Nur 15 Stunden nach Hockeystar Moritz Fürste erwischte es auch dessen Bruder Jonas. Schwerer Schlag für den UHC im Kampf um die Deutsche Meisterschaft.

Hamburg. Auch am Tag nach der schockierenden Nachricht hatte das Entsetzen manch langjährigen Wegbegleiter fest im Griff. Kais al Saadi, Cheftrainer der Bundesliga-Hockeyherren des Uhlenhorster HC, bat um Verständnis dafür, dass er sich noch nicht in der Lage sah, die schwere Verletzung seines Ausnahmespielers Moritz Fürste und deren Auswirkungen auf den Kampf um die deutsche Feldmeisterschaft zu kommentieren. Und wer wusste, dass es den UHC noch viel härter getroffen hatte, der konnte die Verzweiflung des Coaches, der am 3./4. Mai bei der Endrunde auf der eigenen Anlage am Wesselblek endlich den ersten Feldtitel mit den UHC-Herren holen wollte, nur allzu gut nachvollziehen. Denn neben Moritz Fürste, 29, wird auch dessen Bruder Jonas, 27, lange fehlen. Innerhalb von nur 15 Stunden erlitten beide Risse des hinteren Kreuzbandes im rechten Knie.

Was war passiert? Moritz Fürste hatte sich Mittwoch im Training beim Lehrgang der Nationalmannschaft im südafrikanischen Kapstadt verletzt. Bei einem Sprint war er auf der Betonumgrenzung des Trainingsplatzes weggerutscht und mit dem Gewicht seines Körpers auf das rechte Knie gefallen. Dabei war die Verletzung entstanden. Dass er im September 2011 bereits einmal einen Anriss des vorderen Kreuzbandes im selben Knie erlitten hatte, habe keine Rolle gespielt. „Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände, einfach großes Pech“, sagte Fürste.

Bei Jonas liegt der Fall etwas anders. Bereits im Frühjahr 2009 und im Sommer 2010 hatte er sich das nun erneut angerissene hintere Kreuzband des rechten Knies verletzt. Donnerstag vor einer Woche war er im UHC-Training auf das Problemknie gefallen, hatte die Schmerzen aber nicht allzu ernst genommen und deshalb am Dienstag das Training wieder aufgenommen. Ein Fehler, denn die Verletzung brach erneut in voller Ausprägung auf. „Nun muss ich wohl eine Operation in Betracht ziehen“, sagte der Torjäger. Bei einer Operation ist von mindestens neun Monaten Pause auszugehen.

Moritz Fürste erstaunlich gefasst

Erstaunlich war, wie gefasst Moritz Fürste auf seine Diagnose reagierte: „Dass Joni und mir das zeitgleich passiert, ist natürlich unglaublich. Ich werde alles tun, um so schnell wie möglich wieder fit zu werden.“ Sogar die Teilnahme an der WM in den Niederlanden (31. Mai bis 15. Juni) hat er noch nicht abgehakt. Bundestrainer Markus Weise rechnet jedoch nicht mehr mit dem Welthockeyspieler 2012: „Das mit Mo Fürste ist natürlich sehr deprimierend für uns alle. Die WM ist damit für ihn auf jeden Fall vorbei. Das ist ganz bitter!“

Fürste allerdings, der es schon geschafft hatte, vor den Olympischen Spielen in London zurückzukommen, ist wild entschlossen, das Comeback zu schaffen. „Wenn es eine kleine Chance auf die WM gibt, dann werde ich sie nutzen. Schlimmer wäre es, jetzt nichts zu tun und mir das später vorwerfen zu müssen“, sagte er. Mit drei bis vier Monaten Auszeit rechnen Mediziner bei einem Riss des hinteren Kreuzbandes. „Entscheidend ist aber auch, ob es weitere Verletzungen im Knie gibt. Beispielsweise am Meniskus“, sagt Sportwissenschaftler Norbert Siblum. Er hatte am Hamburger Olympiastützpunkt den Leistungsaufbau von Fürste nach dem ersten Kreuzbandriss betreut.

Moritz Fürste will sich auch dieses Mal nicht operieren lassen, sondern wie vor zwei Jahren durch gezielten Muskelaufbau und Stabilisationsübungen das Knie stärken. „Grundsätzlich ist die Verletzung gut auszuheilen, vor allem, wenn es ein glatter Durchriss ist“, sagt Siblum. Fürste muss zunächst vier Wochen eine Schiene tragen, nach der Rückkehr nach Deutschland am 17. März lässt er das Knie in München von Spezialist Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt begutachten. „Danach entscheide ich, wie es weitergeht. Ich werde kämpfen!“, sagte er.

Das müssen nun auch die UHC-Herren tun. Der Ausfall der Fürste-Brüder wiegt schwer, dennoch ist die Mannschaft stark genug, um immerhin um den Titel mitzuspielen. „Aber natürlich ist es bitter, dass unser Traum, bei der Endrunde auf eigener Anlage gemeinsam zu siegen, geplatzt ist“, sagte Jonas Fürste.