Hockeyherren des Clubs an der Alster wollen mit zehn Zugängen und neuem Co-Trainer angreifen

Hamburg. Wer als Hamburger Hockeyfan nicht so zum Club an der Alster hält, der dürfte in diesem Sommer schwer zu schlucken gehabt haben. Fast jede Woche gab der Traditionsclub von der Hallerstraße hochkarätige Neuzugänge für sein Bundesliga-Herrenteam bekannt. Zehn sind es insgesamt. Nationaltorhüter Felix Reuß, 23, und U23-Welthockeyspieler Christopher Rühr, 20, die beide von Uhlenhorst Mülheim kamen, sind die namhaftesten, der Mannheimer Auswahlakteur Danny Nguyen, 22, oder der vom Lokalrivalen Uhlenhorster HC verpflichtete U21-Kaderspieler Dieter Linnekogel, 21, stehen ihnen kaum nach. Alster, so viel ist klar, hat einiges vor in der neuen Saison, die am 6. September beginnt.

Joachim Mahn sitzt auf der Terrasse des Clubhauses und versucht zu erklären, warum der Totalumbruch nötig war. Der 50-Jährige ist seit 1997 Cheftrainer der Alster-Herren, und er sieht seine Aufgabe auch darin, Erwartungen herunterzuschrauben. Und so führt er an, dass den zehn Neuen auch zwölf Abgänge gegenüberstünden, darunter der von Toptorschütze Jonathan Fröschle, 27, der berufsbedingt in die Niederlande geht, und der von Sturmführer Daniel von Drachenfels, 28, den es zum Harvestehuder THC zog. „Die 25 Tore, die Jojo geschossen hat, werden uns fehlen“, sagt Mahn also, „und außerdem brauchen wir für einen solchen Neubeginn viel Zeit. Deshalb ist es viel zu früh, jetzt schon über Saisonziele zu reden.“

Aber dass sich etwas tun musste, nachdem seine Mannschaft nach dem Gewinn des deutschen Feldmeistertitels 2011 dreimal in Folge im Konzert der Großen nicht mehr hatte mitspielen können, das war im Verein im Frühjahr klar gewesen. Clubchef Torben Todsen hatte Mahn ermutigt, sein Team richtig aufzurüsten. „Die Geschichte des Hinterherlaufens macht auf Dauer keinen Spaß“, so formuliert es Mahn in der ihm eigenen, flapsigen Art.

Sein wichtigster Zugang, daran lässt Mahn keinen Zweifel, wird indes gar nicht auf dem Platz stehen, sondern neben ihm auf der Trainerbank sitzen. André Henning gilt als einer der ambitioniertesten deutschen Hockeytrainer. Seit 2007 coachte der 30-Jährige Mülheims Herren, er machte die Westdeutschen zu einer der führenden Kaderschmieden der Bundesliga. Im November entschied er, sich eine neue Aufgabe suchen zu wollen – und fand sie dank eines Kontaktes zu Alsters Torwarttrainer Heiko Milz in Hamburg.

Henning ist ab sofort Co-Trainer von Mahn, aber, und das ist wohl seine wichtigere Aufgabe, auch sportlicher Leiter für den gesamten Nachwuchsbereich. Zudem behält er seinen Posten als U18-Bundestrainer. „André soll uns dabei helfen, die Investitionen, die seit geraumer Zeit in den Jugendbereich fließen, besser zu kanalisieren. Wir wollen unsere Toptalente halten und in die Leistungsmannschaften integrieren“, sagt Mahn. Dann könne man in einigen Jahren auf Umbrüche der aktuellen Sorte verzichten und das Team aus eigenen Mitteln verstärken.

Henning, der neben seinen sportlichen Verpflichtungen auch noch ein Diplomstudium an der Kölner Trainerakademie aufnehmen wird, hatte sich nach sieben erfolgreichen Jahren in Mülheim nach einer Aufgabe, die ihm Alster jetzt bietet, gesehnt. „Alster ist ein großer Club, wir sind überall sehr gut aufgestellt, haben aber ebenso großes Potenzial, das noch entwickelt werden kann“, sagt er. Ihm gehe es in den kommenden Wochen vor allem darum, in alle Bereiche hineinzuhorchen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, „wo wir gemeinsam hinwollen“.

Dass er in Mülheim im Schlechten geschieden sei, weil er mit Reuß und Rühr zwei Topspieler abgeworben habe, weist er zurück, „deren Entscheidung stand lange vorher fest“. Und auch, dass er mittelfristig als Mahns Nachfolger installiert werden solle, sei keinesfalls Inhalt einer vertraglichen Vereinbarung. „Aber“, schiebt Henning nach, „im Sport weiß man nicht, was in drei Jahren sein wird.“ Das stimmt, aber wenn nicht alles täuscht, wird es Alsters Herren dann wenigstens nicht schlechter gehen als heute.