Die deutschen Tennisspieler Kohlschreiber, Kamke, Zverev und Brown spielen sich am Rothenbaum in die Herzen der Zuschauer. Mit einem Quartett hat im Achtelfinale kaum jemand in Hamburg gerechnet.

Hamburg. Der 17 Jahre alte Alexander Zverev konnte den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale eines ATP-Turniers selbst kaum glauben. „Wann kann man schon damit rechnen, gegen die Nummer 22 der Welt zu gewinnen?“, fragte das talentierteste Tennistalent Deutschlands nach dem begeisternden 7:5, 7:5 gegen den erfahrenen Russen Michail Juschni am Hamburger Rothenbaum.

Der 1,96 Schlaks folgte am Mittwoch Tobias Kamke in die Runde der letzten 16 und trifft auf den Kolumbianer Santiago Giraldo. Für eine faustdicke Überraschung sorgte auch Dustin Brown aus Winsen: Er gewann in einem spannenden Match gegen den Spanier Fernando Verdasco mit 4:6, 6:2, 7:6 (10:8) und trifft nun auf Pablo Andujar aus Spanien.

Philipp Kohlschreiber tat sich zu Beginn schwer gegen den portugiesischen Qualifikanten Gastao Elias, setzte sich dann aber mit 7:5, 6:1 durch. „Es lief am Anfang nicht so, wie ich es mir vorgenommen habe, aber je länger das Spiel dauerte, umso besser kam ich rein“, sagte der Augsburger, der am Donnerstag auf den Franzosen Gilles Simon trifft.

Der Lübecker Kamke besiegte den argentinischen Vorjahresfinalisten Federico Delbonis mit 6:3, 6:4. Die Nummer 82 der Weltrangliste trifft nun auf den an Nummer vier gesetzten Ukrainer Alexander Dolgopolow. Überraschend ausgeschieden ist bei dem mit 1,3 Millionen Euro dotierten Sandplatzturnier der Titelverteidiger Fabio Fognini. Der Italiener unterlag dem serbischen Qualifikanten Filip Krajinovic fast lustlos mit 4:6, 0:6.

Der unbekümmerte Zverev hat das Zeug zum Publikumsliebling. Die 6000 Zuschauer am Centre Court peitschten den Lokalmatador nach vorn. „So ein Publikum in so einem Stadion hat geholfen, das war ein sehr großer Vorteil“, sagte die Nummer 285 der Welt. Besonders mit seinen Aufschlägen setzte der Juniorensieger der Australian Open seinen Gegner aus Moskau unter Druck. Lediglich den Stopps von Juschni hatte Zverev nichts entgegenzusetzen.

„Es hat Spaß gemacht. Ich komme hierher, seit ich zwei Jahre alt bin, nun stehe ich mittendrin und weiß gar nicht, was los ist. Meinetwegen kann es so weitergehen“, sagte der überwältigte Zverev nach seinem zweiten Sieg auf der ATP-Tour. Im Vorjahr hatte er mit dem Finaleinzug im Juniorenwettbewerb der French Open bereits sein großes Talent angedeutet.

Der neun Jahre ältere Mischa Zverev, derzeit mit einem Gipsverband außer Gefecht gesetzt, feuerte seinen Bruder immer wieder an. Der jüngere der beiden fing erst vor kurzem mit regelmäßigem Fitness- und Krafttraining an, weil er durch Wachstumsschübe immer wieder Schmerzen verspürte. In den vergangenen drei Jahren ist er um 30 Zentimeter in die Höhe geschossen. Um den Erfolg in seiner Heimat nicht zu gefährden, verzichtete er auf die Players Party am Mittwoch.

Auch Kamke hatte einen genauen Plan, wie er gegen Sandplatzspezialisten Delbonis agieren wollte. „Das hat mir Ruhe und Sicherheit gegeben, ich habe auch Fehler zwischendurch akzeptiert. Ich traue mir zu, solche Leute zu schlagen“, sagte Kamke. Zwar habe er seine Wildcard nun gerechtfertigt, zufrieden ist der Wahl-Hamburger aber noch nicht: „Ich nehme die konstruktive Kritik von Michael Stich gern an. Es zeigt, dass er mir mehr zutraut, als ich hier in den letzten Jahren gezeigt habe.“ Der Turnierdirektor und einstige Wimbledonsieger hatte gesagt, Kamke komme mit dem Druck vor heimischem Publikum nicht gut klar.