Beim vorerst letzten großen Renntag in Bahrenfeld kommt noch einmal Stimmung unter Hamburgs Traberfans auf.

Hamburg. Es war ein Triumph erster Klasse mit internationaler Note. Mit Riff Kronos gewann am Sonntag ein in Italien gezüchteter Traber aus schwedischem Besitz mit einem finnischen Fahrer den Großen Preis von Deutschland in Rekordzeit. Im Ziel hatte der braune Hengst einen Kopf Vorsprung vor dem einheimischen Starter Duke of Greenwood, der einem Niederländer gehört.

Für dieses spannende Finish gab es intensiven Applaus der mehr als 7000 Zuschauer auf dem Hippodrom am Volkspark. Trotz der Begeisterung über den glänzenden Höhepunkt eines insgesamt geglückten Pferdefestivals kam zum Ausklang Wehmut auf: Wenn nicht noch ein finanzielles Wunder passiert, war es das letzte Ereignis dieser Klasse in Hamburg für viele Jahre – wenn nicht gar für immer.

Für einen Nachmittag zumindest wurde in großem Stil gefeiert wie in alten Zeiten. Wenn 15 Pferde aus acht Ländern, darunter vier Derbysieger, um 200.000 Euro wetteifern, ist Spannung garantiert. Und so kam es dann auch: Auf der Gegenseite dirigierte Veijo Heiskanen seinen für 62:10 mitfavorisierten Hengst Riff Kronos in äußerer Spur ganz nach vorn und rettete sich gegen den hartnäckig attackierenden Duke of Greenwood mit Hugo Langeweg im Sulky ins Ziel. Der Norweger Papagayo E komplettierte eine schwer vorhersehbare Dreierwette, die für einen Euro Einsatz 1872 Euro Auszahlung bescherte. Die Favoriten Poochai aus Schweden und Tumble Dust aus Dänemark, für einen Totokurs von jeweils 43:10 hinter den Startwagen in Stellung gegangen, hatten am Ende der 2720 langen Grand-Prix-Prüfung für Vierjährige keine Siegchance.

Im Winnercircle und auf dem Siegerpodest wurde der Erfolg mit Jubelschreien, Umarmungen, Applaus und Champagner gefeiert. Der auch als Trainer von Riff Kronos aktive Fahrer Heiskanen nahm erst einen tiefen Schluck aus der Flasche und befand sodann: „Es ist das bedeutendste Rennen, das ich je gewonnen habe.“ Er sprach von einem „mörderischen Tempo“. Tatsächlich wurden durchschnittliche 49,6 Stundenkilometer gemessen – und das über die Steherdistanz von 2720 Metern. Fast auf den Tag vor 25 Jahren hatte der Finne ein ähnliches Glücksgefühl genossen, als er Mack Lobell im Großen Preis von Bild zum Triumph dirigierte.

Auch Besitzer Berndt Denberger, ein in Hamburg gebürtiger Schwede, labte sich am Schampus. Selig tätschelte er die Flanke des mit einem Goldkranz und einer Satteldecke in Deutschlandfarben gewürdigten Trabers, der die Ovationen ob seines Bravourstücks seelenruhig genoss. Wahrscheinlich freute sich der schwerreiche Metallunternehmer aus Kallered bei Göteborg mehr über die Ehre als über 100.000 Euro Siegbörse, die eine Verdoppelung der bisherigen Einnahmen in seinem vierjährigen Leben bedeutete.

Immerhin kassiert Michel Rothengatter aus den Niederlanden, Eigentümer des zweitplatzierten Duke of Greenwood, mit 50.000 Euro ebenfalls eine stolze Summe mit verblüffender Rendite. Trainer Peter Strooper aus dem nordholländischen Küstenort Callantsoog hatte das Pferd vor drei Jahren auf einer Auktion in Bahrenfeld für 3600 Euro erworben. Spätestens bei seinem Ehrenplatz im Deutschen Traberderby 2013 hatte sich diese Investition bezahlt gemacht.

Vielleicht gab es bei der Versteigerung am Vorabend des Großen Preises ein ähnliches Schnäppchen. 61 Jährlinge fanden für zusammen 770.500 Euro ein neues Zuhause. Allerdings wurden die teuersten Traber, die jeweils 80.000 Euro erzielten, von ihren Züchtern wegen aus ihrer Sicht zu niedriger Gebote zurückgekauft. Apropos Geld: Der Wettumsatz an drei unter dem Strich famosen Renntagen lag mit 419.122 Euro knapp über dem des Vorjahres (407.500).

Der Fiesta in Bahrenfeld folgt der Kater. Zwar sind die noch geplanten zehn Veranstaltungen dieses Jahres wirtschaftlich gesichert, die Zukunft ist es keinesfalls. Der Ausstieg des am Sonntag auf dem Hippodrom weilenden Milliardärs und Pferdezüchters Günter Herz aus dem operativen Geschäft bedroht den Trabrennsport in der Hansestadt in seiner Existenz.

„Möglicherweise erhält die Familie Herz ihr finanzielles Engagement auch nach dem Abschied ihrer Vermarktungsfirmen persönlich aufrecht“, sagte der 18-malige norddeutsche Champion Henning Rathjen auf der Haupttribüne. Seine auch von anderen Sportfreunden geteilte Hoffnung ist eine üppige Herz-Zahlung an den Förderverein. Immerhin investierte Günter Herz in den vergangenen Jahren mehr als fünf Millionen Euro in eine Sportart mit Umsatzeinbrüchen von fast 90 Prozent binnen zwölf Jahren. „Traben in Hamburg darf nicht sterben“, sagte Peter Weihermüller, langjähriger Präsident der Amateurfahrer. „Es wäre ein Jammer, wenn eine so faszinierende Traditionssportart vor dem Aus stünde.“