Die 15-Jährige Maxine Wolters trainiert jeden Tag am Olympiastützpunkt in Hamburg-Dulsberg und gilt als eines der größten deutschen Schwimmtalente. Unter Druck setzt sie das aber nicht.

Hamburg. 75 Minuten braucht Maxine Wolters jeden Morgen, um von Escheburg nach Dulsberg zu fahren. Erst mit dem Bus, dann mit S- und U-Bahn und schließlich noch einmal mit dem Bus. Sie ist 15 Jahre alt und geht in die Klasse 11 d der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg. Nachmittags trainiert sie am benachbarten Olympiastützpunkt Hamburg, bevor sie abends nach Escheburg zurückfährt. Oft stehen dann noch Hausaufgaben auf dem Programm. So geht es Tag für Tag. „Mir macht das nichts aus“, sagt sie.

Maxine Wolters ist Schwimmerin. Und eine der größten Nachwuchshoffnungen des Hamburger Sports. An diesem Dienstag reist sie nach Wuppertal, wo in den kommenden Tagen die deutschen Kurzbahnmeisterschaften stattfinden. Bereits zum dritten Mal nimmt die Juniorin an dieser Veranstaltung teil, bei der es keine Altersbegrenzung gibt. Auf fünf Strecken startet sie. 100 und 200 Meter Rücken, 100, 200 und 400 Meter Lagen. „Wenn es gut läuft, kann ich über die 200-Meter-Strecken das A-Finale erreichen“, sagt Wolters.

Drei Wochen hat sie sich im Trainingslager bei Münster vorbereitet. Gemeinsam mit Bundestrainer Henning Lambertz und den besten deutschen Nachwuchsschwimmerinnen. „Das war ein toller Reiz, mit den besten Talenten zu trainieren“, sagt Maxine. Dass sie selbst als eines der größten deutschen Schwimmtalente gilt, hört sie zwar immer wieder von ihren Trainern, so richtig bewusst ist es der bescheidenen Schülerin aber noch nicht. „Es ist aber schön zu hören, dass die Trainer an mich glauben. Das gibt mir Motivation.“

Im Sommer 2013 ist Maxine Wolters an den Olympiastützpunkt gewechselt. Ihr Trainer Veith Sieber hat das Trainingspensum seitdem deutlich erhöht. Und die Leistungen der Schwimmerin werden immer besser. In Wuppertal will Maxine so viele persönliche Bestzeiten wie möglich aufstellen, wenngleich ihr Training nicht auf die Kurzbahnmeisterschaften ausgerichtet ist. Wichtiger seien die Wettkämpfe auf der Langbahn im kommenden Jahr. „Unsere Erwartungen sind daher in Wuppertal nicht so hoch“, sagt Sieber.

Als Fernziel gibt der Coach die Olympischen Spiele 2020 in Tokio aus. Entscheidend wird sein, wie sich Maxine körperlich entwickelt. „Im Moment ist sie noch nicht so weit, wie es eine Franziska van Almsick in dem Alter war“, sagt Sieber, „die war allerdings auch eine Ausnahmeerscheinung“. Läuft es für Maxine in den kommenden zwei Jahren besser als erwartet, könnten bereits die Spiele 2016 in Rio möglich sein. „Wenn das so kommt, nehmen wir es mit Kusshand“, sagt Sieber. Druck macht dem Spitzentalent aber niemand, auch Maxine selbst nicht. „Olympia 2016 ist nicht das Ziel, auf das wir hinarbeiten, aber es wäre schon sehr cool, in Rio dabei zu sein“, sagt sie. Im Moment konzentriert sie sich auch auf die Junioren-EM 2015 in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan.

Sollte Maxine Wolters es zu den Olympischen Spielen schaffen, tritt sie in die Fußstapfen ihrer Mutter Marion. Die nahm 1992, damals noch unter dem Namen Zoller, an den Spielen 1992 in Barcelona teil, natürlich auch als Schwimmerin. Ihr Talent hat sie an ihre Töchter weitergegeben. Auch Maxines jüngere Schwester Carlotta schwimmt bereits erfolgreich für die SG Bille. Die Wolters’ fühlen sich im Wasser wohl. „Es gibt kaum Tage, an denen ich nicht gerne ins Wasser gehe“, sagt Maxine.

Tage, an denen sie nicht ins Wasser geht, sind ohnehin selten. Frei hat sie in der Regel nur sonntags. Dann trifft sie sich am liebsten mit ihren Freundinnen. Mittwochs bekommt sie zudem Geigenunterricht – seit nun schon acht Jahren. „Das ist ein schöner mentaler Ausgleich für mich“, sagt Maxine. Vor allem nach der 75-minütigen Fahrt mit Bus und Bahn durch Hamburg.