Die Aufregung um das nicht gegebene Tor von Mats Hummels flaute auch in der Nacht nicht ab, Trainer Jürgen Klopp griff den DFB scharf an. Der Verband setzt sich gegen die Vorwürfe zur Wehr.

Berlin. Jürgen Klopp griff zum Mikrofon und versuchte sich bei der schwarz-gelben Nacht im Kampf gegen den Pokalfrust – vergebens. „Wie doof wären wir denn, wenn wir nach zehn Monaten des Lebens, in denen wir alles gegeben haben, wegen einer Niederlage, die wir nicht einmal komplett allein verbockt haben, alles über den Haufen werfen würden“, tönte der Trainer von Borussia Dortmund mit heiserer Stimme, „denn jeder hat gesehen, was passiert ist.“

Längst kursierten unter den zahlreichen Gästen im Kraftwerk via Smartphones die Fotos von jener Schlüsselszene in der 64. Minute, als der Münchner Dante einen Kopfball von Mats Hummels angeblich sogar 40 Zentimeter hinter Torlinie klärte, aber Schiedsrichter Florian Meyer weiterspielen ließ. Selbst Vermutungen, Hummels habe im Abseits gestanden, wurden durch TV-Bilder entkräftet.

Schon vor Mitternacht hatte der Nationalspieler selbst das besagte Foto bei Facebook gepostet. „Das sieht natürlich bitter aus“, war darunter zu lesen. Trotzig fügte er an: „Im nächstes Jahr gibts nen Titel. Ich weiß nicht welchen, aber es gibt nen Titel!“

„Ich glaube, der Videobeweis würde vieles einfacher machen“, sagte Hummels spontan nach dem Abpfiff. Dafür brauche man keinen Tortechnik, der Fall sei so eindeutig gewesen, konterte Klopp. Ein Torrichter hätte gereicht. „Warum werden Torrichter in Sibirien eingesetzt und nicht im Finale bei einem der größten Verbände der Welt?“, fragte der 46-Jährige sichtlich erregt. Die Information, dass der Assistent an der Seitenlinie auf Tor entschieden hatte und vom schlechter postierten Meyer überstimmt worden sein soll, gab Klopp den Rest: „Das ist ein Hammer!“

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) widersprach allerdings am Sonntag. „Florian Meyer hat seinen Assistenten nicht überstimmt, es gab auch keine unterschiedliche Wahrnehmung der Situation. Von der Seitenlinie kam weder per Fahne noch über Headset das Signal auf ein Tor“, sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.

Das Tor hätte seiner Mannschaft so gut getan, ergänzte indes der BVB-Coach und war sich sicher, dass die von Krämpfen geplagten Bayern das intensive Duell der Erzrivalen nicht mehr gedreht hätten. Stattdessen leitete ein unpräziser Abwurf von Nationaltorhüter Roman Weidenfeller das vorentscheidende 0:1 durch Arjen Robben ein. Der zweite Treffer zum 0:2-Endstand von Thomas Müller in der Nachspielzeit der Verlängerung (120.+3) hatte allenfalls statistischen Wert.

„Wenn das Tor gegeben worden wäre, dann wäre das ein großer Vorteil für uns gewesen. Es ist schade, dass so ein Finale durch so eine Fehlentscheidung entschieden wird. Das ist richtig bitter“, sagte Sportdirektor Michael Zorc.

„Ich gratuliere den Bayern, sie haben nicht unverdient gewonnen“, meinte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und zog die Diskussion mit einer Saisonbilanz wieder auf eine sachliche Ebene. Der BVB sei in den vergangenen vier Jahren zweimal Erster und zweimal Zweiter geworden, habe in drei Endspielen gestanden und zuletzt unter den besten acht Mannschaften in Europa. „Wir werden aus dieser Saison gestärkt hervorgehen. Es wird nicht das letzten Finale sein, das wir gegen die Bayern gespielt haben, sie werden uns nicht los werden“, so Watzke.

Man sei trotz aller Verletzungsprobleme hochzufrieden, meinte Zorc, und Klopp hob besonders hervor: „Diese Saison hat Maßstäbe gesetzt. Wir haben unter anderem ohne sieben Spieler aus dem Champions-League-Finale im letzten Jahr erneut das Viertelfinale erreicht.“ Doch am Samstag in Berlin habe seine Mannschaft nicht das gespielt, was sie könne. „Wir waren auf drei, vier Positionen nicht in Topform.“

Im nächsten Jahr wollen die Borussen mit verstärkter Mannschaft wieder angreifen. „Wir kommen wieder. Wir habe die Jungs dafür. Macht euch keine Gedanken“, versprach Klopp den Fans und warnte die Frustgemeinde im Kraftwerk: „Und wenn ich jetzt noch einen treffe, der 'schade' sagt, dem hau' ich – das Glas aus der Hand.“