Ein Kommentar von Achim Leoni

Die gute Nachricht zuerst: Für „Weltklasse Zürich“ am 28. August waren am Freitagnachmittag noch 181 Eintrittskarten erhältlich. Normalerweise ist das Leichtathletiksportfest so kurz vor dem Termin längst ausverkauft, aber in diesem Jahr finden an gleicher Stelle ja die Europameisterschaften statt. Die wiederum, und das ist die schlechte Nachricht, waren bislang nicht unbedingt ein großer Publikumserfolg, um es einmal mit Schweizer Höflichkeit auszudrücken.

Auf der Suche nach den Gründen könnten die Organisatoren ja einmal bei ihrer Preisliste anfangen. Das günstigste Ticket für eine Abendveranstaltung kostet 85 Franken, umgerechnet etwa 70 Euro. Das ist selbst in einem Land der Besserverdienenden wie der Schweiz nur etwas für Liebhaber. Zwar müssen für einen Tribünenplatz bei „Weltklasse Zürich“ auch 75 Franken oder 62 Euro gezahlt werden. Doch für dieses Geld bekommt man etwas zu sehen: Usain Bolt, David Rudisha, Shelly-Ann Fraser-Pryce, mithin die Topstars der Szene. Und alle an einem Abend. Da kann eine EM mit ihren mitunter langatmigen Qualifikationswettkämpfen nicht mithalten.

Dabei hätte man aus den Fehlern der Weltmeisterschaften 2009 in Berlin lernen können. Auch damals schreckten hohe Preise vor einem Stadionbesuch ab. Geher und Marathonläufer hingegen wurden auf ihrem Weg durch die Innenstadt von Zehntausenden gefeiert. Die Leichtathletik, so scheint es, muss sich auf ihre Zuschauer zubewegen. Ein Selbstläufer ist auch die olympischste aller Sportarten nicht mehr.