Die Liebe zu Australien scheint Julia Görges zu beflügeln. Nach zwei schwierigen Jahren steht die Bad Oldesloerin erstmals wieder im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers.

Melbourne. Nach dem Liebesbeweis der besonderen Art auf dem Centre Court verabschiedete sich Julia Görges erst einmal auf eine Hochzeitsparty. Glücklich verließ die Weltranglisten-73. nach ihrem Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open den Melbourne Park und konnte die Trauung ihres Physiotherapeuten Damian Prasad in einem nahe gelegenen Hotel kaum erwarten.

„Da wird es rund gehen. Ich rechne es ihm hoch an, dass er an so einem Tag noch zu meinem Match gekommen ist“, sagte Görges nach dem 7:6 (8:6), 7:5 gegen Ivanovic-Bezwingerin Lucie Hradecka (Tschechien).

Ähnlich beseelt wie ihr Teammitglied Prasad am Freitag fühlt sich Görges seit jeher im australischen Sommer. „Ich liebe dieses Land, das Wetter, die Leute. Ich fühle mich hier wie zu Hause“, schwärmte die Fed-Cup-Spielerin, die am Sonntag mit einem Sieg über Jekaterina Makarowa (Russland/Nr. 10) erstmals in ihrer Karriere ein Major-Viertelfinale erreichen könnte. „Ich bin spielerisch in der Lage, sie zu schlagen“, sagte Görges selbstbewusst.

Dagegen scheiterte Nachwuchshoffnung Carina Witthöft in ihrem ersten Drittrunden-Match bei einem Major mit 4:6, 4:6 an Irina-Camelia Begu (Rumänien). „Ich bin ein bisschen enttäuscht. Andererseits habe ich jetzt total Lust bekommen, richtig anzugreifen“, sagte die 19-Jährige aus Hamburg.

Comeback nach Kapsel-Anriss

Bei Görges indes passt es perfekt ins Bild, dass der Aussie-Liebhaberin nach zwei schwierigen Jahren ausgerechnet am anderen Ende der Welt der Sprung zurück ins Rampenlicht glückte. „Ich bin auf dem richtigen Weg und will wieder zurück in die Top 20“, kündigte „Jule“ an. 2012 war Görges schon einmal die Nummer 15 im WTA-Ranking.

Was allerdings folgte, war eine Saison, in der sie zwar zum zweiten Mal ins Achtelfinale von Melbourne kam, aber eben auch einen Kapsel-Anriss im rechten Handgelenk erlitt. „Zu Anfang konnte ich nicht mal die Schaltung im Auto bedienen“, berichtete Görges über die Folgen der Trainingsverletzung.

Und die langwierigen Beschwerden zeigten Wirkung. Zumal die 26-Jährige bei ihrer Vorhand eine extreme Griffhaltung bevorzugt. 2013 verlor Görges 16 Auftaktmatches und konnte von 42 Partien nur 16 gewinnen.

In der Weltrangliste fiel sie fast aus den Top 100 - das Selbstvertrauen schmolz wie Eis in der australischen Sonne. „Ich habe aber immer an mein Team geglaubt und einfach weiter gearbeitet“, sagte die deutsche Nummer sechs, die seit Jahren von Sascha Nensel gecoacht wird.

Endlich in der Rod-Laver-Arena

Auch diesmal hielt Görges an alten Gewohnheiten fest und flog am 18. Dezember in ihre zweite Heimat Australien. Im Melbourne Park bereitete sich die Rechtshänderin aus Bad Oldesloe auf den ersten Saisonhöhepunkt vor. Unterbrochen nur von einem Abstecher zum Turnier in Auckland/Neuseeland, bei dem sie erst im Viertelfinale an der früheren Nummer eins Caroline Wozniacki (Dänemark) scheiterte.

Und passenderweise bei ihrem Lieblings-Slam am Yarra River schloss sich jetzt auch ein Kreis. „Der Platz hat mir noch gefehlt“, sagte Görges nach ihrem ersten Auftritt in der Rod-Laver-Arena. Die Stuttgart-Siegerin von 2011 hat nun auf jeder der vier Grand-Slam-Anlagen auf dem Centre Court gespielt.