Nürnberg und Braunschweig sorgen für ein Bundesliga-Novum: Drei vergebene Elfmeter in einem Spiel gab es noch nie. Raphael Schäfer parierte gleich zwei Strafstöße, doch vom Trainer gab es wenig Lob.

Nürnberg. Bis auf Gertjan Verbeek hatten alle mächtig Spaß am geschichtsträchtigen Elfmeterkrimi von Nürnberg, sogar die Verlierer aus Braunschweig. „Das war Werbung für den Fußball“, kommentierte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht eine irrwitzig turbulente Partie mit der einmaligen Bundesliga-Bilanz von drei verschossenen Strafstößen, einem Platzverweis und großen Emotionen. „Es war alles drin, was das Fußballherz begehrt: Eine Rote Karte, viele Elfer, im Spiel ging es hin und her“, sagte Matchwinner Raphael Schäfer mit Blick auf den 2:1-Sieg. Der Torwart hielt zwei Elfmeter und sicherte dem Abstiegskandidaten Rückrundensieg Nummer vier.

Noch nie zuvor in einem Bundesligaspiel hatten gleich drei Strafstöße das Tor verfehlt – ein einzigartiges Erlebnis. Noch Minuten später applaudierten die begeisterten Zuschauer ihrem FCN-Ensemble, kaum jemand wollte nach diesem heißen Kick der besonderen Art vorschnell die Arena verlassen. Nur einer ließ sich vom Sieg in Unterzahl und dem Freudentaumel danach am Samstag so gar nicht mitreißen: Nürnbergs Trainer Verbeek. „Schrecklich, wie wir anfangs gespielt haben“, schimpfte der Niederländer mit grimmiger Miene. „Das geht so nicht. Ich habe Mühe, richtig erfreut zu sein.“

Dass der FCN die erste Halbzeit völlig verschlafen hatte, sorgte bei Verbeek für wesentlich mehr Ärger als der Sieg für Begeisterung. Auch Schäfer, eigentlich alles andere als ein Elfmeterkiller, bekam vom angefressenen Verbeek wenig lobende Worte zugeteilt. „Da wird er gut für bezahlt“, befand der erzürnte Coach. „Er hat ein gutes Spiel gemacht, aber er ist auch Kapitän. Und anfangs war er Teil einer Mannschaft, die sehr schlecht gespielt hat.“

Schäfer hatte die miese Anfangsphase längst ausgeblendet, als er über die gehaltenen Braunschweiger Foulelfmeter von Domi Kumbela (40. Minute) und Ermin Bicakcic (63.) plauderte. „Es war gut, sich auszeichnen zu können, wenn man zwei Elfmeter hält, womit die Leute nicht rechnen“, sagte er. Zumal Schäfer bis dato vom Elfmeterpunkt als leicht zu überwindender Keeper galt. Seine Bilanz ist nicht wirklich sehenswert. 2007, im Jahr des Nürnberger DFB-Pokalsieges, wechselte ihn der damalige Trainer Hans Meyer sogar kurz vor dem Elfmeterschießen aus, um die Chancen seines Teams zu erhöhen.

„Vielleicht hat das jetzt geholfen. Danke Hans Meyer“, scherzte Verbeek. Schäfer, machtlos nur bei Kumbelas Führungstor (34.), behauptete mit etwas Ironie: „Ich war schon immer ein Elfmeterkiller, ich habe bisher nur oft Pech gehabt.“ Jetzt aber darf er sich als erst zweiter Nürnberger Torwart seit Rudi Kargus im Februar 1983 bezeichnen, der damals in Stuttgart zwei Elfmeter in einem Spiel parierte. Vereinsübergreifend glückte das zuletzt dem Schalker Ralf Fährmann im Mai 2011 im Ruhrpott-Derby bei Borussia Dortmund.

Da auch Schäfers Gegenüber Marjan Petkovic einen Strafstoß von Hiroshi Kiyotake (68.) an den Pfosten lenkte, ging die Partie sogar in die Liga-Historie ein. Der Nürnberger Blitzstart nach dem Seitenwechsel durch Tore von Kiyotake (46.) und Tomas Pekhart (47.) innerhalb von zwei Minuten verblasste da fast. Auch, dass Nürnberg nach dem Platzverweis gegen Per Nilsson (32.) in Unterzahl drei Punkte erkämpfte, war nur ein Randaspekt. Für Verbeek sowieso.