Die querschnittsgelähmte Monoskifahrerin aus München gewinnt bei den Paralympics im Super-G bereits ihre zweite Goldmedaille

Sotschi. Anna Schaffelhuber formte stolz das Victory-Zeichen: Zweites Rennen, zweites Gold. 48 Stunden nach ihrem überraschenden Triumph in der Abfahrt holte sich die erst 21 Jahre alte Monoski-Rennfahrerin am Montag auch überlegen den Sieg im Super-G und sicherte dem deutschen Team das dritte Gold bei den Winter-Paralympics in Sotschi.

7500 Zuschauer im ausverkauften Alpin-Stadion von Rosa Khutor waren begeistert und feierten auf den Rängen eine riesige Party – darunter auch Schaffelhubers Eltern und ihre Brüder. „Das ist unglaublich“, sagte sie überwältigt, „der Druck lag bei den anderen, die mussten einen raushauen. Ich hatte ja schon Gold und war ganz ruhig.“

Silber ging an die Österreicherin Claudia Lösch, Laurie Stephens (USA) gewann Bronze. Anna-Lena Forster, die zweite Deutsche in der Klasse der Sitzenden, schied auf der weichen Piste aus. „Da war mehr Matsch als Schnee“, sagte die 18-Jährige, „ich habe einen Schlag bekommen und konnte es nicht mehr halten.“

Anna Schaffelhuber ist dabei, sich zur alpinen Königin der Sotschi-Spiele aufzuschwingen, nachdem sie bereits im Vorjahr bei den Weltmeisterschaften in La Molina (Spanien) Gold im Slalom sowie zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen gewonnen hatte und zu Deutschlands Behindertensportlerin des Jahres gewählt worden war. „Auf dieser schwierigen Strecke ist sie zurzeit das Maß aller Dinge“, schwärmte der deutsche Verbandschef Friedhelm Julias Beucher. „Sie hat so souverän gewonnen, dass sie damit automatisch in die Favoritenrolle rückt“, sagte er mit Blick auf die noch folgenden Wettbewerbe Slalom, Riesenslalom und Super-Kombination. „Natürlich will ich gewinnen“, sagte Schaffelhuber, die seit ihrer Geburt querschnittsgelähmt ist.

Am Montag ließ sie sich auch von den schwierigen Bedingungen auf der anspruchsvollen Strecke nicht aufhalten und brachte eine sensationelle Fahrt ins Ziel: Ohne Wackler, ohne Rutscher. Dabei musste die Münchnerin 20 Minuten ausharren, bevor sie auf die Piste konnte. Die vor ihr gestartete US-Amerikanerin Alana Nichols stürzte schwer und musste mit einem ausgerenkten Kiefer ins Krankenhaus gebracht werden. Bereits am Sonntag war neben zahlreichen weiteren Athleten auch Monoski-Rennfahrer Georg Kreiter im Super-G schwer gestürzt.

Schaffelhubers Mama Beate war deshalb vor allem froh, dass ihre Tochter heil unten ankam. „Ich hatte so einen Bammel, wenn man die Stürze von der Abfahrt gesehen hat, ich war morgens schon fix und fertig“, sagte sie, kurz nachdem sie ihre Tochter wieder in ihren Armen hatte. „Es ist sehr warm, die Piste sehr weich – das war die große Herausforderung. Ich habe bei den Schlüsselstellen etwas Tempo herausgenommen“, beschrieb Schaffelhuber ihr Erfolgsrezept bei den weiter frühsommerlichen Bedingungen.

„Anna hat alles richtig gemacht, sich keinen Fahrfehler geleistet“, bestätigte Beucher. Nur vier von acht Fahrerinnen waren bei den Monoskifrauen ins Ziel gekommen. In der stehenden Klasse schied die deutsche Fahnenträgerin Andrea Rothfuss wie schon am Sonnabend durch einen Sturz aus. Beucher kritisierte nach den vielen Ausfällen: „Ich habe Zweifel, ob die Strecke nicht zu schwer ist.“