Bei der EM in Zürich mussten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbands einen Tag der Enttäuschungen hinnehmen. Die deutschen Sportlerinnen und Sportler erfüllten nicht die Erwartungen.

Zürich. Der große Hammer ist am Tag der vierten Plätze ausgeblieben. Weltrekordlerin Betty Heidler fehlte die Kraft für einen großen Wurf bei der Leichtathletik-EM in Zürich. Pech hatte ihrer deutsche Rivalin Kathrin Klaas, die bis zum letzten Versuch im Hammerwurf-Medaillenkampf noch auf dem Bronzerang lag. Nur 28 Punkten fehlten Siebenkämpferin Carolin Schäfer am Freitag an Edelmetall. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat vor den beiden letzten EM-Tagen vier Medaillen auf der Habenseite und hinkt dem angestrebten Ziel von plus minus 15 Plaketten hinterher.

Allerdings ist ein großer Endspurt für den DLV am Wochenende mit 20 Finals möglich. Vor den zwei letzten EM-Tagen stehen zweimal Gold durch Robert Harting (Diskus) und David Storl (Kugel) sowie zweimal Bronze durch Linda Stahl (Speer) und Cindy Roleder zu Buche.

Nur um 28 Punkte verpasste Carolin Schäfer Bronze. Die 22 Jahre alte Frankfurterin sammelte 6395 Punkte und wurde Vierte. Die Olympia-Zweite Lilli Schwarzkopf (Hannover) erreichte mit 6332 Punkten den fünften Platz. Antoinette Nana Djimou aus Frankreich verteidigte ihren Titel mit 6551 Punkten.

Mit den gleichen Platzierungen endete der Hammerwurf: Die 30-jährige Klaas verfehlte ihren größten Erfolg im letzten Durchgang. Die Frankfurterin lage bis dahin mit 72,89 Meter auf Platz drei, bis Joanna Fiodorow (Polen/73,67) sie noch verdrängte. Ex-Europameisterin Betty Heidler wurde mit 72,39 Meter Fünfte. Dominiert wurde der Europameisterin wurde mit der Weltjahresbestleistung von 78,76 Meter Anita Wlodarczyk aus Polen.

Dunkle Wolken waren über dem Letzigrund in Zürich aufgezogen und bildeten eine bedrohlich wirkende, fast schwarze Wand. Doch auch davon ließ sich die zierliche Diana Sujew am Freitagabend nicht beeindrucken, als sie bei der Leichtathletik-Europameisterschaft am Start zum Finale über 1500 Meter stand.

Es entwickelte sich wie erwartet ein taktisches Rennen, in dem keine Läuferin den Mut hatte, in der Flucht nach vorn ihr Heil zu suchen. Die Vorentscheidung fiel daher erst, als die letzte 400-Meter-Runde eingeläutet wurde. Die beiden gebürtigen Äthiopierinnen Siban Hassan (Niederlande) und Abeba Aregawi (Schweden) verschärften das Tempo deutlich und konnten sich in kürzester Zeit vom Feld absetzen, um den Kampf um Gold und Silber unter sich auszumachen. Am Ende bewies Siban Hassan die bessere Tempohärte und setzte sich in 4:04,18 Minuten durch. Abeba Aregawi folgte ihr in 4:05,08 Minuten. Die Bronzemedaille sicherte sich Britin Laura Weightman, die 4:06,32 Minuten benötigte.

Nur gut zwei Sekunden (4:08,63) später überquerte auch Diana Sujew die Ziellinie, was für die Hamburgerin immerhin Rang acht bedeutete.

„Ich wusste, dass die vorderen Plätze quasi vergeben sind. Das Niveau war sehr hoch“, sagte Diana Sujew nach dem Rennen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem achten Platz. Nach den Zeiten dieses Jahres gehörte ich ja vorher nicht einmal zu den ersten Zwölf. Dennoch bin ich ins Finale gekommen. Hier wollte ich einfach ein schönes Rennen abliefern und bloß nicht Letzte werden. Ich habe alles gegeben. Das Rennen war schneller als gedacht, aber ich habe gekämpft bis zum Schluss. Auf der Zielgeraden habe ich auch noch jemanden überholt“, sagte sie weiter.

Sujews Vereinskollegin Jana Sussmann wusste im Ziel nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Weinen über die verpasste Qualifikation für das Finale über 3000 Meter Hindernis am Sonntag – oder lachen über das Missgeschick, das ihr am Wassergraben unterlaufen war. Es sah aber auch ein bisschen nach Slapstick aus, wie die Hamburgerin kurz vor der Rennhälfte am Balken hängen geblieben und bäuchlings ins Wasser geklatscht war. Sussmann, 23, hatte sich zwar schnell wieder aufgerappelt und auf die Verfolgung der Spitzengruppe gemacht. Aber ihr Kampfgeist blieb unbelohnt: 10:07,99 Minuten und Platz neun in ihrem Vorlauf reichten nicht.

„Manno!“, haderte Sussmann, noch immer pitschnass, als ihr die ARD die Bilder ihres Sturzes vorführte: „Dabei habe ich mich bis dahin so gut gefühlt. Aber danach fühlte es sich an, als ob ich zwei Tonnen Wasser mitschleppen müsste. Da ging gar nichts mehr.“ Gesa-Felicitas Krause aus Frankfurt (9:47,36) und die Cottbuserin Antje Möldner-Schmidt (9:52,02) schafften es ohne weitere Zwischenfälle ins Finale.

Bittere Pleite für Titelverteidiger Sebastian Bayer. Der HSV-Athlet scheiterte in der Weitsprung-Qualifikation. Er kam nur auf 7,56 Meter und ist damit nicht bei der Medaillenvergabe am Sonntag dabei. „Das ist völlig lächerlich und indiskutabel, was ich gezeigt habe“, sagte Bayer nach dem vorzeitigen Aus. „Ich wage es kaum, meinem Trainer unter die Augen zu treten.“ Hingegen überstand Christian Reif aus Rehlingen, der Europameister von 2010, das Zitterspiel schadlos.