Ein so spannendes Bundesliga-Finale gibt es selten. THW Kiel ist Deutscher Meister im Handball. Der Rekordmeister sicherte sich am letzten Spieltag mit einem 37:22 gegen den Pokalsieger Füchse Berlin die Meisterschaft.

Kiel. Erst verwandelten die Zuschauer die Kieler Sparkassen-Arena in ein Tollhaus, dann ging die Sause auf dem Rathausplatz der Stadt so richtig ab. 6000 Zuschauer hatten sich schon eine Stunde nach Spielschluss vor dem Rathaus versammelt. Und es wurden immer mehr.

Was eigentlich als kleine Feier für den THW Kiel wegen des erwarteten zweiten Platzes in der Handball-Bundesliga geplant war, geriet zur riesigen Jubelparty. Plötzlich war der THW wieder Meister – und das zum 19. Mal. „Ich hätte nicht gedacht, dass das noch möglich ist“, sagte Rechtsaußen Christian Zeitz und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Der THW hatte die Füchse Berlin in eigener Halle mit 37:23 deklassiert und damit die Rhein-Neckar Löwen auf der Zielgeraden abgefangen. Die Mannheimer siegten lediglich mit 40:35 beim VfL Gummersbach und verspielten ihren Sieben-Tore-Vorsprung, den sie sich bis zum Saisonfinale erarbeitet hatten.

Während des Spiels blickte der Co-Trainer der Kieler permanent aufs Handy. „Er hat immer gesagt: Es reicht nicht, es reicht nicht. Wir brauchen Tore, Tore, Tore ....“, berichtete Zeitz. Geschäftsführer Klaus Elwardt platzte beinahe vor Stolz: „Wir haben alle darauf gehofft, aber geglaubt hat vielleicht doch nicht jeder daran.“

Was die Mannschaft vor allem in der zweiten Halbzeit geleistet habe, „geht in die Annalen ein“, beteuerte Elwardt. Die Mannschaft machte sich per Autokorso auf den Weg von der Halle zum Rathaus und musste sich laut hupend den Weg durch die jubelnden Massen bahnen. Es war eigentlich wie immer am Ende einer Saison in Kiel: Neunmal in den vergangenen zehn Jahren hat der THW die Meisterschaft gewonnen. „Normalerweise bin ich immer der Eisblock. Aber heute ist doch die Möglichkeit da, ein bisschen aus sich herauszukommen“, erklärte Zeitz, der zum ungarischen Meister MKB Veszprem wechselt.

Die Feier soll allerdings im Rahmen bleiben. Wegen des Final4 in der Champions League am nächsten Wochenende wolle die Mannschaft „mit angezogener Bremse Gas geben“, wie Zeitz erklärte. Er fügte zweifelnd hinzu: „Wenn das möglich ist bei einigen.“ Beim Final4 in Köln haben „die Zebras“ die Chance, zum vierten Mal die Champions League zu gewinnen. Dazu müssen sie am 31. Mai im Halbfinale aber zunächst Veszprem schlagen. Im anderen Halbfinale bekommt es die SG Flensburg-Handewitt mit dem FC Barcelona zu tun.

Damit spielen Kiel und die Löwen auch in der kommenden Saison in der Champions League. Den Qualifikationsplatz für die Königsklasse sicherte sich die SG Flensburg-Handewitt als Dritter. Als Tabellen-Vierter spielt der noch um die Lizenz kämpfende HSV Hamburg ebenso wie der Fünfte Berlin in der neuen Saison im Europapokal. Sollte Hamburg keine Lizenz bekommen, würde MT Melsungen (6. Platz) international nachrücken.

HSV Hamburg gewinnt

Die Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg haben die Saison mit einem Heimsieg auf dem vierten Tabellenplatz abgeschlossen. Die Hanseaten bezwangen am Samstag den Absteiger TV Emsdetten vor 9828 Zuschauern mit 30:23 (16:11). Ob auch der HSV die Liga verlassen muss, steht indessen noch immer nicht fest. Nach Vereinsangaben sind am späten Freitagabend die nachgebesserten Unterlagen beim Ligaverband HBL eingereicht worden, um in zweiter Instanz doch noch die Lizenz für die kommende Spielzeit zu erhalten. Die Entscheidung soll Anfang der Woche getroffen werden.

Gegen den Tabellenletzten tat sich die Mannschaft von HSV-Trainer Martin Schwalb, die in dem fünffachen Torschützen Zarko Markovic ihren besten Werfer hatte, bis weit in die zweite Hälfte hinein schwer. Emsdetten und sein bester Werfer Janko Bozovic (8) spielten brav mit, ohne allerdings die Gastgeber ernsthaft zu gefährden. Vor dem Spiel hatten der HSV Hamburg und das Publikum ihre gegenseitige Sympathie bekundet. Auf einem Plakat der Anhänger stand: „Wir werden dich begleiten in deinen schwersten Zeiten.“ Die Mannschaft revanchierte sich, indem sie sich beim Einlaufen in die Halle von Fans begleiten ließ.