Guardiola will bei Meisterschaft in Berlin sofort in die Kabine verschwinden. Alle Bayern-Profis dürfen mit nach Berlin zur programmierten Rekord-Meistersause. Nur Steuersünder Uli Hoeneß fehlt.

München. Mit Titelfeiern in der Hauptstadt kennen sich die Bayern bestens aus. Exakt 297 Tage nach dem Pokalsieg gegen den VfB Stuttgart, mit dem das Münchner Fußball-Starensemble am 1. Juni 2013 das historische Titel-Triple perfekt gemacht hatte, könnten Kapitän Philipp Lahm und Co. bei der Rückkehr ins Berliner Olympiastadion mit der 24. Meisterschaft den ersten Schritt zum neuen Triple schaffen. Ein Kreis würde sich am Dienstagabend (20 Uhr/Sky) im Spiel gegen Hertha BSC schließen, denn Pep Guardiola könnte mit seiner ersten deutschen Trophäe das große Erbe seines Vorgängers Jupp Heynckes antreten.

„Ich werde sehr glücklich und stolz sein“, sagte der 43 Jahre alte Spanier. Und er könnte mit den Bayern sogar schon am 27. Spieltag triumphieren – eine Runde früher als Heynckes 2013 – und damit die früheste Meisterschaft in 51 Bundesliga-Jahren feiern. Einen März-Meister hatte es noch nie gegeben. Und feiern dürften die Spieler, wie der persönlich noch nicht als „Feierbiest“ auffällig gewordene Guardiola am Montag betonte.

Der komplette Kader werde mit nach Berlin reisen, kündigte der Chefcoach an. „In dem Moment, in dem wir die Meisterschaft gewinnen, müssen wir auch feiern“, erklärte Guardiola. Alle Profis, von Topstar Franck Ribéry bis hin zu Youngster Pierre-Emile Hojbjerg, sollen an der programmierten Party im mit 76.197 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion sowie anschließend im Teamhotel und in der Stadt teilhaben können. Ex-Präsident Uli Hoeneß wird aber nicht dabei sein. Der Rückflug der Chartermaschine nach München ist erst Mittwochmittag angesetzt.

Guardiola will vor Bierdusche flüchten


Der obligatorischen Bierdusche glaubt der auch im Alter von 43 Jahren noch ungemein drahtige Guardiola entkommen zu können. Er werde jedenfalls keinen zweiten Anzug mit nach Berlin nehmen, sagte er. „Vielleicht bleibe ich nach dem Abpfiff nicht auf dem Platz, sondern gehe sofort in die Kabine“, schilderte er. Dass ihn Schweinsteiger, Ribéry oder andere Bierduschen-Spezialisten einholen könnten, „glaube ich nicht“, bemerkte Guardiola. Ob sich die Stars überhaupt bei ihm trauen werden?

Groß reden über mögliche Feierlichkeiten mochte Guardiola im Vorfeld des Spiels nicht. Erst einmal müsse man Hertha schlagen. Wie immer hat der Spanier ein intensives Videostudium des Gegners betrieben. „Das ist mein Job. Hertha ist stark im Konterspiel mit Ramos. Sie haben eine gute Organisation, sind aggressiv“, warnte Guardiola. Und Hertha war in dieser Bundesliga-Saison die bislang einzige Mannschaft, die zwei Tore gegen die Bayern-Abwehr und Manuel Neuer erzielen konnte – bei der 2:3-Niederlage in München.

Auch wenn eine historische Titelverteidigung in der Champions League Unsterblichkeit bedeuten würde, bewertet Guardiola die Meisterschaft als „wichtigsten Titel. Wenn du Meister wirst, ist es auf jeden Fall eine gute Saison“, erläuterte der Spanier. Es wäre für ihn Titel Nummer drei mit dem FC Bayern nach dem europäischen Supercup und dem Gewinn der Club-Weltmeisterschaft.

Hertha rechnet mit „Zehn-Prozent-Chance“


Selbst die erste Saison-Niederlage würde zum Titel reichen, wenn gleichzeitig das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke unentschieden endet. Aber die Bayern wollen mit dem 19. Sieg in Serie auf Nummer sicher gehen. Zumal nicht einmal Hertha-Coach Jos Luhukay so recht daran glauben mag, im eigenen Stadion den Partyschreck spielen zu können: „Wir müssen sehen, wie weit wir in der Lage sind, Widerstand zu leisten“, sagte er und sprach zurückhaltend von einer „Zehn-Prozent-Chance“ auf einen Überraschungssieg.

