Die Vorjahresfinalistin setzte sich in der Fortsetzung ihrer Partie gegen die ehemalige Weltranglistenerste Ana Ivanovic (Serbien/Nr. 11) 6:4, 3:6, 6:1 durch.

London. Das Nachsitzen im All England Club entwickelte sich zur Geduldsprobe – doch schließlich verließ Sabine Lisicki den Platz erneut mit einem Lächeln im Gesicht. Mit zwei Tagen Verspätung zog die Vorjahresfinalistin ins Achtelfinale ein. Lisicki gewann bei ihrem Lieblingsturnier in Wimbledon gegen die ehemalige Weltranglistenerste Ana Ivanovic 6:4, 3:6, 6:1 und folgte damit Angelique Kerber unter die besten 16. Allerdings brauchte sie erst eine Regenpause, um ihr Power-Tennis zu justieren.

„Ich habe heute zuerst nicht gut aufgeschlagen, und sie hat alles getroffen“, sagte Lisicki nachdem sie die Fortsetzung mit einem Ass beendet hatte: „Nach der Unterbrechung haben wir dann beide viele Gewinnschläge produziert – ich zum Glück am Ende ein paar mehr.“ Bundestrainerin Barbara Rittner traut Lisicki nun erneut den großen Wurf zu: „Hier ist für sie alles möglich.“

Das Match gegen die Serbin Ivanovic war am Samstagabend wegen Dunkelheit beim Stand von 1:1 im zweiten Satz abgebrochen worden. Zuvor hatte der Londoner Landregen den Spielplan gehörig durcheinandergewirbelt. Auch am Montag schüttete es teilweise wie aus Eimern. Das Achtelfinale Kerber gegen French-Open-Siegerin Maria Scharapowa wurde auf Dienstag (14.00 Uhr MESZ) verlegt. Vorher (11.30 Uhr MESZ/beide Sky) trifft Lisicki auf die Kasachin Jaroslawa Schwedowa.

Nach dem traditionell spielfreien Sonntag, den Lisicki ihrem großen Hobby, der Fußball-WM in Brasilien, widmete, brauchte die 24-Jährige allerdings die eineinhalbstündige Auszeit, um ihr Spiel zu finden. Kurz vor dem Satzausgleich tröpfelte es erneut in Wimbledon, bis dahin lag Ivanovic auf Achtelfinalkurs. Die frühere Roland-Garros-Siegerin zeigte das Tennis, mit dem sie bereits beim Vorbereitungsturnier in Birmingham triumphiert hatte.

Doch Lisicki schlug zurück: Nach insgesamt 1:51 Stunden Spielzeit verwandelte sie ihren ersten Matchball zum dritten Sieg nacheinander. Das war ihr nach dem unvollendeten Sommermärchen 2013 nur noch einmal gelungen, beim WTA-Turnier im Oktober in Luxemburg. „Sabine hat im dritten Satz unglaublich aufgeschlagen. Sie geht hier ihren Weg, sie war einfach die bessere Spielerin“, lobte Ivanovic.

All die Tränen, die Verletzungen, die Häme und Kritik der vergangenen zwölf Monate sind nun endgültig vergessen, das Strahlen ins Gesicht der Weltranglisten-19. zurückgekehrt. Das erkannte auch der dreimalige Wimbledonchampion Boris Becker, derzeit Trainer des serbischen Mitfavoriten Novak Djokovic. „Ich habe sie oft auf dem Trainingsgelände gesehen“, berichtete Becker: „Man sieht wieder ihr Lächeln, ihr gutes Gefühl ist wieder da.“

Allerdings hegte Becker Zweifel, ob die kurze Zeit im Londoner Südwesten für Lisickis Formaufbau reiche. Gegen Ivanovic belehrte „Doris Becker“, wie sie einst der britische Boulevard taufte, den Leimener eines Besseren. Lisicki ist wieder in der Lage, Rückschläge zu verkraften und ihre Fehlerquote auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Ihre Chancen stehen damit nicht schlecht, den Lauf fortzusetzen und zum fünften Mal bei ihrer sechsten Wimbledon-Teilnahme zumindest das Viertelfinale zu erreichen. Gegen Schwedowa gewann Lisicki schon einmal auf der Anlage an der Church Road: 2012 bei den Olympischen Spielen von London. „Sie spielt stark auf Rasen und hat einen starken Aufschlag. Ich bin aber bereit“, sagte Lisicki.

Bereit für große Taten scheint auch die Kanadierin Eugenie Bouchard zu sein. Die 20 Jahre alte Aufsteigerin der Saison setzte sich nach ihrem Sieg über Andrea Petkovic auch gegen Alize Cornet (Frankreich) 7:6 (7:5), 7:5 durch. Bouchard, die bereits in Melbourne und Paris im Halbfinale stand, spielt gegen Kerber oder Scharapowa um den Einzug in die Runde der besten Vier.

Ebenfalls bereits im Viertelfinale steht ein tschechisches Trio, das voraussichtich im Fed-Cup-Finale im November auf Deutschland trifft. Petra Kvitova spielt nun gegen Landsfrau Barbora Zahlavova-Strycova, Lucie Safarova bekommt es mit Jekaterina Makarowa (Russland) zu tun.

Titelverteidiger Andy Murray (Großbritannien) tritt im Viertelfinale am Mittwoch gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow an. Becker-Schützling Novak Djokovic (Serbien) trifft auf den Kroaten Marin Cilic, der ebenfalls von einem früheren Wimbledonsieger trainiert wird, dem Champion von 2001, Goran Ivanisevic.