Die lädierte Schulter bereitet Tommy Haas weiterhin Probleme. Der Routinier wirkt ratlos und sagte seinen Start in Halle ab. Der gebürtige Hamburger bangt um seinen Auftritt in Wimbledon. Oder gar um seine Karriere?

Halle/Westfalen. Noch klammert sich Tommy Haas an die Hoffnung auf einen weiteren Auftritt auf dem so geliebten Heiligen Rasen in Wimbledon. Noch mochte der so geschundene Routinier das Wort Absage für das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres nicht in den Mund nehmen. Noch will er trotz seiner so maladen Schulter weiter alles versuchen. Auch um seine jahrzehntelange Leidenschaft nicht endgültig aufgeben zu müssen.

Doch schien ein Verzicht auf das bedeutendste Tennis-Ereignis der Welt im Südwesten Londons selbst nach seiner Erstrunden-Aufgabe in Paris unvorstellbar, ist die 15. Teilnahme des 36-Jährigen nun mehr als fraglich. „Ich hoffe auf ein Wunder“, sagte Haas, als er wegen seiner „tickenden Zeitbombe“ seinen Rückzug vom Rasen-Turnier im westfälischen Halle verkünden musste.

Voller Vorfreude hatte er vor wenigen Tagen ein Bild von sich und der Auslosung auf Instagram gepostet, mit einem hoffnungsvollen Lächeln im Gesicht. Am Montagabend wirkte der gebürtige Hamburger, ein Meister der Comebacks, verzweifelt. Sein Blick war traurig, seine Miene betreten. „Die Schulter gibt mir nicht die Chance, Tennis zu spielen. Ich habe hier in Halle alles probiert, aber es ist zwecklos“, erklärte er.

Selbst der Mediziner seines Vertrauens konnte die neuerlichen Probleme bislang nicht lösen. Statt sich vom deutschen Publikum feiern zu lassen, sucht Haas weitere Spezialisten auf. Wieder einmal. „Wenn ich jetzt noch einen finde die nächsten Tage oder die nächste Woche, der was machen kann, dann gibt es immer eine Hoffnung“, erklärte die Nummer 21 der Welt. „Ob das dann funktioniert oder nicht, ob ich dann ready sein kann nochmal für Wimbledon, das wird sich dann entscheiden. Aber ich hoffe es. Aber mal gucken.“

Die Zeit drängt. In weniger als zwei Wochen müsste er für den Klassiker bereit sein. Und wenn nicht? Denkt Haas vielleicht ernsthafter denn je über sein Karriereende nach? Sucht er vielleicht nach dem richtigen Zeitpunkt, um Goodbye zu sagen? Seit fast zwei Jahrzehnten tourt Haas als Profi von Anlage zu Anlage um die Welt. Immer wieder warfen den Wahl-Amerikaner Verletzungen zurück, immer wieder kämpfte er sich zurück und überraschte die Konkurrenz. Vor allem jetzt besticht er durch seine Fitness. Die Schulter aber plagt zu oft.

Bevor ihn auf der roten Asche der French Open ein stechender Schmerz zur Aufgabe gegen den Esten Jürgen Zopp zwang, musste er sein Viertelfinale in Rom vorzeitig abbrechen. In München machte ihm sein Körper ebenso zu schaffen. Und auch bei den Australian Open spielte er seine erste Partie nicht zu Ende. „Jetzt wieder so einen Rückschlag hinnehmen zu müssen, ist sicherlich mit das Schwierigste“, gab Haas in Halle zu, „gerade auch zu dem Zeitpunkt, wo ich angelangt bin, in meinem Alter.“ Eins hat der Altmeister schon mehrfach betont: Bei einer erneuten Operation wäre Schluss. In den nächsten Tage oder Wochen wisse er mehr, meinte Haas.