Der Hamburger Unternehmer kritisiert scharf die Machenschaften der Wettmafia und beklagt millionenschwere Steuerausfälle des Staates. Wirtschaftliche Existenzen, wie etwa von Züchtern oder Tierärzten, würden gefährdet.

Hamburg. Der Hamburger Unternehmer und Pferdezüchter Christian Herz, mit seinem Vater Günter Herz maßgeblicher Unterstützer der Trabrennbahn in Bahrenfeld, kritisiert scharf die Machenschaften der Wettmafia und beklagt millionenschwere Steuerausfälle des Staates. „Ein erheblicher Teil der Wettumsätze im Trabrennsport, geschätzt 90 Prozent, wird organisiert an der Steuer vorbeigeschleust.“ Damit würden wirtschaftliche Existenzen, wie etwa von Züchtern, Trainern oder Tierärzten, gefährdet.

In der „Welt am Sonntag“ fordert Herz, dass sich der Fiskus endlich um diese Probleme kümmern müsse: „Die vielfältigen illegalen Praktiken finden nicht mal im Verborgenen statt. Bei Konferenzen werden in aller Öffentlichkeit untereinander Tipps ausgetauscht, wie man systematisch das deutsche Recht unterwandert. Es müsste nur mal ein einziger Steuerfahnder auf solche Konferenzen gehen. Da würde er ganz leicht erfahren, wie man zum Beispiel Spieleinsätze manipuliert, etwa indem man die Kunden in andere Wettkanäle transferiert, ohne dass diese es wirklich mitbekommen.“ Für Herz steht fest: „Die Behörden reden das Problem klein. Man ignoriert den Betrug, weil man den Trab- und Galoppsport für unbedeutend hält. Das finde ich grob fahrlässig.“ Der Pferdesport werden „jeden Tag ausgeraubt“.

In der Tat ist Wildwuchs auf dem Wettmarkt unverkennbar. „Die Wettbranche in Deutschland ist momentan ein rechtsfreier Raum. Es gibt illegale Lotto- und Totoanbieter, die im Internet Wetten anbieten, die schalten sogar Anzeigen in großen deutschen Tageszeitungen, aber es wird kaum etwas dagegen unternommen“, sagt Tilman Becker von der Universität Hohenheim. Seit Jahren untersucht er den deutschen Glücksspielmarkt. Es ist ein weitgehend monopolisierter Markt, der unter föderalen Strukturen ächzt.

Nach langjährigen Diskussionen hatte sich der Bund schließlich für die Beibehaltung des Wettmonopols entschieden. Die Umsetzung der entsprechenden Gesetze und Regelungen machte er dann aber zur Ländersache. Mit den Kompetenzen der digitalen Wettaufsicht wurde das Land Hessen bedacht, das wiederum das Regierungspräsidium Darmstadt mit der Durchführung der Aufgabe betraut hat. Ausgerechnet im hochkomplexen Glücksspielmarkt herrscht in Deutschland also behördliche Kleinstaaterei.

Währenddessen fährt die Branche hohe Gewinne ein. Auf 6,5 Milliarden Euro pro Jahr schätzt das Marktforschungsinstitut Goldmedia GmbH die illegalen Umsätze im Bereich der Sport- und Pferdewetten.