Felix Loch aus Berchtesgaden gilt im Rodeln der Männer an diesem Wochenende als großer Favorit. Vor vier Jahren hat er schon einmal Gold gewonnen.

Krasnaja Poljana. Für Altmeister Armin Zöggeler ist alles klar. „Olympia-Favorit? Das ist definitiv Felix Loch. Ich wüsste nicht, wer ihn schlagen soll. Für alle anderen geht es nur noch um Silber und Bronze“, erklärt Italiens erfolgreichster Rodler vor dem Olympia-Rennen an diesem Wochenende in Sotschi mit Blick auf seinen 16 Jahre jüngeren deutschen Konkurrenten.

Natürlich spielt der zweimaligen Olympiasieger aus Südtirol seine Chancen herunter. Dennoch wäre alles andere als ein Sieg von Loch eine Sensation. Und natürlich will der deutsche Überflieger, der 2010 mit 20 Jahren als bislang jüngster Rodler zu Gold fuhr, am Sonntag wieder ganz oben stehen. „Es gibt nichts Besseres! Es gibt nichts Schöneres. Davon träumt jeder Athlet“, schwärmt er in Sotschi.

Gerade 24 Jahre ist Loch alt, dennoch beherrscht der Berchtesgadener die Szene fast nach Belieben. 2008 ging der Stern des Rodlers auf, als er seinen ersten Weltmeistertitel einfuhr. Ein Jahr später schaffte er seinen zweiten WM-Sieg und landete mit dem Olympiasieg von Vancouver 2010 den ganz großen Coup.

Loch scheint nicht zu stoppen sein. Vier WM-Siege hat der gebürtige Thüringer inzwischen zu Buche stehen, auch im Weltcup-Alltag diktiert er das Tempo. Vor drei Wochen machte Loch bereits seinen dritten Weltcup-Gesamtsieg in Folge perfekt und avancierte damit noch vor Georg Hackl zum erfolgreichsten deutschen Rodler im Weltcup.

Dass er in Krasnaja Poljana Favorit auf den zweiten Gold-Triumph ist, weiß Loch nur zu gut. Noch ungeschlagen ist er im Jahr 2014, seine drei vergangenen Weltcup-Rennen gewann er überlegen. Vorschusslorbeeren sind aber nicht die Sache des Sohnes von Bundestrainer Norbert Loch. „Schlussendlich muss einfach alles passen. Wir werden sehen, was an diesen beiden Tagen herauskommt“, erklärt er mit Blick auf die vier Läufe am Wochenende.

Auch dass er bei einem erneuten Olympiasieg auf dem besten Wege wäre, in seiner Sportart weitere Superlative zu schaffen, lässt ihn kalt. „So denke ich nicht“, betont er. „Ich versuche, jedes Jahr das Beste herauszuholen.“ Nur der Moment zählt für Loch, und auf den kann er sich unglaublich fokussieren. Für seinen Mentor Hackl („Ich vertraue ihm, ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich bin“) ist genau diese mentale Stärke Lochs größtes Plus. „Das ist Wahnsinn, wie cool der Hund ist“, schwärmt der dreimalige Olympiasieger.

Die Olympia-Eisrinne in Sotschi, die gleich drei Bergauf-Passagen aufweist, dürfte Loch auf jeden Fall liegen. „Ich komme gut mit der Bahn zurecht. Mir macht sie schon sehr viel Spaß“, lacht er. Kein gutes Zeichen für die Konkurrenz. Dennoch wird er bei der Entscheidung keine Geschenke bekommen. Dass Zöggeler immer noch schnell ist, hat er mit zwei Siegen in diesem Winter bewiesen. Auch Zöggelers Landsmann Dominik Fischnaller ist ein Medaillenanwärter im Sanki Sliding Center. Und Russlands Hoffnung Albert Demtschenko, sogar schon 42, sollte beim Heim-Rennen niemand unterschätzen.

Auch die anderen deutschen Starter rechnen sich Medaillenchancen aus. Routinier David Möller, 32, aus Sonneberg holte schon in Vancouver Silber. „Mein Vorteil ist meine Erfahrung“, sagt er. Und für Andi Langenhan, 29, aus Zella-Mehlis spricht, dass er vor einem Jahr die Olympia-Generalprobe gewann. „Die Konkurrenz denkt, der Andi dümpelt so ein bisschen da hinten rum. Das sollen sie ruhig denken“, sagt er.

Medaillenanwärter gibt es einige, den Druck des Siegenmüssens hat aber allein Loch. Kein Problem: „Das ist ja das Schöne: Ich habe meine Goldmedaille schon“, sagt der Berchtesgadener. Geht es nach ihm, muss die Konkurrenz noch eine Weile hinterherfahren. Bis 2018 will er definitiv weiterrodeln, und: „Ich gehe auch noch von 2022 aus.“

Übrigens hat Felix Loch mit seinem Olympiasieg in Vancouver auch privat das große Glück gefunden. Als der Olympiasieger nach dem langen Flug von den Winterspielen in München eintraf, wurde ihm eine Betreuerin namens Lisa zugeteilt. „Na ja, und dann habe ich sie gefragt, ob wir uns noch einmal sehen“, erinnert sich der Rodler an die Jubelfeier. „Dann haben wir halt Handy-Nummern ausgetauscht, und ein paar Tage später war ich eh in ihrer Nähe, und wir haben uns getroffen.“

Bald bezogen beide ihre gemeinsame Wohnung in Bischofswiesen am Fuße des Watzmanns. Am Wochenende drückt ihm Lisa wieder die Daumen. Diesmal aber live vor Ort.