Hamburg. Vor drei Wochen wurde Ole Bischof, 35, klar, dass er einer der Hoffnungsträger der deutschen Sportpolitik ist. Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), fragte den Judo-Olympiasieger von Peking 2008, ob er denn Vizepräsident Leistungssport im DOSB werden wolle. Bischof hatte im Beisein der Bundeskanzlerin eine Rede für die Sporthilfe über das „Sprungbrett Zukunft“ gehalten. Auch in einer Diskussionsrunde ein paar Tage später zur Olympiabewerbung Deutschlands schlug er sich achtbar. Hörmann war begeistert. Nun ist Bischof auserkoren, das Sorgenkind Leistungssport in eine möglichst goldene Zukunft zu leiten. „Kein leichter Job“, wie Bischof findet.

Am Sonnabend stellt er sich bei der 10. DOSB-Mitgliederversammlung in Dresden zur Wahl. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht. „Vereine und Verbände fordern frischen Wind. Für den kann ich sorgen“, sagt der Volkswirtschaftler. Das Ehrenamt will er parallel zu seiner Tätigkeit beim Unternehmensberater PricewaterhouseCoopers ausüben, der ihm Unterstützung signalisiert hat. Sport, sagt Bischof, sei „wichtig für unser Land und eine der zentralen Kräfte, um unsere Gesellschaft zusammenzuhalten“. Bischof wäre der erste Hamburger im DOSB-Präsidium. Seit zwei Jahren wohnt er hier.

So wenig konkret Bischof werden wollte und konnte, klar wurde, dass er seine neue Aufgabe analytisch vorgehen möchte. „Wie ist der Ist-Zustand des Sports? Ist er marode, oder ist er besser als sein Ruf? Wenn wir den Ist-Zustand kennen, können wir reagieren.“

Dass auch künftig im Rahmen der Spitzensportförderung weniger erfolgreiche Verbände in Frage gestellt werden könnten – wie zuletzt der Deutsche Curling-Verband –, ließen Bischofs Aussagen erahnen. „Wir müssen unsere Ziele definieren: Wollen wir Medaillen aus allen Sportarten oder möglichst viele Medaillen? Wir müssen sehen, welche Ressourcen wir zur Verfügung haben – erst dann kann man einen Weg festlegen.“ Es gebe eine „internationale Tendenz“ sich auf einzelne erfolgreiche Sportarten zu konzentrieren: „Wir müssen diskutieren, ob wir da mitgehen wollen. Vielfalt kostet auch viel Geld, und es stellt sich die Frage, ob wir diese Fördertöpfe haben.“