Mercedes dominiert auch beim Formel-1-Rennen in Barcelona. Weltmeister Vettel kämpft sich nach Trainingspech noch auf Platz vier vor

Barcelona. In der Stunde des Triumphs auf dem Circuit de Catalunya erinnerte sich Lewis Hamilton an ein wegweisendes Treffen vor etwa zwei Jahren. Ross Brawn, damals Teamchef von Mercedes in der Formel 1, hatte den Piloten aufgesucht, „bei meiner Mutter zu Hause am Küchentisch“, um den Weltmeister von 2008 von McLaren zu Mercedes zu lotsen. Damals habe er ein hervorragendes Gefühl gehabt, beteuerte Hamilton am Sonntag, „aber dass wir im Rennen einmal 30, 40 Sekunden Abstand zu Red Bull würden herausfahren können, hätte ich nie gedacht“.

Tatsächlich beherrschen die Mercedes-Silberpfeile die Konkurrenz inzwischen scheinbar nach Belieben. Der Große Preis von Spanien in Barcelona endete mit dem vierten Doppelsieg in Folge, Nico Rosberg fuhr als Zweitplatzierter 0,6 Sekunden hinter dem nunmehr viermaligen Saisonsieger Hamilton auf Rang zwei. Erst rund 48 Sekunden dahinter folgte auf Rang drei der erste Red Bull – allerdings nicht mit Sebastian Vettel im Cockpit, sondern mit Daniel Ricciardo.

Weltmeister Vettel hatte sich 66 Runden lang im Feld nach vorn gekämpft, er belegte am Ende den vierten Platz, nachdem er wegen Elektronikproblemen im Training und eines Getriebewechsels danach um fünf Startplätze auf den 15. zurückgestuft worden war. Es war die Fortsetzung einer Verkettung von Pech und diversen Problemen mit dem RB10, der nun schon seit Wochen andauert. „Wir haben uns nicht gewünscht, dass es so weitergeht, und wir sind, was das angeht, noch nicht über den Berg“, sagte Vettel nach dem Rennen bei RTL. „Hoffen wir, dass das Training demnächst besser läuft – und dass wir nicht erst am Sonntag nach dem Rennen wissen, wo wir stehen.“ Da konnte er wieder ein wenig lächeln.

Nico Rosberg meinte, ihm fehlte nur eine Runde, um Hamilton zu überholen

Der Weg zum Branchenprimus Mercedes ist noch weit. In der WM-Fahrerwertung belegt Vettel nach fünf von 19 Saisonrennen den vierten Rang, 55 Punkte hinter dem Führenden Hamilton und 52 Punkte hinter Landsmann Rosberg. Der Wiesbadener, der erstmals die Gesamtführung an seinen Teamkollegen abgeben musste, haderte ein wenig mit dem Rennausgang.

Wie viele Runden er noch benötigt hätte, um den von der Poleposition gestarteten Hamilton zu überholen? „Eine mehr vielleicht noch“, meinte Rosberg, „dann hätte ich das Auto noch einmal richtig fliegen lassen können. Leider war das Rennen dann aber zu Ende.“ In Monaco in zwei Wochen, wo er 2013 gewann, will er „noch mal einen Platz herausholen“.

Es war abermals ein Duell auf höchstem Niveau, das sich die Silberpfeile in Barcelona bei eher kühlem Wetter lieferten. Nicht ganz so brachial wie Anfang April in Bahrain, wo sich Rosberg und Hamilton Runde für Runde beharkt hatten. Aber dennoch spannend bis zum Schluss. „Nico war schneller, ich hatte Probleme mit der Balance“, berichtete Hamilton, „ich musste mein Set-up ständig ändern.“

Warum Vettels junger, neuer Teamkollege Ricciardo im Gegensatz zu Vorgänger Mark Webber regelmäßig vor ihm landet und anscheinend besser mit dem RB10 zurechtkommt, ist unklar. Red-Bull-Teamchef Christian Horner meint: „Daniel reagiert vielleicht ein wenig empfindlicher darauf, wie sich das Auto verhält. Sebastian hat noch nicht so das Gefühl fürs Auto. Doch wenn er das im Griff hat, macht er einen Schritt nach vorn.“

Um aber Mercedes noch abzufangen, könnte es zu spät sein. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche sagte am Sonntag: „Wir werden nicht übermütig – aber wir genießen das.“