Ein Kommentar von Björn Jensen

Um es klar zu sagen: Jedem Mitglied des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) steht es frei, Michael Stich als Person nicht zu mögen oder das Konzept des Wimbledonsiegers von 1991, mit dem dieser den Verband als Präsident führen würde, abzulehnen. Aber das Schauspiel, das der Bundesausschuss des weltgrößten Tennisverbands derzeit aufführt, ist an Würdelosigkeit kaum zu überbieten.

Stich hat ehrliches Interesse daran, den Verband zu reformieren. Er hat seine Bereitschaft zur Mitarbeit mehrfach hinterlegt, aber nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Anfrage hochrangiger DTB-Mitglieder. Dass es mehrere Monate dauert, bis sich der Bundesausschuss, der am 16. November in Berlin den neuen DTB-Präsidenten wählen soll, dazu durchringt, ihn überhaupt anzuhören, ist peinlich genug. Dass sich nun jedoch Teile des Gremiums weigern, dem Vortrag beizuwohnen, ist eine erschreckende Respektlosigkeit. Stich ist immerhin Ehrenmitglied des DTB.

Einem Verband, der sich die Arroganz leisten kann, die Hilfe eines anerkannten Fach- und Geschäftsmannes schnöde abzulehnen, muss es sehr gut gehen. Das trifft auf den DTB wahrlich nicht zu, er bräuchte Reformen dringend. Stich braucht den Verbandsposten nicht, weder für sein Image noch für sein berufliches Fortkommen. Er möchte dem Sport, der ihn zu dem werden ließ, der er heute ist, etwas zurückgeben. Zum Wohle des deutschen Tennis zu arbeiten ist sein Anspruch. Im Bundesausschuss vermitteln leider nicht alle den Eindruck, diesen Anspruch zu teilen.