Die BSV-Handballerinnen gewinnen 28:25 und bescheren dem zuletzt 45-mal ungeschlagenen Meister Thüringer HC die erste Liga-Niederlage seit zwei Jahren. Dabei sah es zunächst nicht nach einem Sieg aus.

Buxtehude. Im frauenhandballverrückten Buxtehude träumen sie auf einmal vom ersten deutschen Meistertitel der Vereinsgeschichte. Die Halle Nord wurde am Sonnabend zur tobenden „Hölle Nord“, als die Handballerinnen vom Buxtehuder SV dem deutschen Meister und Tabellenführer Thüringer HC die erste Bundesliga-Niederlage seit mehr als zwei Jahren beibrachten. Die Erfurterinnen waren zuvor 45-mal ungeschlagen. Dank des 28:25 (12:15)-Sensationssiegs hat der BSV (18:4) als erster Verfolger nun nur noch einen Minuspunkt mehr als Thüringen (21:3).

„Das war gigantisch, ich bin sprachlos“, sagte Erfolgstrainer Dirk Leun. Ein Sprecher des Fanclubs „Has’ und Igel“ hielt eine rührende Ansprache an den vom Deutschen Handballbund als Bundestrainerkandidat umworbenen Leun: „Der BSV würde einen fantastischen Trainer und Menschen verlieren.“ Der sichtlich bewegte Leun ließ eine Tendenz Richtung Bleiben erkennen: „Ich weiß, was ich an Buxtehude habe.“

THC-Coach Herbert Müller knurrte: „Vielleicht ist es gut, dass der Nimbus der Unbesiegbarkeit weg ist. Nun ist die Liga wieder spannend.“ Müller witzelte über die reaktivierte BSV-Rekordtorschützin Steffi Melbeck, 37, die ihre Treffer 1017 und 1018 markierte und die starke Deckung dirigierte: „Wer war eigentlich die junge Dame mit der Nummer 77, die da aus dem Nichts kam?“

Beste Werferin in dem durch seine Ausgeglichenheit bestechenden BSV-Kader war diesmal Jessica Oldenburg (7 Tore). Die Halblinke trug den Lebensmittelkorb für die „Spielerin des Tages“ davon und gab ihre Vertragsverlängerung bis 2017 bekannt. Dazu ertönte in der für Retrostimmungsmusik bekannten Halle „Jessica“ von Wolfgang Petry.

Dabei sah es lange nicht nach diesem „Buxte“-Feiertag aus. Sofort lag man 0:3 zurück gegen die Angriffsmaschine THC, in der 39. Minute stand es gar 15:20, ehe mit einem 5:0-Tore-Lauf der erste Ausgleich (20:20) gelang. Zum 24:23 erzielte Kreisläuferin Ulrika Agren die erste Führung. In der gelungenen Mischung aus Jung und Alt überzeugte auch mal wieder Emily Bölk (3 Tore). Die 16-Jährige erhielt den Erhard-Wunderlich-Preis als beste deutsche Nachwuchshandballerin 2014. Pia Wunderlich, Witwe des Jahrhunderthandballers, übergab den Pokal in Form eines Flugzeugs: „Das soll ein Überflieger sein, aber du freust dich bestimmt noch mehr über den anderen Preis: ein iPad.“ „Emmy“ Bölk strahlte.