Vor dem Formel-1-Rennen in Monza hat Motorsportchef Wolff angedeutet, dass einer der Mercedes-Piloten gehen müsste, sollte es erneut krachen

Monza. Es waren sehr kleinlaute Worte, die Mercedes-Pilot Nico Rosberg vor einer Woche auf seiner Facebookseite veröffentlichte. Er habe „viel nachgedacht“, seine „Fehleinschätzung“ erkannt und sich bei „Lewis Hamilton entschuldigt“. Hintergrund des Eintrags: der Unfall zwischen Rosberg und seinem Teamkollegen Lewis Hamilton beim letzten Rennen im belgischen Spa. Viele Worte wurden seitdem gewechselt. Seit der Ankunft in Monza stehen die Rivalen nun unter genauester Beobachtung. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff drohte bei einer weiteren Eskalation auf der Strecke gar mit einer Sprengung seines Fahrerduos.

„Wir wollen nicht, dass das noch mal passiert“, sagte Wolff der BBC: „Und die Konsequenzen wären ganz einfach: Wenn wir es nicht schaffen, dass beide dem Renn-Spirit von Mercedes folgen, dann müssten wir das zugeben und Entscheidungen treffen. Vielleicht bräuchten wir dann ein anderes Fahrer-Duo.“ Das ist die bislang deutlichste Warnung des Österreichers, trotzdem unterstrich Wolff, gerne mit beiden Fahrern weiterarbeiten zu wollen. „Es ist alles geklärt, die Stimmung ist wie vor Spa: Zwei Alphatiere fahren um die Weltmeisterschaft. Es ist aber nicht verschärft durch Spa“, stellte Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda bei Sky klar.

Zum Auftakt am Freitag musste sich Rosberg in Monza Teilzeit-Arbeiter Lewis Hamilton geschlagen geben und hat damit das erste Mercedes-Duell seit dem großen Knall verloren. Im freien Training zum Großen Preis von Italien (Sonntag, 14 Uhr/RTL und Sky) gelang WM-Spitzenreiter Rosberg in 1:26,225 Minuten nur die zweitbeste Zeit am Freitag hinter Stallrivale Hamilton (1:26,187), der eine Stunde der zweiten Session wegen Hydraulikproblemen verpasste.

Die Vormittags-Zeit, die der englische Ex-Weltmeister zudem mit harten Reifen aufgestellt hatte, knackte dennoch niemand – wohl ein Hinweis darauf, dass beide Silberpfeil-Piloten im mit Spannung erwarteten ersten Vergleich nach dem Unfall von Belgien noch nicht ihre Karten aufdeckten. „Das war ein guter Tag, es hat Spaß gemacht, aber ich habe mich noch nicht ganz wohl gefühlt mit dem Auto“, sagte Rosberg: „Da müssen wir noch dran arbeiten.“ Der Nachteil Hamiltons aufgrund der verpassten Zeit auf der Strecke halte sich zudem in Grenzen, glaubt Niki Lauda. „Er hat da nicht viel verloren, denn er war sofort wieder auf dem Level von Nico“, sagte der Österreicher.

Im Schatten des Kampfes der Silberpfeile fuhr Weltmeister Sebastian Vettel im Red Bull auf den siebten Rang und war damit auf der Vollgasstrecke immerhin schnellster Mann mit Renault-Antrieb. „Wir hatten keine Probleme mit dem Auto und konnten viele Runden drehen, das ist schon mal gut“, sagte Vettel: „Ich denke, ab Platz drei wird es hier sehr eng zugehen.“

Besser kam zum Auftakt allerdings das Ferrari-Duo klar, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso starteten mit den Plätzen drei und vier ins Heimspiel. Vettels Teamkollege Daniel Ricciardo war am Freitag langsamer als der Titelverteidiger und musste sich mit dem zehnten Rang begnügen, Nico Hülkenberg belegte den zwölften Rang. Sauber-Pilot Adrian Sutil kam auf Platz 16.

Alle Augen richten sich am Wochenende allerdings auf das angespannte Mercedes-Duell. Sieben Rennen vor Schluss geht Rosberg mit 29 Punkten Vorsprung auf Hamilton (220:191) an den Start. In Sichtweite lauert nach zwei Siegen in Folge mittlerweile Ricciardo (156) – anders als Teamkollege Vettel (98) hat der Australier noch WM-Chancen. Von denen hat Ferrari sich längst verabschiedet, und trotz der guten Vorstellung im freien Training dürfen die Tifosi auch am Sonntag kaum auf den ersten Heimsieg seit 2010 (Alonso) hoffen.