Handball-EM: Team von Claude Onesta deklassiert nach einer Galavorstellung den dänischen Gastgeber mit 41:32

Herning. Frankreichs Handballer haben sich als Partyschreck erwiesen und dem dänischen Gastgeber das EM-Gold in eindrucksvoller Manier vor der Nase weggeschnappt. Die Mannschaft von Trainer Claude Onesta besiegte Dänemark nach einer Galavorstellung im Finale mit 41:32 (23:16) und holte nach 2006 und 2010 ihren dritten EM-Titel.

Die Dänen verloren vor 14.000 Zuschauern in Herning nach den Triumphen von 2008 und 2012 erstmals ein EM-Endspiel, kassierten nach der historischen 19:35-Niederlage bei der WM gegen Spanien zudem schon die zweite deutliche Finalpackung binnen zwölf Monaten.

„Wir hatten alle Möglichkeiten, ein gutes Spiel zu machen, und dann beginnen wir wieder katastrophal. Es ist furchtbar“, sagte der dänische Rückraumspieler Mikkel Hansen. Und Dänen-Coach Ulrik Wilbek meinte: „Wir sind auf eine fantastische französische Mannschaft getroffen, die im Grunde keine Fehler gemacht hat. Wir konnten abwehrtechnisch nicht mithalten. Unsere Würfe waren nicht mutig genug, und irgendwann wurde der Rückstand einfach zu groß.“

Bei den Franzosen kannte der Jubel hingegen keine Grenzen. „Das ist großartig. Wir haben einen super Teamgeist in dieser Mannschaft. Die Älteren geben ihre Erfahrung an die Jüngeren weiter“, sagte Trainer Onesta. Rückraumspieler Nikola Karabatic rang nach dem zweithöchsten Finalsieg in der EM-Historie nach Fassung. „Das war ein magisches Turnier. Wir haben noch nie so gut gespielt“, sagte Karabatic.

Vor den Augen der dänischen Königin Margrethe und Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt fügte die Equipe Tricolore den Skandinaviern im achten Turnierspiel die erste Niederlage zu und vermieste den Hausherren die ersehnte Goldparty. Aus einer entfesselt aufspielenden französischen Mannschaft ragte Torhüter Thierry Omeyer und Linksaußen Michael Guigou mit seinen zehn Treffern heraus. Aufseiten Dänemarks traf Superstar Hansen am häufigsten (9).

Bronze ging an Weltmeister Spanien. Die Iberer setzten sich im Spiel um Platz drei gegen Kroatien mit 29:28 (16:13) durch. Im Halbfinale war die spanische Auswahl an Frankreich gescheitert (27:30), die Kroaten hatten gegen Dänemark verloren (27:29). HSV-Profi Joan Cañellas steuerte im Spiel um Platz drei mit acht Treffern die meisten Tore für sein Team zum knappen Sieg bei, den die Iberer erst in den letzten 90 Sekunden klarmachen konnten.

Mit 50 Toren in acht Spielen ist der Spanier bei einer Wurfquote von 78 Prozent zudem Torschützenkönig des Turniers. Auf der Gegenseite schloss sein HSV-Teamkollege und Welthandballer 2013 Domagoj Duvnjak (Text links) mit acht Toren ebenfalls am erfolgreichsten für seine Mannschaft ab.

Die immense Bedeutung des „Traumfinales“ wurde bereits unmittelbar vor dem Anpfiff deutlich, als sich Dänen-Coach Ulrik Wilbek noch einmal das Mikrofon schnappte und bei den Fans um bedingungslose Unterstützung warb. Doch an den Zuschauern lag es beileibe nicht, dass Dänemark phasenweise vorgeführt wurde.

Frankreich, das seit 1993 keines seiner sieben Endspiele verloren hatte, erwies sich in der rot-weißen Partyhölle von Herning von Beginn an als Spielverderber. Hinten ließ der Ex-Kieler Omeyer die dänischen Angreifer reihenweise verzweifeln, vorne versenkten Karabatic, der vor der Partie als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet worden war, und Daniel Narcisse einen Ball nach dem anderen.

Als Dänen-Keeper Niklas Landin beim Stand von 4:10 (13.) entnervt ausgewechselt wurde, hatte er noch nicht einen Wurf entschärft. Und so war die Partie wenig später beim 7:17 (22.) praktisch schon entschieden. Selbst als Rechtsaußen Hans Lindberg (HSV Hamburg) mit drei Treffern in Serie kurz vor der Pause noch einmal verkürzte (11:19), keimte beim Publikum kaum Hoffnung auf die Wende auf.

Auch im zweiten Durchgang ließen die Franzosen keinen Zweifel an einem Erfolg aufkommen. Karabatic („Finals spielt man nicht, sondern man gewinnt sie“) und Co. hatten das Geschehen jederzeit im Griff und bauten die Führung sogar noch aus.

Dänemark: Hansen (9), Lindberg (6), Mollgaard (4), Noddesbo (3), Spellerberg (2), Christiansen (2), Mogensen (2), Toft Hansen (1), Eggert (1), Sondergaard (1), Larsen (1) – Frankreich:Guigou (10/3), Porte (9), Abalo (7), Narcisse (6), Karabatic (5), Sorhaindo (2), Nyokas (2) – Zuschauer:14.000