Beim 1:2 gegen St. Petersburg gab es erstmals seit langem Spielerklagen beim BVB über fehlende Unterstützung der Fans. Die Freude über den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale war deshalb getrübt. Auch Trainer Klopp und Oliver Kahn zickten sich an.

Dortmund. Frust und Freude lagen dicht beisammen. Bei allem Stolz über den erneuten Einzug in das Viertelfinale der Champions League machten die Dortmunder Profis keinen Hehl aus ihrem Ärger über die trübe Stimmung auf den Rängen. Denn von „echter Liebe“, dem Leitspruch des Revierclubs, war beim 1:2 (1:1) gegen Zenit St. Petersburg nur wenig zu spüren. Schon in der Kabine wurde lebhaft über die Unmutsbekundungen vieler Fans während der Partie diskutiert. „Normalerweise sollten Heimspiele ein positives Erlebnis sein und nicht das Gefühl vermitteln, dass man ein Verbrechen begangen hat“, klagte Kapitän Sebastian Kehl.

Erstmals seit Jahren nahm das in Dortmund eigentlich traditionell gute Verhältnis zwischen Team und Tribüne Schaden. Kehl war sogar der Spaß an seinem ersten Champions-League-Tor im 30. Spiel vergangen: „So etwas hat die Mannschaft nicht verdient. Einige Spieler beschäftigt das sehr.“

Mit zunehmender Spielzeit wurden die zahlreichen Fehlpässe von Pfiffen begleitet. Das verleitete Kevin Großkreutz zu deutlichen Worten: „Dieses Gestöhne, wenn man mal einen Ballverlust hat, das geht gar nicht. Wer mit dem Erfolg nicht umgehen kann, der ist falsch bei der Borussia.“ Die Fans von der Südtribüne, auf der auch Großkreutz vor seinem Profi-Dasein häufig gestanden hatte, nahm er jedoch ausdrücklich von der Kritik aus.

Die kritische Reaktion der Zuschauer kam nicht von ungefähr. Beachtliche sechs der vergangenen zehn BVB-Heimspiele gingen verloren. Immerhin blieb die neuerliche Schlappe am Mittwoch trotz der Gegentore durch Hulk (16. Minute) und José Salomon Rondon (73.) dank des 4:2-Polsters aus dem Hinspiel ohne Folgen.

Das lieferte Jürgen Klopp Argumente, um sein Team in Schutz zu nehmen. „Wir müssen als Borussia Dortmund lernen, dass sich ein großer Erfolg auch manchmal hinter einer 1:2-Niederlage versteckt.“ Notorischen Nörglern empfahl der Coach, sich stattdessen „das andere Champions-League-Spiel des Abends anzusehen“. Trotzig fügte er an: „Im Viertelfinale ist die Crème de la Crème des europäischen Fußballs - und wir. Leider geil.“

Klopp erinnerte daran, dass der BVB auch in der märchenhaften Vorsaison nicht in jedem Spiel die Sterne vom Himmel spielte: „Menschen tun sich schwer, sich an Fußball-Spiele im Detail zu erinnern. Gegen Malaga zu Hause war es alles andere als Zuckerschlecken. Und in Madrid kann ich mich auch nicht erinnern, dass wir wild tanzend ins Finale eingezogen wären.“

Mittelfeldspieler Nuri Sahin ließ gleich im ersten TV-Interview nach dem Schlusspfiff bei Sky mächtig Dampf ab: „Ich will jetzt nichts Falsches sagen, aber ich habe das Gefühl, dass wir uns entschuldigen müssen, dass wir unter den letzten Acht sind. Das stört uns.“

Doch mit einer Vorstellung wie gegen St. Petersburg dürfte es auch in der nächsten Runde schwer fallen, auf den Rängen wieder die altbekannte Euphorie zu entfachen. Zumal dem ohnehin durch Verletzungspech gebeutelten Kader zumindest im ersten Viertelfinalspiel am 1./2. April eine weitere tragende Stütze fehlen wird. Denn Robert Lewandowski bleibt aufgrund seiner Gelbsperre nur die Zuschauerrolle. Zudem musste Marcel Schmelzer mit Leistenproblemen ausgewechselt werden. „Viel schlimmer als die Gelbsperre für Robert wiegt, dass sich Marcel wehgetan hat. Es sieht nicht so gut aus“, kommentierte Klopp mit sorgenvoller Miene.

Anders als im Vorjahr gehört der BVB vor der Auslosung am Freitag nicht zum Kreis der Geheimfavoriten. „Angesichts unserer personellen Situation, sind wir im Viertelfinale Außenseiter – egal gegen wen wir spielen“ befand Mats Hummels. Inständig hoffen alle Beteiligten, dass ihnen ein deutschen Duell mit dem FC Bayern erspart bleibt. Abwehrspieler Hummels würde sich über jeden anderen Gegner mehr freuen: „Ich ziehe Mannschaften vor, gegen die ich bisher noch nicht gespielt habe. Also Barcelona, Manchester oder Chelsea.“

Jürgen Klopp und Oliver Kahn zicken sich an

Der Schlagabtausch zwischen BVB-Trainer Jürgen Klopp und dem ehemaligen Nationaltorwart Oliver Kahn im ZDF kam nicht unerwartet. Beim Champions-League-Spiel zwischen dem BVB und St. Petersburg trafen die Beiden zum ersten Mal nach einem medialen Disput persönlich aufeinander. Sie würdigten sich kaum eines Blickes, der Handschlag fiel kurz aus. Anlass für das kühle TV-Duell war eine ironische Aussage von Klopp über den Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer. Kahn hatte sie als „respektlos und unverschämt“ kritisiert.

Nach der Spielanalyse wagte ZDF-Moderator Oliver Welke sich vor und befragte die beiden Kontrahenten zu ihrem Verhältnis. „Wir hatten noch nie eins“, antwortete Klopp. „Oli Kahn hat immer in Ligen gespielt, mit denen ich nichts zu tun hatte. Und dementsprechend kann er sagen, was er will und ich glücklicherweise ja auch.“ Kahn konterte: Wer austeile, müsse auch einstecken können. „Da muss man ja nicht immer auf alles so sensibel reagieren.“ Er fände es problematisch, wenn es dann auf eine persönliche Ebene geht.