Der Hamburger Nachwuchsruderer geht als Goldfavorit im Einer in die Juniorenweltmeisterschaften in Allermöhe.

Hamburg. „Ist das Meister Naske?“, möchte der Pensionär wissen, der gerade mit seinem Einer bei der Ruder-Gesellschaft Hansa anlegt, und deutet auf die andere Seite des Bootsstegs an der Außenalster. Von ihm habe er ja schon viel gehört: „Ein bemerkenswerter Junge!“

Was heißt hier Junge? Naske darf sich seit April volljährig nennen, und wie ein Junge sieht er mit seinem muskelbepackten Körper von 80 Kilogramm schon lange nicht mehr aus. Das mit dem Meister aber stimmt. Ende Juni gewann Naske in Brandenburg den nationalen Titel im Einer, und zwar derart überlegen, dass er jetzt als Favorit auf die Goldmedaille bei der Junioren-WM in Allermöhe gilt, die an diesem Dienstag (19.30 Uhr) mit einem Sternmarsch und einer Bühnenshow am Alsteranleger Jungfernstieg eröffnet wird.

Juniorenweltmeister, den Titel hat Naske schon 2013 gewonnen, damals im Doppelzweier. Es reicht ihm nicht. Der Einer sei immer schon sein Ziel gewesen: „Man kann sich hinter niemandem verstecken, die kleinste Veränderung wirkt sich sofort aus.“ Naske hat allerdings einen großen, besser: einen Größennachteil. Sein Zweierpartner, der Magdeburger Philipp-André Syring, misst 2,05 Meter, 21 Zentimeter mehr als Naske, und nimmt ihm auf dem Ergometer ähnlich viele Sekunden ab.

Im Boot aber kann er dem Abiturienten von der Heinrich-Hertz-Schule nicht das Wasser reichen. Daran mag man Naskes Talent ermessen – in Hamburg hat es im Einer wohl kein größeres gegeben seit Peter-Michael Kolbe, dem fünfmaligen Weltmeister vom Hammerdeicher RV. Aber auch Naskes Ehrgeiz. Dass er morgens um fünf Uhr aufsteht, um vor der Schule eine Trainingseinheit in Allermöhe zu absolvieren; dass er abends von dort erst um 20.30 Uhr nach Hause kommt, wo noch die Hausaufgaben warten; dass Sommerferien Trainingslager bedeuten: All das nimmt Naske nicht als Last wahr, im Gegenteil: „Ich sehe es als Privileg an, mich dazu motivieren zu können.“ Und etwas Schöneres, als den Sommer mit Gleichgesinnten zu verbringen, könne er sich ohnehin nicht vorstellen: „Man leidet, trainiert, lacht zusammen: Es ist eine ganz tolle Zeit.“

Die Familie unterstützt ihn nicht nur materiell. Naskes Mutter, eine Ökotrophologin, sorgt für eine ausgewogene Ernährung. Der Verein hat ihm für 7500 Euro ein Boot gekauft. Vom Team Hamburg wird er finanziell gefördert. An diesem Wochenende will Tim Ole Naske all das zurückzahlen: „Ich will in meiner Stadt, auf meiner Strecke der sein, auf den alle schauen.“