„Es ist ein Schock. Im ersten Moment wollte ich es nicht wahrhaben. Aber es geht nicht anders“, wird Haas in einem Bericht zitiert. Der gebürtige Hamburger wurde erneut an der Schulter operiert.

Hamburg. Tommy Haas wird in diesem Jahr nicht mehr auf die Tennis-Tour zurückkehren. Ob er seine Karriere überhaupt fortsetzen kann, ist angesichts einer anstehenden Schulter-OP am Dienstag in New York – der insgesamt vierten in seiner Laufbahn – mehr als fraglich. „Man wird erst in ein paar Monaten entscheiden können, ob es noch mal geht“, sagte Haas im Gespräch mit der Bild-Zeitung.

Obwohl er in den letzten Wochen gespürt habe, dass was nicht in Ordnung ist, habe er damit nicht gerechnet. „Die Diagnose war im ersten Moment natürlich ein Hammer, aber es war leider zu befürchten, dass es eine schwerere Verletzung ist“, wird Haas in einer Pressemitteilung zitiert. Die Supraspinatussehne in der Schulter ist angerissen, außerdem eine Sehne, die den Bizeps schützt: „Das muss alles zusammengenäht werden.“

Zwar könne er „wohl am selben Tag noch raus aus dem Krankenhaus“, doch die anschließenden drei, vier Wochen seien die schlimmsten: „Ich darf die Schulter, die in einer Schlinge liegt, nicht bewegen. Ich darf auch nicht auf der Seite liegen, was mich beim Schlafen behindert. Aber meine kleine Tochter wird mich schon gut ablenken und entertainen. Ich kann mich um meine Familie kümmern. Das ist ein positiver Aspekt.“

Bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen hatte sich zuletzt einmal mehr offenbart, dass Haas wohl auf ein medizinisches Wunder angewiesen ist, um den Ruhestand weiter hinauszuzögern und 2015 ein Comeback zu starten. Seit Jahren ist die Schulter die große Schwachstelle in seinem Körper. „Wenn ich noch mal operiert werden muss, kann ich meinen Schläger gleich an den Nagel hängen“, hatte er bereits vor Wochen befürchtet.

Haas will seine Karriere auf dem Platz beenden


Davon ist nun erst mal nicht mehr die Rede, Haas will es 2015 noch einmal wissen, obwohl er im April 37 wird. „Jimmy Connors hat 1991 mit 39 Jahren noch das Halbfinale bei den US Open erreicht. Das ist auch eine Inspiration“, sagte er der Bild-Zeitung. Ob es klappt, „weiß ich nicht. Bis dahin liegt viel Drecksarbeit vor mir. Außerdem geht das auch auf den Kopf. Aber ich habe das alles schon ein paar Mal geschafft. Ich bin immer wieder zurückgekommen. Ich weiß also, was auf mich zukommt und ich stelle mich dieser Herausforderung.“

Das Problem sei, dass „die Schulter ein kompliziertes Gelenk ist und man lange braucht, um da wieder Kraft und Gefühl reinzubringen. Das heißt: Erst mal sechs Monate kein Tennis. Vielleicht kann ich nach acht Monaten zurückkommen. Es wird eine lange, harte Zeit.“ Seine Platzierung in der Weltrangliste (20.) wird bis zu einem möglichen Comeback eingefroren, „protected ranking“ nennt das die ATP. „Ich brauche dann bei zehn Turnieren nicht durch die Quali“, sagte Haas: „Vielleicht bekomme ich ja auch die eine oder andere Wildcard.“

Deutschlands Nummer eins wolle in jedem Fall nicht mit einer Verletzung von der Tennis-Bühne abtreten, sondern auf dem Platz seine Karriere beenden, teilte sein Management mit. Schon einmal war Haas nach einer Hüft- und Ellbogenoperation im Jahr 2010 ein Comeback gelungen. „Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass ich noch gute Matches und Turniere spielen kann, sofern die Schulteroperation erfolgreich verläuft und mein Körper auch sonst mitspielt“, sagte er nun. Ob es ihm gelingt, steht in den Sternen.