese einfach besser waren. Dafür können die Schiedsrichter nichts.