Die Bayern-Profis wollen aber nicht mehr länger auf die erste Titelsause 2014 warten. „Die Vorfreude ist natürlich groß“, sagte David Alaba: „Wir wollen so schnell wie möglich die Schale holen.“ In Berlin dürften sie beim Feiern auch mehr Gas geben, als wenn es erst am Samstag im Heimspiel gegen Hoffenheim klappen sollte. Denn nur drei Tage später steht bereits das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Manchester United auf dem Plan, das nicht nach einem Party-Wochenende angegangen werden soll. „So bald wie möglich den Titel zu gewinnen, ist besser“, bestätigte Guardiola: „Die Spieler werden sich danach ganz auf Manchester fokussieren.“

Hoeneß würde bei Titelfeier in Berlin fehlen


Uli Hoeneß wird beim möglichen Titelgewinn des FC Bayern gegen Hertha BSC nicht dabei sein. Der Ex-Präsident werde am Dienstagabend im ausverkauften Berliner Olympiastadion nicht auf der Tribüne sitzen, teilte FCB-Mediendirektor Markus Hörwick am Montag mit.

Der 62 Jahre alte Hoeneß war nach seiner Verurteilung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wegen Steuerhinterziehung von seinen Ämtern als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des Champions-League-Siegers zurückgetreten. Seitdem hat Hoeneß die Spiele seines Clubs nicht mehr live im Stadion verfolgt.

Zuletzt hatte er während seines Prozesses am 11. März beim 1:1 des Titelverteidigers im Champions-League-Heimspiel gegen den FC Arsenal in der Münchner Arena zugeschaut.

Die Bayern können am Dienstagabend mit einem Sieg gegen Hertha BSC die früheste Meisterschaft in der 51-jährigen Geschichte der Fußball-Bundesliga perfekt machen. Es wäre der 24. Meistertitel, der erste seit langer Zeit in Abwesenheit von Hoeneß.

Bayern zuletzt siebenmal auswärts Meister


Die letzten sieben Male hat Bayern München die Meisterschaft in der Fremde gefeiert. Auch diesmal „droht“ der Auswärts-Titel. Sollte bei Hertha doch noch etwas schieflaufen, hätten die Münchner die nächste Gelegenheit am Samstag im Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim. Es wäre dann das erste Mal seit 2000 (3:1 gegen Bremen am 34. Spieltag), dass die Bayern wieder vor eigenem Anhang Meister werden würden.

Insgesamt 13 Titel holten die Münchner vor eigenem Publikum, zehnmal sicherten sie sich die Meisterschaft auswärts. Am 8. Mai 2010 feierten die Bayern schon einmal in Berlin, zudem in Wolfsburg (2003 und 2008), Kaiserslautern (2005 und 2006), Hamburg (2001), Braunschweig (1985), Gladbach (1981) und Nürnberg (1932/Finale gegen Frankfurt).

Uefa droht Bayern mit Champions-League-Ausschluss


Wegen homophober Banner muss der FC Bayern München im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester United am 9. April auf die Unterstützung aus einem Fanblock verzichten. Grund sei ein diskriminierender Banner mit der Aufschrift „Gay Gunners“ sowie ein Schmäh-Cartoon gegen Mesut Özil im Achtelfinal-Rückspiel gegen den englischen Topclub FC Arsenal, teilte die Europäische Fußball-Union Uefa am Montag mit. Zudem war in der Münchner Arena ein Transparent zu sehen, auf dem stand: „Say no to racism, yes to Kosovo“. Die Bilder waren auch im Internet veröffentlicht worden.

In der Münchner Fußball-Arena wird deshalb Zuschauerblock 124 geschlossen bleiben. Laut Artikel 14 des Uefa-Disziplinar-Codes ist das die Minimalstrafe. Im Wiederholungsfall folgen demnach ein Geisterspiel und eine Strafe von 50.000 Euro. Sollte sich ein dritter Zwischenfall ereignen, könnten die Münchner aus der Champions League ausgeschlossen werden.

Darüber hinaus müssen die Bayern eine Strafe von 10.000 Euro berappen. Normalerweise passen bei internationalen Spielen 68.000 Zuschauer ins Stadion, in der Bundesliga gar 71.000. Für das Heimspiel gegen Manchester United gab es bereits mehr als 100.000 Vorbestellungen.