Der neue Trainer Dirk Sauermann will Aurubis-Volleyballerinnen in die Play-offs führen

Hamburg. Über die abgelaufene Saison will Dirk Sauermann nicht mehr sprechen. „Wir haben alles analysiert und schauen nur noch nach vorn“, sagt der 39 Jahre alte Diplomtrainer, der bei den Bundesligafrauen des Volleyballteams Aurubis den Cheftrainerposten von Helmut von Soosten übernommen hat. Ohne Sieg war der Club in der vergangenen Spielzeit Letzter geworden und nur deshalb dem Abstieg entronnen, weil niemand aufsteigen wollte. Wie in der Saison 2014/15, die am 22. Oktober mit einem Auswärtsspiel in Suhl beginnt, alles besser werden soll, erklärt Sauermann, der sein neues Team an diesem Donnerstag (16.30 Uhr, Eintritt frei) in der CU-Arena den Fans präsentiert, im Abendblatt-Gespräch.

Hamburger Abendblatt:

Herr Sauermann, haben Sie als neuer Aurubis-Trainer leichtes Spiel? Schlechter als in der vergangenen Saison kann es ja nicht werden.

Dirk Sauermann:

So habe ich das noch nicht gesehen (lacht). Für mich ist es eine schöne, sehr fordernde Situation, eine Mannschaft völlig neu zusammenstellen zu können, die mit der vergangenen Saison nichts mehr zu tun hat.

Genau eine Spielerin aus dem alten Kader ist geblieben, elf sind neu dabei. Sie haben sechs Ausländerinnen geholt, die die Liga nicht kennen, dazu zwei Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft, mit der Sie im Vorjahr ebenfalls sieglos Letzter in der Zweiten Liga wurden. Leiten Sie ein Himmelfahrtskommando?

Sauermann:

Ganz bestimmt nicht! Wir wollten aus der alten Mannschaft zwei Spielerinnen halten, Jennifer Pettke und Nina Braack. Bei Nina ist es uns gelungen, Jenni hat nach reiflicher Überlegung letztlich Wiesbaden vorgezogen. Aber Manager Christian Beutler und ich sind von den Qualitäten der sechs Ausländerinnen absolut überzeugt. Anisa Sarac und Laura Mathias aus der zweiten Mannschaft haben wir nicht geholt, damit sie den Kader auffüllen, sondern weil wir glauben, dass sie uns helfen können. Und mit Natalia Cukseeva haben wir ein Hamburger Talent zurückgeholt, von dem wir uns versprechen, dass sie Leistungsträgerin wird. Ich kann deshalb die negative Grundstimmung, die teilweise im Umfeld zu spüren ist, nicht verstehen.

Können Sie nicht verstehen, dass es Vorbehalte gibt? Warum sollten Sie, der mit der zweiten Mannschaft punktlos aus der Zweiten Liga abgestiegen ist, mit einem Team ohne große Bundesligaerfahrung besser abschneiden als Ihr Vorgänger?

Sauermann:

Es war klar, dass diese Vorbehalte aufkommen würden. Aber man darf nicht verkennen, dass meine Mannschaft im Vorjahr kein Zweitliganiveau hatte, als ich sie übernahm. Wir haben es immerhin geschafft, zwei Spielerinnen für das Erstligateam zu entwickeln, und wir hatten trotz der vielen Niederlagen bis zum Ende einen tollen Zusammenhalt. Darauf baue ich auch in dieser Saison. Außerdem sollte man mich nicht auf dieses eine Jahr reduzieren. Ich habe in Leverkusen bewiesen, dass ich erfolgreich arbeiten kann, ebenso in Finnlands Topliga.

Namensgeber und Hauptsponsor Aurubis hat das Budget erneut gekürzt, steigt in zwei Jahren komplett aus dem Sponsoring aus. Wie konnten Sie neuen Spielerinnen einen Wechsel nach Hamburg überhaupt schmackhaft machen?

Sauermann:

Indem wir ehrlich und offen den Neuaufbau kommuniziert haben. Wir wollten Spielerinnen, die es als Herausforderung sehen, hier etwas zu gestalten. Wir haben vor allem darauf geachtet, dass die Spielerinnen charakterlich zueinander passen. Dafür haben wir die Neuen mehrfach in Übersee besucht. Wir haben uns sehr gut informiert, und wenn unsere Eindrücke und die unserer Gesprächspartner nicht täuschen, dann haben wir Spielerinnen bekommen, die auch locker bei besseren Clubs untergekommen wären.

Das heißt, dass Sie an eine bessere Saison glauben. Gibt es schon ein Saisonziel?

Sauermann:

Unser Ziel ist, die Pre-Play-offs zu erreichen. Dafür müssen wir auf Platz sieben bis zehn landen. Dazu ist mir wichtig, dass wir uns als homogene Einheit präsentieren, die den Zuschauern in jedem Spiel das Gefühl vermittelt, alles für den Sieg zu geben. Wenn das Team diese Ausstrahlung hat, werden die Fans das honorieren.

Ist das vielleicht der positive Effekt aus der vergangenen Saison, dass niemand etwas von Ihnen erwartet? Die Ansprüche, die Aurubis Jahr für Jahr als Saisonziel formulierte, haben stets für Druck und Enttäuschung gesorgt.

Sauermann:

Sicherlich wird niemand vor dieser Saison die Top vier als Zielvorgabe formulieren. Aber dass niemand etwas erwartet, ist auch falsch, und das wäre auch nicht gut. Wir haben ja selbst hohe Erwartungen an uns. Aber tatsächlich lässt man mir vonseiten des Hauptsponsors sehr viel Freiraum. Aurubis hat den Ausstieg rechtzeitig angekündigt und lässt uns nun die Zukunft selbstständig gestalten.