Rennrodler Felix Loch beschert dem deutschen Team wie schon 2010 das erste Gold

Sotschi. Ausgelassen wie nie feierte Felix Loch seinen zweiten Olympiatriumph. Völlig losgelöst herzte der Rodelkönig in der Eisrinne des Sanki Sliding Center seine Freundin Lisa und bescherte den deutschen Athleten das ersehnte erste Gold bei den Winterspielen von Sotschi. „Überwältigend, das ist einfach nur geil“, frohlockte Loch. „Das ist die Krönung einer perfekten Saison.“

Wie vier Jahre zuvor bei seinem Olympiasieg von Vancouver ließ Loch, 24, in vier Läufen der Konkurrenz um Silbermedaillengewinner Albert Demtschenko und den Dritten Armin Zöggeler keine Chance. Angefeuert von seiner Freundin Lisa und Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer sorgte der Berchtesgadener am Sonntag damit für die erhoffte Initialzündung bei den deutschen Rodlern. „Felix hatte Tränen in den Augen, so kenne ich ihn gar nicht“, berichtete Lochs Lebensgefährtin. „Ich bin völlig durch. Jetzt feiern wir natürlich noch – und zwar ordentlich.“

Mit einem weiteren Coup am Donnerstag in der Teamstaffel kann Loch nun zu seinem Vorbild Georg Hackl, der dreimal Gold einfuhr, aufschließen. „Heute wird auf jeden Fall schwer gefeiert, aber dann ist die Teamstaffel im Fokus“, sagte Loch im ZDF. Schon vor der Medaillenübergabe drückte Hackl seinen Schützling kräftig an die Brust, Bundestrainer-Vater Norbert Loch zeigte einen emotionalen Ausbruch.

„Das wird dem Team Auftrieb geben“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Ich will nicht despektierlich sein, aber es war ein erwarteter Erfolg, einer mit Ansage. Das soll aber die Leistung nicht schmälern.“ Für DOSB-Generaldirektor Michael Vesper ist Loch „ein Vorzeigeathlet, einer wie man ihn sich backen möchte.“ Auch Vater Norbert war von seinem Sohn begeistert. „Da kann man schon mal den Vater rauslassen“, erklärte er seine Gefühle. „Felix ist einfach nur cool, er kann alles. Ich hoffe, das geht noch ein paar Jahre so weiter.“

Nach Anfangsschwierigkeiten landete Sohn Felix im Flutlichtrennen von Krasnaja Poljana einen überlegenen Sieg. Russlands Altmeister Demtschenko, 42, lag vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach am Ende 47 Hundertstelsekunden hinter seinem 18 Jahre jüngeren deutschen Kontrahenten. Freuen durfte sich auch der Italiener Zöggeler, 40, der im wohl letzten Einzelrennen seiner Karriere noch einmal Bronze einfuhr – es war die sechste Medaille in Serie für den Südtiroler.

Der WM-Zweite Andi Langenhan aus Zella-Mehlis verbesserte sich im letzten Lauf noch um einen Rang auf Platz vier. „Ich fühle mich ganz wohl“, sagte der Vancouver-Fünfte. „Ich habe mit Platz drei geliebäugelt, es hat leider nicht geklappt.“ David Möller, 2010 noch Zweiter, beendete seine dritten Winterspiele dagegen als 14. mit einem enttäuschenden Resultat.

„30 Athleten werden hier eine gute Linie fahren, aber nur fünf eine gute Zeit“, hatte Loch vor seinem Wettkampf auf die Tücken der Bahn hingewiesen. Und der Berchtesgadener sollte mehr als recht behalten: Allein Loch und Demtschenko waren am Ende noch einigermaßen eng beieinander, bereits Zöggeler als Dritter hatte deutlich mehr als eine Sekunde Rückstand. Im Rodelsport mehr als eine Ewigkeit.

Nur im ersten Durchgang hatte Topfavorit Loch am Sonnabend Zweifel an seinem erneuten Goldcoup aufkommen lassen. Mit einer betretenen Miene verfolgte der dreimalige Olympiasieger Hackl, inzwischen als Trainer im deutschen Team tätig, Lochs nicht fehlerfreie Fahrt. Erst einmal musste sich der 24-Jährige hinter Demtschenko einreihen, doch dies störte den Berchtesgadener nicht. Er informierte sich vor Lauf zwei lieber über den Derby-Zwischenstand seines geliebten FC Bayern. „Das ist halt mein Verein.“

Und wie die Münchner trumpfte Loch in Lauf zwei meisterlich auf. Mit einer fulminanten Fahrt schaffte er Bahnrekord – Demtschenko zeigte dagegen Nerven und patzte. Plötzlich war bereits zur Halbzeit ein deutlicher Vorsprung da, die deutsche Trainerschar durfte wieder entspannt dreinschauen. Der Grundstein war gelegt – und der Berchtesgadener freute sich auf eine entspannte Nacht. „Essen. Schlafen. Morgen gibt’s dann ein Bier.“

Schon 2010 hatte Loch keine Probleme mit der für Rodelwettbewerbe ungewohnten Nacht gehabt – und war auch nun an Tag zwei hellwach. Als Erster startete der junge Deutsche und schockte seinen russischen Rivalen mit erneutem Bahnrekord. Der letzte Durchgang war dann eine Triumphfahrt für Loch, der nun schon am Donnerstag mit einem weiteren Gold in der abschließenden Teamstaffel sein großes Vorbild Hackl einholen könnte.

Teamkollege Langenhan hatte nach gutem zweiten Lauf sogar noch auf Bronze hoffen dürfen, doch der zweimalige Olympiasieger Zöggeler ließ sich seine sechste Medaille nicht nehmen. Nie in den Kampf um die Podestplätze konnte der Olympiazweite Möller bei seinen letzten Winterspielen eingreifen. Der Thüringer, der im vergangenen Sommer Papa geworden war, holte sich in einem Telefonat Trost bei Lebensgefährtin Caro und nahm’s gelassen: „Das Schöne ist, ich kann nach so einem verkorksten Rennen lächeln.“