Vor dem Start in die zweite Saison findet das Format im Ausland bereits Nachahmer

Hamburg. Am Mittwochmorgen waren Carsten Kemmling, Klaus Lahme, Florian Weser und Tim Stilkenbäumer schon um 7 Uhr draußen auf der Alster zum Training. Vor einem Jahr wäre ihnen das nicht passiert, schon weil ihnen das Boot der Einheitsklasse J/70 gar nicht zur Verfügung stand. Aber die Konkurrenz in der Segel-Bundesliga schläft nicht um diese Uhrzeit. „Wir werden ein anderes Niveau erleben als noch in der Premierensaison“, sagt Lahme. Da ist die Titelverteidigung für den Norddeutschen Regatta-Verein (NRV), dessen Geschäftsführer Lahme ist, keine Selbstverständlichkeit.

Beim Berliner Verein Seglerhaus am Wannsee zum Beispiel haben sie eigens vier J/70 angeschafft und einen Trainer angestellt, um nach Platz drei im Vorjahr deutscher Meister zu werden, wie sich der Bundesligasiegermkünftig auch offiziell nennen darf. Oliver Schwall, der die Serie 2013 mit seiner Hamburger Agentur Konzeptwerft ins Leben gerufen hat, hat das zufrieden zur Kenntnis genommen: „Wir mussten gar nicht viel tun, die Begeisterung kam ganz von allein.“

So gab es für die Relegation Anfang April in Glücksburg allein 63 Anmeldungen. Dabei standen für die Bundesliga nur fünf Startplätze zur Verfügung, weitere 18 Clubs, darunter der Hamburger SC, qualifizierten sich für die neue 2.Bundesliga. Offensichtlich hat das Format – übers Jahr in verschiedenen Revieren, unter gleichen Voraussetzungen, in einem gelernten Modus mit Auf- und Absteigern – den „genetischen Code“ der Clubs getroffen, wie Schwall es ausdrückt. Zudem schließt es sportlich eine Lücke zwischen Olympia- und Hobbyseglern. Unter den Aktiven finden sich viele international bekannte Namen, weibliche wie männliche, aber auch Nachwuchssegler wie der 16-jährige Tim Stilkenbäumer.

Die Ruderer hatten bereits 2009 eine Bundesliga erfolgreich etabliert, auch im Golf und in der Leichtathletik ist man bestrebt, die Identitäten und Rivalitäten der Clubs auf diese Weise zu stärken. Die Segel-Bundesliga findet ihrerseits im Ausland Nachahmer. Dänemark hat gerade eine Serie gegründet, Österreich, die Schweiz, Russland und Schweden wollen nachziehen. Sogar eine Champions League ist in Planung.

Am 16. Mai startet die zweite Bundesligasaison auf dem Starnberger See, das Finale findet Ende Oktober, Anfang November auf der Alster statt.