Petkovic eröffnet Fed-Cup-Finale in Prag gegen Kvitova, danach folgt Kerber gegen Safarova. Zum ersten Mal seit 1992 steht die deutsche Mannschaft wieder im Finale.

Prag. Draußen vor dem Prager Rathaus drängelten sich wie zu jeder Tageszeit Touristen aus aller Welt am historischen Altstädter Ring, eine Jazzcombo spielte, ein Brautpaar ließ sich fotografieren. Als sich die berühmte astronomische Uhr um zwölf Uhr bewegte und die Leute ihre Fotokameras in die Luft hielten, begannen drinnen im großen Saal im zweiten Stock die offiziellen Präliminarien für das Finale im Fed-Cup an diesem Wochenende.

Dem deutschen Damentennisteam gefiel, was dabei herauskam. Andrea Petkovic, 27, aus Darmstadt wird an diesem Sonnabend (12.45 Uhr/Sat.1) in der fast 11.000 Zuschauer fassenden O2 Arena zunächst gegen die Nummer eins der Tschechinnen, Petra Kvitova, 24, spielen, gefolgt von der Begegnung der deutschen Nummer eins aus Kiel, Angelique Kerber, 26, gegen Lucie Safarova, 27. Am Sonntag (12.45 Uhr/Sat.1) spielt zunächst Kerber gegen Kvitova, dann Petkovic gegen Safarova; steht es danach 2:2, entscheidet das Doppel zwischen Julia Görges/Sabine Lisicki (Bad Oldesloe/Berlin) und Lucie Hradecka/Andrea Hlavackova.

Zuerst Petkovic, danach Kerber – diese Kombination klappte schon zweimal in diesem Jahr extrem gut. In der ersten Runde beim 3:1-Sieg gegen die Slowakei in Bratislava legte Petkovic mit einem Sieg gegen die Finalistin der Australian Open, Dominika Cibulkova, vor, zwei Monate später im Halbfinale in Brisbane besiegte sie beim 3:1 die Beste der Australierinnen, Sam Stosur.

Danach kam sie so schnell wie möglich in die Halle zurück, um Kerber mit voller Kraft anzufeuern. „Es ist extrem emotional für mich, Angie zuzuschauen“, sagt Petkovic, „das kostet mich viel Energie. Ich bin heilfroh, dass es so herum ausgelost wurde.“

Das Engagement auf dem Platz wie auf der Bank war vermutlich auch einer der Gründe für eine Auszeichnung, die Petkovic bei der Zeremonie im Rathaus der tschechischen Hauptstadt erhielt, den „Fed Cup Heart Award“ des internationalen Tennisverbandes ITF. Der Preis für besonderes Engagement im wichtigsten Mannschaftswettbewerb des Damentennis wird nach einer Fanumfrage mehrmals im Jahr vergeben und ist jeweils mit 10.000 Dollar dotiert. Petkovic stiftete das Geld der Frankfurter Kinderkrebshilfe mit der Aktion „DUMUSSTKÄMPFEN“, die sie seit Jahren unterstützt. Sie freue sich unheimlich, der Stiftung so viel Geld überweisen zu können, das sei „die bisher größte Summe auf einen Schlag”.

Bundestrainerin Barbara Rittner hatte sich frühzeitig auf Kerber und Petkovic als Einzelspielerinnen festgelegt, die Tschechen ließen sich lange Zeit bei der Entscheidung über die Nummer zwei. Das wird nun Lucie Safarova sein, Nummer 17 der Welt, die schon beim letzten Titelgewinn der Mannschaft vor zwei Jahren gegen Serbien mitgespielt hatte. Wie Kvitova (Nr.4) ist auch sie Linkshänderin, was für Kerber (Nr.10), die ebenfalls Linkshänderin ist, eine spezielle Aufgabe kreiert. Unter den wenigen Linkshänderinnen des Tennis spielt kaum eine gern gegen eine andere. Aber für diesen Fall hatte die Chefin vorgesorgt. Rittner hatte als Trainingspartner einen Linkshänder nach Prag mitgenommen, den früheren Profi Bastian Knittel, 31.

Nach einer guten Trainingswoche ist der Optimismus in der deutschen Mannschaft, die zum ersten Mal seit 1992 und zum dritten Mal überhaupt den Titel gewinnen kann, jedenfalls nicht zu überhören. „Wir wollen das Ding gewinnen“, sagt Rittner, die vor 22 Jahren zum Siegerteam gehört hatte, und Kerber schloss sich ungewohnt plakativ mit den Worten an: „Die Tschechinnen sollen sich warm anziehen.“

Das gilt umgekehrt genauso, auch wegen des Heimvorteils mit extrem lautem Publikum und wegen der Erfolge in den vergangenen Jahren. Der tschechische Verband wird übrigens eine Strafe an die ITF bezahlen müssen, weil der gewählte Belag in der Arena offenbar schneller als erlaubt ist, wie Messungen ergaben. Aber nach knapp einer Woche Training auf diesem Boden sollte es darauf am Ende nicht ankommen.

Wie man mit Dingen umgehen sollte, die nicht zu ändern sind, darauf hatte der junge Prager Bürgermeister Tomas Hudecek, 35, bei der Zeremonie am Freitagmittag im Rathaus hingewiesen. Mit seiner Amtskette um den Hals hielt er eine der kürzesten und besten Reden, die je im Rahmen einer Auslosung gehalten wurden, sprach zunächst von unfairen Mitteln in der Politik, dann über ein positives Beispiel wie Roger Federer, und schloss mit einem biblischen Spruch aus dem Buch Kohelet, das da lautet: „Wenn du auf perfekte Bedingungen wartest, wirst du nie etwas erledigen.“ Eine Viertelstunde später saß Barbara Rittner auf dem Stuhl des Bürgermeisters; die Amtskette fehlte, den Bibelspruch hätte sie unterschrieben.