Ein Kommentar von Björn Jensen

Barbara Rittner war so etwas wie die Trümmerfrau des deutschen Damentennis, als sie 2005 den Posten als Bundestrainerin übernahm. Die Ära der Topspielerin Steffi Graf war längst beendet, ihre Nachfolgerinnen machten aber noch immer den Eindruck, als würden sie unter der Last der gräflichen Herrlichkeit zusammenbrechen. Ein dermaßen schlagkräftiges Team aufzustellen, das die Qualität hätte, den Fedcup zu gewinnen, schien damals auf viele Jahre unmöglich.

Dass die deutschen Tennisdamen an diesem Wochenende nun die Chance haben, erstmals seit 22 Jahren die Teamweltmeisterschaft zu gewinnen, haben sie neben der eigenen Leistungsbereitschaft auch ihrer Anführerin zu verdanken. Rittner hatte schon sehr früh die Spielerinnen entdeckt und entsprechend gefördert, die heute das Team bilden, das in Prag gegen Tschechien gewinnen kann. Die 41-Jährige hat es mit einer Mischung aus eiserner Disziplin, deutlicher Ansprache und ehrlichem Einfühlungsvermögen geschafft, aus einer Ansammlung von Ich-AGs, die Tennisprofis nun einmal sind, eine verschworene Gemeinschaft zu formen.

Barbara Rittner hat vor neun Jahren erkannt, was das Damentennis brauchte, und sie hat sich nie gescheut, ihre Ansichten und Vorstellungen gegen Widerstände durchzusetzen, ob gegen Eltern, Trainer oder die Verbandsspitze. Sie hat einen Plan gehabt, eine klare Linie verfolgt und wird für diese Konsequenz jetzt belohnt. Ihr Weg darf als beispielhaft gelten für alle, die nach nachhaltigem Erfolg streben – nicht nur im Tennis.