Bereits zum neunten Mal kann Rafael Nadal die French Open gewinnen. In einer packenden Partie gegen den Serben Novak Djokovic gewann der Spanier mit 3:6; 7:5; 6:2; 6:4 und bleibt Weltranglistenerster.

Paris/Hamburg. Rafael Nadal bleibt der unangefochtetene Sandplatzkönig von Paris: Nachdem der Spanier seinen neunten French-Open-Titel gewonnen hatte, sank er an der Grundlinie auf die Knie und schaute fast ungläubig Richtung Himmel.

Trotz Startschwierigkeiten wurde Titelverteidiger Nadal seiner Favoritenrolle beim 3:6, 7:5, 6:2, 6:4 im Finale gegen Novak Djokovic (Nr. 2) gerecht und verteidigte damit den Platz auf dem Tennis-Thron. „Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich musste an mein Limit gehen. Novak hätte den Titel auch verdient gehabt und wird ihn irgendwann auch gewinnen”, sagte Nadal, der bei der Siegerehrung und beim Abspielen der spanischen Hymne Tränen in den Augen hatte.

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Damit konnte Djokovic, serbischer Schützling von Boris Becker, sein Grand-Slam-Portfolio nicht komplettieren und muss weiterhin auf den ersten Coup in Roland Garros warten. „Ich kann Rafa nur gratulieren. Er ist einfach ein großer Spieler”, meinte Djokovic, der von den Zuschauern einen lang anhaltenden Applaus erhielt. Auch Djokovic hatte in dieser Szene feuchte Augen.

Nach 3:30 Stunden profitierte der topgesetzte Nadal beim ersten Matchball von einem Doppelfehler Djokovics und kletterte danach in seine Box, in der er seinen Coach und Onkel, Toni Nadal, innig umarmte.

Wenig später bekam er vom sechsmaligen Paris-Champion Björn Borg (Schweden) den Coupe des Mousquetaires überreicht. Damit holte der 28 Jahre alte Linkshänder seinen 14. Grand-Slam-Titel und schloss zu Pete Sampras (USA) auf. Nur noch der Schweizer Roger Federer hat mehr Majors gewonnen (17).

Publikumsliebling Nadal, der ein Preisgeld von 1,65 Millionen Euro kassierte, feierte beim bedeutendsten Sandplatzturnier der Welt seinen 35. Sieg in Folge und den 66. Erfolg im 67. Match seit seinem Paris-Debüt 2005. Nur 2009 war Nadal im Achtelfinale an Robin Söderling (Schweden) gescheitert.

Dabei fand Djokovic, der sich am Tag zuvor mit Becker eine spannende Schach-Partie geliefert hatte, besser ins Spiel. Nichts war zunächst von den körperlichen Problemen zu spüren, die dem 27-Jährigen im Halbfinale gegen den Letten Ernests Gulbis noch so zugesetzt hatten. Der viermalige Australian-Open-Champ dominierte die Ballwechsel gegen einen seltsam gehemmt wirkenden Nadal.

Nach 44 Minuten holte sich Djokovic den ersten Durchgang. Becker ballte in der Box erleichert die Faust. Wohlwissend, dass sein Schützling die vorangegangenen vier Duelle gegen seinen Erzrivalen Nadal gewonnen hatte - das letzte erst vor drei Wochen auf Sand in Rom.

Angetrieben von „Rafa, Rafa”-Sprechchören steigerte sich der Titelverteidiger aber vor 15.000 Zuschauern auf dem Court Philippe Chatrier und forcierte den Druck. Das entscheidende Break gelang Nadal im zweiten Durchgang zum Satzgewinn. Seinen Vorhand-Winner feierte er dabei bereits wie einen Sieg und ungewöhnlich emotional.

Nach fünf Spielgewinnen in Serie hatte er beim 3:0 im dritten Satz Djokovic weiter entnervt. Dieser quittierte es mit weit aufgerissenen Augen und hilfesuchenden Blicken in Richtung seiner Box. Die Kräfte beim Weltranglistenzweiten schwanden sichtbar. Bezeichnend, dass Djokovic den Durchgang mit einem unerzwungenen Fehler abgab. Auch danach blieb Nadal dank seiner kraftvollen Topspinschläge am Drücker. Das Break gelang ihm zum Matchgewinn.

Kein anderer Spieler hat bislang mehr Titel bei einem der vier Grand-Slam-Turniere geholt als Nadal bei den French Open. Djokovic hätte mit seinem ersten Coup am Bois de Boulogne auch die Weltranglisten-Führung von Nadal zurückerobern können, die er zuletzt im September 2013 inne gehabt hatte.